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Flensburg siegt mit kühlem Kopf

(sh:z; Jan Wrege) Es waren harte 120 Minuten, die der SG Flensburg-Handewitt alles abverlangten. Die Gesamtabrechnung mit 55:53 Toren verdeutlicht, wie knapp der Dritte der Handball-Bundesliga gegen den vermeintlichen Außenseiter RK Celje den Einzug in das Viertelfinale der Champions League geschafft hat. Nach der 25:26-Niederlage vor einer Woche in Slowenien glückte am Sonnabend in einem packenden und hochklassigen Achtelfinal-Rückspiel in der Flens-Arena ein 30:27-Erfolg.

SG-Trainer Ljubomir Vranjes richtete seinen ersten Dank an die 4027 Besucher, die sich redlich bemüht hatten, Celje einen heißen Empfang zu bereiten, wie ihn die Flensburger in der berüchtigten Zlatorog-Arena erlebt hatten: "Unsere Fans haben einen tollen Job gemacht." Auch mit der Leistung  seiner Mannschaft war er sehr zufrieden, trotz vieler Fehler, die ein bärenstarker Gegner erzwungen hatte: "Für unsere jungen Spieler gab es viel zu lernen in diesen beiden Spielen. Aber in den wichtigen Momenten haben sie ihre Aufgabe sehr gut gelöst."

Ein Mann für diese Momente war am Sonnabend Jim Gottfridsson. Der erst 21 Jahre alte Flensburger Spielmacher bewies ein gutes Gespür für Mann-gegen-Mann-Situationen und fand immer wieder die Lücke für den individuellen Durchbruch in der bissigen Abwehr der Gäste. Dahinter stand in Matevz Skok ein Torhüter, der die Flensburger mit spektakulären Paraden beinahe entnervte.  Und Celje spielte eine beeindruckende Schnelle Mitte, die ein Gegentor binnen Sekunden mit einem eigenen Treffer beantwortete.

"Die haben einen Riesendruck auf uns ausgeübt. Aber wir haben kühlen Kopf behalten", stellte Linksaußen Anders Eggert die entscheidende Qualität der Gastgeber heraus. Dazu gehörte, dass er seine Strafwürfe ebenso souverän verwertete wie auf der Gegenseite Gaspar Marguc. Dazu gehörte auch, dass es der SG mit Geduld und Disziplin gelang, die Fehlerquote im Angriff immer weiter zu reduzieren. Schließlich hatte Torhüter Mattias Andersson an seinem 36. Geburtstag in der zweiten Halbzeit großen Anteil daran, Celje wenigstens mit zwei oder drei Toren auf Abstand zu halten. Es dauerte bis zur 51. Minute, ehe sich die SG einigermaßen beruhigend auf 26:22 abgesetzt hatte. Celje gab nicht auf, doch am Ende hatten die Slowenen "nicht mehr genug Energie", wie  Gaspar Marguc bekannte.

Auf die SG wartet nun ein Viertelfinale mit einem der Titelfavoriten: Kiel, Veszprem und Barcelona sind für die Flensburger im Lostopf. Kreisläufer Michael Knudsen wünschte sich am Sonnabend  ein Duell in der Nachbarschaft. Barcelona ("eine unglaubliche gute Mannschaft in diesem Jahr") und Veszprem ("auswärts extrem schwer") würde Knudsen lieber erst in einem möglichen Final4 in Köln begegnen. "Von Kiel und Hamburg kennen wir alle Stärken und Schwächen genau. Das wären gute Lose für uns", meint der Däne nach der Erfahrung mit den Slowenen, bei denen "wir Schwierigkeiten hatten, uns auf die ungewohnt schnelle  Spielweise einzustellen". Der HSV flog gestern allerdings gegen Vardar Skopje sensationell aus dem Rennen.