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Klasseleistung der SG reicht nicht

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Ausverkaufte Flens-Arena, fantastische Stimmung und ein Spiel in Hochgeschwindigkeit über 60 Minuten auf höchstem Niveau: "Das war geile Werbung für den Handball", schwärmte Spielmacher Thomas Mogensen. Nur eines stimmte nicht an diesem Abend aus Flensburger Sicht: Das Ergebnis. Die SG Flensburg-Handewitt hatte sich in der Neuauflage des Champions-League-Halbfinals vom 31. Mai gegen den FC Barcelona mit 33:37 (16:16) geschlagen geben müssen. Die Enttäuschung bei SG-Trainer Ljubomir Vranjes hielt sich in Grenzen, obwohl die SG nach zwei Niederlagen in der Gruppe B weiterhin auf Rang drei liegt. "Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht. Ich bin stolz auf meine Mannschaft", sagte der Schwede. "Aber Barcelona war heute die bessere Mannschaft."

In einer packenden Partie hatten in der zweiten Hälfte Kleinigkeiten den Ausschlag zugunsten der Weltauswahl aus Spanien gegeben. Beim 19:18 (34.) unterliefen den Flensburgern drei Fehler in Folge, und Barcelona lag innerhalb von 40 Sekunden mit 21:19 vorn. Beim 25:27 parierte Danijel Saric im Barca-Tor innerhalb von Sekunden zwei Mal gegen Lars Kaufmann und Anders Zachariassen, und im nächsten Angriff traf Anders Eggert den Pfosten. Der spanische Meister nutzte auch diese Chance und zog auf 29:25 weg. Das waren aus Flensburger Sicht die Knackpunkte im besten Handballspiel seit langem in der Flens-Arena. "Natürlich sind wir enttäuscht, wir hätten lieber gewonnen", meinte Lars Kaufmann. "Aber wenn du Barcelona schlagen willst, musst du einen perfekten Tag haben. Und den hatten wir heute nicht", sagte der Rückraumspieler.

Einen fast perfekten Tag hatte dagegen das Starensemble aus der Hauptstadt Kataloniens. "Es ist lange her, dass ich eine so starke Mannschaft gesehen habe", urteilte Ljubomir Vranjes. "Fast jede Entscheidung, die die Spieler getroffen haben, war richtig." Und im Gegensatz zum 31. Mai, als der FC im Halbfinale des "Final4" in der 52. Minute bei einer 32:26-Führung das Spiel abgehakt hatte, blieben die spanischen Ballkünstler diesmal bis zum Schlusspfiff hochkonzentriert, nahmen auch nach einer 32:28-Führung in der 53. Minute nicht den Fuß vom Gas. "Wir waren heute über 60 Minuten sehr fokussiert", bestätigte Rechtsaußen Victor Tomas, neben Nikola Karabatic, Daniel Sarmiento und Kiril Lazarov einer der Erfolgsgaranten beim FC. "Ich bin sehr glücklich, in Flensburg gewonnen zu haben", meinte ein erleichterter FC-Trainer Xavier Pascual, der nach der Halbfinal-Pleite alle Schuld auf sich genommen hatte. "Wir haben ein großartiges Spiel abgeliefert, und die Zuschauer haben eine große Show gesehen."

Die Ursachen für die Niederlage machte Ljubomir Vranjes an diesem Abend in der Abwehr aus. Mit 37 Gegentreffern hatte die SG in 60 Minuten so viele Gegentore kassiert wie seit drei Jahren nicht mehr (24:38 gegen Ciudad Real). "Wir haben Barcelona in der Abwehr einfach nicht zu packen bekommen", analysierte er und führte dies in erster Linie darauf zurück, dass sein Mittelblock mit Tobias Karlsson und Jakob Heinl durch einen Magen-Darm-Virus geschwächt war. Immer wieder schufen Karabatic und Sarmiento Lücken und trafen selbst oder brachten Kiril Lazarov in Wurfposition. Der Mazedonier erzielte zehn Tore mit einer Präzision, gegen die auch ein starker Mattias Andersson im SG-Tor machtlos war.

Mit Holger Glandorf hatten die Flensburger ebenfalls einen Linkshänder, der kaum zu bremsen war. Der Ex-Nationalspieler brachte es sogar auf elf Treffer. Dem gegenüber standen aber neun Fehlversuche, die meisten davon in den ersten 15 Minuten. Solange hatte Glandorf benötigt, bis er sein Visier justiert hatte. "Wir haben im Angriff sehr gut gespielt", hatte Vranjes an seiner Offensive nichts auszusetzen. "Wir sind gegen diese spanische Mauer immer wieder durchgekommen und haben unsere Chancen gekriegt", wunderte sich Linksaußen Anders Eggert. "Aber Chancen erspielen und sie verwandeln sind zwei verschiedene Dinge. Ein paar hundertprozentige haben wir nicht gemacht."

Bereits am Sonntag treffen beide Teams erneut aufeinander - diesmal im Palau Blaugrana. "Da werden wir versuchen, eine bessere Abwehr hinzustellen", versprach Rechtsaußen Lasse Svan, der seinen Vertrag bei der SG um zwei weitere Jahre bis zum Sommer 2017 verlängert hat und dafür von den Fans frenetisch gefeiert wurde.