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Begegnung mit einem Mythos

(sh:z; Jan Wrege) Alle 79 Stunden ein Spiel der SG Flensburg-Handewitt - aber dieses ist ein besonderes. Der FC Barcelona gibt sich die Ehre in der Flens-Arena (heute 21 Uhr/live bei Sky). Die blau-roten Ballwerfer haben sich im Handball einen ähnlich mythischen Rang erarbeitet wie die Barça-Fußballer und abgeräumt, was an Trophäen zu ergattern war, neben 29 spanischen Meisterschaften auch acht Mal den europäischen Landesmeisterwettbewerb bzw. die Champions League gewonnen. "Man freut sich immer wieder, sich mit den Besten der Welt  zu messen. Barcelona gehört zu den wenigen Mannschaften, die uns zu Hause schlagen können - umso größer ist die Herausforderung", sagt SG-Trainer Ljubomir Vranjes.

Es ist "nur" ein Vorrundenspiel der Gruppe B, trotzdem kribbelt es wie bei einem K.o.-Match. Es ist die Neuauflage des Halbfinales der Königsklasse vom 31. Mai in Köln, der Titelverteidiger trifft auf den Rekordsieger, und es geht um wichtige Punkte. "Es wäre richtig gut, Erster oder Zweiter in der Gruppe zu werden", sagt Linksaußen Anders Eggert, der schon drei Spiele mit der SG gegen Barça bestritten hat und weiß, was Flensburg heute erwartet: "Ein hammergeiles Spiel. Wir freuen uns darauf, weil wir einen guten Lauf haben."

Nicht nur wegen der Pleite in Köln, als Barcelona kurz vor Schluss einen Sechs-Tore-Vorsprung verspielte, haben die Spanier ungute Erinnerungen an die SG. Im Viertelfinale 2007 wurden sie in Flensburg mit 31:21 überrollt. Dennoch bestehen fast freundschaftliche Beziehungen zwischen der Fördestadt und der Mittelmeer-Metropole. Vranjes tauscht sich mit seinem Kollegen Xavi Pascual regelmäßig aus. Auch SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke steht mit seinem Pendant Xavier O'Callaghan in engem Kontakt, beide sind Vizepräsidenten in der Group Club Handball. "Ich wünsche Ljubo immer das Beste - außer am Sonnabend", sagte Pascual, der vor fünf Monaten alle Schuld für den verpassten neunten CL-Sieg auf sich nahm: "Alle Fehler gehen auf meine Kappe."

Der Trainerfuchs und sein Team dürften sich kaum noch einmal blenden lassen, vermutet SG-Rechtsaußen Lasse Svan: "Die haben uns unterschätzt. Das wird nicht wieder passieren." Im Team von Barcelona  hat sich seit Mai wenig getan, gestern Abend checkte im "Hotel des Nordens" eine Weltauswahl ein. Torhüter Arpad Sterbik wechselte zwar zu Vardar Skopje, dafür rückte das Talent Gonzalo Perez de Varga an die Seite der Spitzenkraft Danijel Saric. Vom THW Kiel kamen Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson (für Juanin Garcia) und der Halblinke Wael Jallouz, der hinter den Stars Siarhei Rutenka und Nicola Karabatic aber kaum spielt.  Nominell ist Barça gegen die umgebaute und von Personalsorgen betroffene SG also Favorit, wenngleich Pascual dies bestreitet: "Wenn der aktuelle Champions-League-Sieger zuhause antritt, ist er natürlich Favorit."

Am Abschlusstraining gestern in der Duburghalle konnte neben Jacob Heinl auch Tobias Karlsson  nicht teilnehmen. Beide plagt ein Magen-Darm-Virus. Dafür war Anders Zachariassen dabei, mit gebrochener Nase und geschwollenem Gesicht. Vranjes rechnet sogar mit einem Einsatz des Dänen: "Wir müssen abwarten, was die Ärzte sagen. Er will unbedingt spielen. Wer möchte das nicht, wenn es gegen so einen Gegner geht - und das zu Hause?"