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SG quält sich zum Sieg in Eisenach

(sh:z) Mit dem 26:20 (13:8) beim ThSV Eisenach war der dritte Platz in der Handball-Bundesliga und damit die Teilnahme an der nächsten Champions League besiegelt. Die Akteure der SG Flensburg-Handewitt umarmten sich und feierten mit rund 50 mitgereisten Fans. Der Jubel, der wenig später aus der Kabine drang, war nicht zu überhören. 

In diesem Moment schnappte Ljubomir Vranjes einen Dialog auf. „Wir waren gerade einmal 20 Sekunden in der Kabine, da haben die Spieler schon von Barcelona gesprochen“, berichtete der SG-Trainer. „Weil das so direkt nach dem Spiel geschah, ist für mich klar, dass meine Spieler schon vor dem Spiel mit den Gedanken woanders waren als in Eisenach.“ Für einen Coach, der stets darauf bedacht ist, den Fokus nur auf eine Aufgabe zu legen, gilt so etwas fast als „Todsünde“. In der Pressekonferenz äußerte er aber Verständnis. „Aus meiner eigenen Spieler-Karriere weiß ich, wie schwer es ist, vor so einem Höhepunkt wie dem Final 4 den Kopf freizubekommen“, erzählte Ljubomir Vranjes und betonte: „Die Einstellung einiger Spieler stimmte heute nicht. Dabei hatte ich vorher genau aufgezeigt, was in so einem Fall in Eisenach passiert.“ 

45 Minuten mischte der Absteiger munter mit, demonstrierte, dass er sich mit einer stärkeren Leistung als zuletzt aus der Bundesliga verabschieden wollte. Dabei halfen auch Unzulänglichkeiten im Flensburger Angriff. Als der diesmal blasse Holger Glandorf einen Wurf in das Fangnetz hämmerte, überschlug sich der Eisenacher Hallensprecher fast vor Erregung: „Das war drüber – jetzt geht es nach vorne, Freunde!“ Kurz darauf erzielte der Spanier Mikel Aguirrezabalaga das 6:5, die einzige Führung für den ThSV.

Einen schwarzen Tag erwischte Anders Eggert. Bezeichnend, dass ein Siebenmeter vom Körper des ThSV-Keepers Rene Villadsen an den Pfosten kullerte. Auch sonst kaufte der Eisenacher Schlussmann dem bekannteren Landsmann stets den Schneid ab. „Aus der dänischen Liga kennen wir uns nicht, er ist ja vier Jahre jünger als ich, und auch vom Fernsehen kann ein Torwart eigentlich nicht so viele Erkenntnisse gewinnen, dass er alles hält“, rätselte Anders Eggert über seine Nullquote. „Es lag wohl daran, dass ich nicht so geworfen habe, wie ich es eigentlich wollte.“ Ljubomir Vranjes reagierte, verbannte den Goalgetter für eine Viertelstunde auf die Bank und setzte Michael Knudsen als zweiten Kreisläufer ein. In seinem letzten Bundesliga-Spiel kam der routinierte Däne sogar einmal in die Verlegenheit, von Linksaußen werfen zu müssen – und scheiterte auch an Rene Villadsen. „Das hätte aber auch einen Siebenmeter geben müssen“, schmunzelte Michael Knudsen später.

Zum Glück für die SG lief es auf der anderen Angriffsseite besser, wo Lasse Svan und Steffen Weinhold auf Torejagd gingen. Dennoch blieb es bis zum 18:19 (46.) eng, als die SG das „Kunststück“ fertig gebracht hatte, den Ball direkt nach dem Anwurf wieder aus der Hand zu geben. „So etwas darf einfach nicht passieren, darüber müssen wir noch sprechen“, ärgerte sich Mattias Andersson. Der Schwede war im SG-Gehäuse gewohnt stark und leitete mit einem sehenswerten Abwurf das 18:22 ein – natürlich über Lasse Svan. Die Punkte waren im Sack, und kurz darauf durfte auch offiziell über das Final 4 geredet werden. Überschäumende Euphorie kam nicht auf. Michael Knudsen: „Wenn wir so spielen wie heute, müssen wir gegen Barcelona erst gar nicht antreten.“