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SG gelingt ein Blitztransfer

(sh:z; Jan Wrege) Drott Halmstad bereitete der SG Flensburg-Handewitt kein Kopfzerbrechen. Dafür umso mehr der „Fluch auf halblinks“. Nachdem am Sonnabend auch noch Olafur Gustafsson auf die Liste der Langzeitausfälle gesetzt werden musste, reagierten Geschäftsführer Dierk Schmäschke und Trainer Ljubomir Vranjes in Rekordzeit: Gestern um 17 Uhr unterschrieb der kroatische Rückraumspieler Goran Bogunovic in der SG-Geschäftsstelle einen Vertrag bis zum Saisonende. 

Damit ist die nach den Ausfällen von Lars Kaufmann, Drasko Nenadic und Gustafsson verwaiste „Königsposition“ wieder besetzt. „Die Misere im linken Rückraum ist schon fast tragisch. Wir müssen handeln“, hatte Schmäschke kurz nach 33:25 (20:8)-Sieg über Halmstad angekündigt. Einen ersten vorsorglichen Kontakt zu Bogunovic hatte es am Freitag gegeben, am Sonnabend liefen dann die Handys heiß. Gestern vormittag landete der 24-Jährige bereits in Hamburg. Wenige Stunden später bestand er den medizinischen Check bei den SG-Ärzten Dr. Torsten Ahnsel und Dr. Thorsten Lange. 

Zum Glück für die SG war der zweimalige kroatische A-Nationalspieler gerade ohne Verein. Vom Sommer bis Dezember 2013 hatte er beim Schweizer Erstligisten Amicitia Zürich eine verletzungsbedingte Lücke gefüllt und dort in 13 Spielen 88 Tore erzielt. Frühere Stationen von Bogunovic waren RK Zagreb, Chambery und RK Koper. „Ich bin froh, dass ich der SG Flensburg-Handewitt in dieser schwierigen Phase helfen kann. Die SG ist ein großartiger Club. Ich kenne die tolle Atmosphäre hier aus den Spielen mit Zagreb.“ 

Das Comeback von Gustafsson gegen Halmstad hatte nur wenige Minuten gedauert, dann humpelte der Isländer vom Spielfeld. Ein Bruch im linken Mittelfuß hatte ihn monatelang zur Pause gezwungen, nun ist diese Verletzung wieder akut. Die Freude über den vorzeitig gesicherten zweiten Platz des deutschen Vizemeisters in der Gruppe D der Champions League war damit deutlich getrübt. „Wir sind in Trouble“, sagte Vranjes mit Blick auf das große Programm, dass die SG in Meisterschaft, Champions League und Pokal noch vor sich hat. 

Viel Auswahl gab es nicht und auch kaum Zeit, denn am kommenden Sonnabend schließt um Mitternacht das Transferfenster. Der Kandidat durfte in dieser Saison noch nicht in europäischen Wettbewerben gespielt haben, wenn die SG ihn ab dem Achtelfinale der Champions League einsetzen will. Das traf auf Bogunovic zu, der somit nur für die letzten beiden Gruppenspiele gegen La Rioja und in Velenje nicht einsatzberechtigt ist. Sein SG-Debüt wird er am kommenden Sonntag in der Bundesligapartie bei der TSV Hannover-Burgdorf geben.

Das Spiel gegen Halmstad war schnell entschieden. Schon nach 15 Minuten stand es 10:3 für die SG. Holger Glandorf, bei der Niederlage gegen die Rhein-Neckar Löwen drei Tage zuvor noch ein Schatten seiner selbst, wusste wieder, wo das Tor steht. „Es gibt Tage, da sollte man im Bett bleiben, aber das weiß man erst hinterher“, sagte der Linkshänder, der sich in vergangenen Tagen noch einmal das Löwen-Desaster, aber auch Videos seiner Glanzauftritte angeschaut hat, um einerseits das Rätsel seines Tiefpunktes zu lösen, andererseits Selbstvertrauen zu tanken. „Ich bin noch nicht so fit, wie ich sein möchte, aber das war kein Grund für die Leistung am Mittwoch. Das muss ich jetzt abhaken und nach vorn schauen.“

Halmstad kam mit den wurfgewaltigen Rückraumspielern Stenmalm und Persson zwar häufig zum Abschluss, doch nur selten aus aussichtsreicher Position. Zudem stand Mattias Andersson mit 17 (!) Paraden in der ersten Hälfte im Weg. Der SG-Keeper beförderte kurz vor der Pause per Fußkick einen Ball aus seinem Kreis und bekam dafür eine Zeitstrafe. Den türkischen Schiedsrichtern war wohl Anderssons Fuß dem an der Linie wartenden Halmstader zu nahe gekommen. „Wenn ich das kommentiere, sage ich nur das Falsche“, meinte der verärgerte Andersson, dessen letzte Zeitstrafe noch aus Kieler Zeiten datiert. Im zweiten Durchgang konnten die Gäste den Abstand verkürzen, weil sie sich etwas steigerten und Vranjes vor allem die junge SG-Garde spielen ließ. Unter anderem zeigte der Halblinke Michael Nicolaisen, dass er ein Mann für die Zukunft werden kann. Der 19-Jährige erzielte seine ersten Pflichtspieltore für die erste Mannschaft.