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GWD Minden

Über 6000 Zuschauer erlebten am 15. Mai 1977 das Finale um die deutsche Meisterschaft. Es war ein Kampf auf Augenhöhe zwischen dem TV Großwallstadt und GW Dankersen. 20:20 hieß es kurz vor Schluss. Da drängte der Isländer Olafur Jonsson in die TVG-Deckung und holte einen umstrittenen Siebenmeter heraus. Landsmann Axel Axelsson verwandelte zum 21:20. Als im Gegenzug Torwart Rainer Niemeyer den letzten Großwallstädter Wurf parierte, war die Verlängerung verhindert. „Die Favoritenstellung, wie sie uns aufgebürdet wurde, kann eine große Belastung sein", atmete GW-Coach Vitomir Asrenijevic durch und freute sich erst dann über den Titel. Es war nach 1971 die zweite Hallen-Meisterschaft für die Westfalen, die heute als GWD Minden firmieren.

Nahe der Heimat: Der Däne Anders Oechsler.

Erfolge, die beweisen, dass die Grün-Weißen eine große Tradition besitzen. Triumphe, die aber auch schon lange zurückliegen. Seitdem folgten zwar noch viele Erstliga-Erlebnisse, aber auch längere Stippvisiten in der grauen Zweitklassigkeit. Im Moment ist man an der Weser froh, 2012 wieder in die DKB Handball-Bundesliga aufgestiegen zu sein und sich dort in einem packenden Existenzkampf knapp behauptet zu haben. Leidtragender war – wie vor 36 Jahren – der TV Großwallstadt, der den Kürzen zog und in den sauren Apfel des Abstiegs biss.

Den Klassenerhalt lobte die Klub-Führung wieder als Ziel aus und stellten das Kommando unter einen neuen Chef. Nach einer längeren Hängepartie wurde Goran Perkovac verpflichtet. Der Kroate verfügt nach 24 Jahren in der Schweiz zwar über sehr gute Deutsch-Kenntnisse, die DKB Handball-Bundesliga ist für ihn aber Neuland. Wohl auch um einen reibungslosen Übergang zu garantieren, setzte GWD im Kader auf Kontinuität. Nur im rechten Rückraum wurde eine Veränderung vorgenommen. Der „verlorene Sohn" Moritz Schäpsmeier kehrte nach drei Jahren auf Wanderschaft zu seinem Stammverein zurück und sprang in die von Evars Klesniks hinterlassene Lücke.

Der Haupttorschütze: Nenad Bilbija.

Der Start in die Saison brachte aber nicht nur Eitel Sonnenschein. An den ersten zwölf Spieltagen glückte kein Sieg; nur vier Unentschieden hielten die Mindener vom absoluten Tabellenende fern. Die Nervosität war zum Greifen und drückte sich auch in einigen Personalien aus. Zunächst schmiss der bisherige Co-Trainer Aaron Ziercke das Handtuch. „Ich hätte mir gewünscht, mehr in den Trainingsalltag eingebunden zu sein", sagte er. Goran Perkovac interpretierte seine Rolle als Solist und verzichtete auf eine Unterstützung.

Dann wurde zwei Mal das Aufgebot qualitativ aufgestockt. Der Montenegriner Drasko Mrvaljevic, der die DKB Handball-Bundesliga schon aus seinen Göppinger Tagen kannte, brach seine Zelt am Bregenzer Bodensee-Ufer ab und sollte im grün-weißen Dress zum einen die Abwehr stabilisieren, zum anderen die Variabilität im Rückraum steigern. Dann traf mit Christoffer Rambo ein neuer Linkshänder ein und feierte sofort bessere Zeiten. Minden lernte das Siegen und entfernte sich von den Abstiegsrängen. Und Christoffer Rambo lachte: „Nach nur einer Woche habe ich mich in Minden besser eingelebt als in dem einen Jahr in Dunkerque."