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SG hält Kurs auf das Achtelfinale

(sh:z) Es hätte ein ganz entspannter Handball-Sonntag werden können. Die SG Flensburg-Handewitt sorgte schnell für klare Verhältnisse und fuhr mit dem 35:31 (16:13) über den RK Gorenje Velenje den dritten Sieg im dritten Spiel der Champions League ein. Doch da war auch die Sorge um einen wichtigen Leistungsträger: Thomas Morgensen verletzte sich bereits früh. Die erste Diagnose: ein Muskelfaserriss im Oberschenkel. „Danach mussten wir viel improvisieren“, sagte SG-Trainer Ljubomir Vranjes. „Und jetzt müssen wir sehen, wie wir am Mittwoch in Gummersbach die Aufgabe ohne Thomas lösen.“

Die Partie war gerade erst etwas mehr als eine Minute alt, als Thomas Mogensen zu einem ersten Gegenstoß gestartet war. Der Ball landete im Netz, der Däne flog Richtung Bande und krümmte sich am Boden. Er fasste sich dabei an den Oberschenkel. „Da hatte ich noch auf eine Kleinigkeit gehofft“, verriet Ljubomir Vranjes später. Doch die medizinische Abteilung signalisierte sogleich: „Heute ist Schluss für Thomas!“

Die Fans zeigten sich vom Zwischenfall beeindruckter als die Mannschaft. Die 6:0-Dekung war sofort auf Betriebstemperatur, Steffen Weinhold kam als zweiter Linkshänder und bildete zusammen mit Holger Glandorf und Drasko Nenadic den Rückraum. Nach nur zehn Minuten hieß es 8:1. „Wir haben das Emsdetten-Spiel vom Mittwoch gut aufbereitet“, meinte Holger Glandorf. „Das war ein Riesen-Anfang, und wir haben bewiesen, dass wir den Ausfall von Thomas Mogensen kompensieren können.“

Und der Gegner? Im Gegensatz zum respektablen Auftritt im März hatte der Champion vom Balkan die 1400 Kilometer nach Flensburg nicht im Bus zurückgelegt, sondern war von Wien aus geflogen. Doch zunächst waren die Gäste nicht mehr als Statisten. Sie wirkten nervös, obwohl die halbvolle „Hölle Nord“ teilweise eine freundliche Stille entfaltete. Anfangs sorgten die Slowenen mit ihrem fast gleichnamigen Zwillingen Senjamin und Benjamin Buric eher für belustigende Unterhaltungen. Oder der imposante Gegensatz: Am Kreis stand ein 120-Kilo-Koloss, davor wirbelte ein kleiner „Wiesel“.

Stas Skube sein Name. Dieser 1,76 Meter große Spielmacher sollte aber noch für so manchen Aha-Effekt sorgen. Auch Linkshänder Rok Golkar und Rechtsaußen Mario Sostaric entpuppten sich als überdurchschnittliche Handballer. Die Slowenen verkürzten zunehmend, was aber auch damit zusammenhing, dass bei der SG munter durchgewechselt wurde. „Das war sehr wichtig“, erklärte Ljubomir Vranjes. „Für die nächsten Wochen brauchen wir den kompletten Kader.“ Vor allem zwei Akteure, die sonst nur auf der Bank saßen, tankten etwas Selbstvertrauen. Olafur Gustafsson hämmerte mit einer mächtigen Fackel den Ball zum 13:7 in die Maschen. Dann war der junge Linksaußen Hampus Wanne mit einem Doppelschlag zur Stelle. Seine ersten Heimtreffer im SG-Trikot!

Zwar näherte sich der RK Gorenje phasenweise auf zwei Treffer (15:13) und versuchte, die Flensburger mit einer 5:1-Abwehr aus dem Konzept zu bringen, man hatte aber nie das Gefühl, dass eine Überraschung in der Luft liegen würde. Mit starken ersten zehn Minuten nach Wiederbeginn zog die SG auf 24:17 davon. Erkenntnis-Gewinne über die Kräfteverhältnisse in der Gruppe D der Champions League gab es nicht. „Wir haben nun in Hamburg und Flensburg gespielt“, meinte der slowenische Routinier Luka Dobelsek. „Ich denke, diese beiden Teams werden die ersten beiden Plätze belegen.“ Aha – davon war man vorher auch ausgegangen.

Dafür hatte Ljubomir Vranjes einen „Bonbon“ in der Tasche. Drei Minuten vor Schluss feierte das 19-jährige Eigengewächs Lukas Blohme sein Königsklassen-Debüt. In der letzten Auszeit schwor der schwedische Übungsleiter seine Mannen auf einen Abschluss über Rechtsaußen ein. Das klappte. „Es war schon toll überhaupt dabei zu sein“, strahlte Lukas Blohme. „Jetzt habe ich sogar gespielt und ein Tor geworfen.“