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Lob für atemberaubendes Tempospiel

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Stehende Ovationen des eigenen Anhangs, ein überwältigter Gäste-Trainer und hilflose Gummersbacher Spieler, die sich am Ende nur noch mit nickeligen Fouls zu helfen wussten - besser hätte die Generalprobe für das Achtelfinal-Hinspiel der Champions League nicht ausfallen können. Vier Tage vor dem Auftritt beim RK Celje hatte die SG Flensburg-Handewitt in der Handball-Bundesliga Altmeister VfL Gummersbach beim 35:23 (20:11) förmlich an die Wand gespielt und dabei besonders in der ersten Hälfte zum Teil atemberaubenden Tempohandball geboten. Kein Wunder, dass Trainer Ljubomir Vranjes anschließend strahlte und mit einem Lächeln feststellte: "Im Moment ist es schön, Trainer dieser Mannschaft zu sein."

Tief beeindruckt vom Auftritt der Gastgeber war auch Emir Kurtagic. Der Auftritt seiner in jeder Hinsicht überforderten  Mannschaft war dem Gäste-Coach gerade einmal einen Satz Wert: "Wir haben nicht das erreicht, was wir uns vorgenommen hatten." Und dann schwärmte er über den Gegner: "Die SG hat auf höchstem Niveau gespielt, gegen diesen Tempohandball hatten auch andere, die gut vorbereitet waren, keine Chance. Und wie die Flensburger jeden Fehler im Angriff bestrafen, ist in der Bundesliga einmalig." Das hatte der Altmeister, der an diesem Abend in der Flens-Arena in vielen Szenen "alt" aussah, schmerzhaft zu spüren bekommen. Allein 13 Tore hatten die Gastgeber aus Gegenstößen erzielt.

Aber auch im normalen Spiel hatten die Oberbergischen den Flensburgern nichts entgegen zu setzen. Ein ums andere Mal spielten Thomas Mogensen, Jim Gottfridsson und Co. die Gummersbacher Defensive auseinander, kreierten beste Wurfpositionen für ihre Mitspieler oder marschierten selbst durch die löchrige VfL-Abwehr. "Wir sind konzentriert, diszipliniert, haben eine gute Einstellung", lobte Ljubomir Vranjes. "Hinzu kommen individuelle Klasse und ein Teamspiel, das im Augenblick richtig gut läuft. Das macht die Mannschaft wirklich gut." Worte, die belegen, dass die SG dem Handball, wie ihn sich der 40-jährige Schwede vorstellt, immer näher kommt. "Es steckt aber auch viel harte Arbeit dahinter", betonte Vranjes.

Vor allem in der Defensive, der Basis für das erfolgreiche Konterspiel der Flensburger. Zwei starke Torhüter, ein stabiler Mittelblock und aggressive Halbverteidiger machten dem VfL das Leben schwer. "Wir waren von der ersten Sekunde an da, haben von Beginn an 100 Prozent gegeben, da hat Gummersbach schnell den Glauben verloren", analysierte Spielmacher Thomas Mogensen, der mir Jim Gottfridson immer besser harmoniert. "Unsere Gegenstöße waren richtig gut", ergänzte der junge Schwede. "Und wir sind auch sehr viel gelaufen." Dass die Flensburger angesichts ihres momentanen Laufs überheblich werden könnten, fürchtet Gottfridsson allerdings nicht. "Jeder Gegner kann uns gefährlich werden, wir müssen immer bereit sein."

Am Sonntag zum Beispiel wieder. Dann steht das wichtige Achtelfinal-Hinspiel (19.15 Uhr) bei RK Celje an. Und dort wollen sich die Flensburger eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel eine Woche später in der Flens-Arena schaffen. "Wir wollen ins Viertelfinale", unterstrich Vranjes. Deshalb dauerte die Freude des Schweden über die Klasse-Partie gegen Gummersbach auch nur bis nach Hause. "Denn fängt für mich sofort die Vorbereitung auf das Spiel in  Celje an."