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Hoher Spaßfaktor, viele Tore

(sh:z) Es ist nur eine hypothetische Frage, wie es sich wohl auf die Atmosphäre in der Flens-Arena ausgewirkt hätte, wenn der THW Kiel in Berlin verloren hätte und die SG Flensburg-Handewitt dadurch inoffizieller Herbstmeister geworden wäre. Diesen "statistischen Titel" hatten Mannschaft und Umfeld zwar schon im Vorfeld kleingeredet, aber er wäre sicherlich so etwas wie das i-Tüpfelchen für einen schönen Handball-Sonntag gewesen, der sich zwischen Spaß, Unterhaltung und stehenden Ovationen bewegte. Auslöser war weniger das klare 43:24 (24:11) der SG über einen überforderten ThSV Eisenach, sondern vielmehr das Engagement, mit dem die Hausherren das Pensum abspulten. "Ich wollte von jedem meiner Spieler über 60 Minuten Konzentration und Disziplin sehen", sagte SG-Trainer Ljubomir Vranjes mit freudiger Mimik. "Da das gelungen ist, bin ich sehr zufrieden."

Zugleich konnte der Schwede viel wechseln und dem zweiten Anzug reichlich Einsatzzeiten gönnen, während einige Leistungsträger pausierten. Steffen Weinhold (Fersen-Prellung) tummelte sich unter den Zuschauern, der kränkelnde Michael Knudsen blieb auf der Bank. Früher als geplant, war auch für Tobias Karlsson Feierabend. Er hatte sich im ersten Durchgang bei einem Zweikampf an der rechten Hand verletzt und kühlte sie in Eis. "Es tut noch weh, hoffentlich ist es nichts Schlimmes", sagte der SG-Kapitän nach dem Schlusspfiff. Der Auftritt der jungen Garde hatte den Schmerz aber etwas gelindert. "Diese Spielpraxis", stellte Karlsson klar, "war nicht nur für die Spieler gut, die sonst nicht so viel zum Einsatz kommen, sondern sie war wertvoll für die gesamte Mannschaft."

Schon vorher hätte wohl niemand auf einen Eisenacher Sieg gewettet, doch dass die abstiegsgefährdeten Thüringer so schnell distanziert waren, überraschte schon. Nach knapp 17 Minuten hob Linksaußen Anders Eggert den Ball zum 14:4 in die Maschen. Zu diesem Zeitpunkt hatte der ThSV-Coach Adalsteinn Eyjolfssom bereits zwei Auszeiten genommen und zwei Mal die Torhüter getauscht. "Wir sahen ganz, ganz schlecht aus", haderte der Isländer. 

Die Kabinen-Predigt zur Halbzeit dauerte. Ganz anders die Stimmung beim SG-Clan, der in Windeseile zurück auf dem Parkett war. "Ich habe nur zwei Sachen kurz angesprochen, um Taktik haben wir uns gar nicht mehr gekümmert", verriet Vranjes den vagen Inhalt seiner Mini-Ansprache. Nun waren die jungen Spieler an der Reihe. Die Außen Bogdan Radivojevic und Hampus Wanne zelebrierten den schönsten Torjubel. Den Rückraum bildeten zeitweise Jim Gottfridsson, Olafur Gustafsson und Drasko Nenadic. Letzterer operierte auch als Spitze der 30 Minuten erprobten 5:1-Defensive und in der Schlussphase als Kreisläufer, nachdem Jacob Heinl wegen seiner dritten Hinausstellung ausgeschieden war. "Es ist eine Stärke der Mannschaft, dass Jung und Alt so unglaublich zusammenstehen", lobte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke.

Etwas Pech hatte Olafur Gustafsson. Gerade auf dem Spielfeld zog er in einer übereifrigen Aktion dem ThSV-Kreisläufer Nikolai Hansen das Trikot über die Ohren. Er sorgte damit zwar für einen hohen Unterhaltungs-Faktor, kassierte aber auch eine Zeitstrafe. Und nach seinem zweiten Tor humpelte der SG-Isländer zur Bank.