(sh:z; Jan Wrege) Schon das zweite Auswärtsspiel ihrer Europacup-Geschichte führte die SG Flensburg-Handewitt in die Türkei. Im Januar 1996 trat der Bundesligist in einer angejahrten Turnhalle mit je einer Holzbank an den Längsseiten vor großzügig geschätzten 100 Zuschauern gegen ASKI Ankara an. Die Gastgeber reichten Pfefferminztee und machten der SG eine Woche nach dem 40:17 in der Fördehalle auch den 28:22-Auswärtssieg nicht sehr schwer. Fast 19 Jahre später hat es eine türkische Mannschaft erstmals in die Champions League geschafft und gleich den Titelverteidiger gezogen: Besiktas Istanbul, ein Name von Rang im Fußball, im Handball aber noch ein unbeschriebenes Blatt. Auf die SG wartet heute (19.30 Uhr/live bei Sky) also wieder ein sportliches Abenteuer. Schon gestern ging es auf die Reise Richtung Bosporus, wobei neben dem Langzeitverletzten Jim Gottfridsson auch Anders Eggert fehlte. Der Linksaußen wird wegen Achillessehnen-Beschwerden geschont.
Obwohl die Flensburger eine der faszinierendsten Städte der Welt besuchen, bleibt für touristische Unternehmungen keine Zeit. "Flughafen, Hotel, Training, Essen, Schlafen, Besprechung, Spaziergang, Spiel, Essen, Schlafen, Rückflug", nannte Ljubomir Vranjes die Programmpunkte für seine Spieler in Istanbul. Und der Trainer hat sich natürlich nicht mit Reiseführern für die 14-Millionen-Metropole beschäftigt, sondern mit der Videoanalyse des Gegners. "Besiktas ist eine Mannschaft mit einem ganz direkten Spiel. Die Spieler haben gute individuelle Fähigkeiten und keine Angst, Richtung Tor zu gehen", stellte der Schwede fest.
Bekanntester Akteur der Gastgeber ist der Kroate Ivan Nincevic, ehemaliger Linksaußen der Füchse Berlin. Weitere Routine aus Osteuropa holte sich der zehnmalige türkische Meister in Spielmacher Viktor Ladyko (Ukraine), den Serben David Rasic und Predrag Dacevic (Ex-Melsungen) sowie im Kroaten Josip Buljubasic. Und auch ein Spieler mit deutschem Pass gehört dazu: Der der gebürtige Chilene Erwin Jan Feuchtmann Perez spielt im linken Rückraum und erzielte am Sonntag bei einer 25:35-Niederlage in Barcelona sechs Tore. Auch in Plock und zu Hause gegen Kolding verlor Besiktas und belegt daher den letzten Platz in der Gruppe B. Dennoch wird die SG mehr Widerstand und eine andere Atmosphäre erleben als damals in Ankara. Besiktas erwartet heute 3000 heißblütige Fans.
