Stripes
Stripes
Archiv

RK Gorenje Velenje

Der RK Gorenje Velenje war schon häufiger ein Trittbett für eine internationale Top-Laufbahn. Momir Ilic und Siarhei Rutenka sind nur zwei Beispiele für heutige Stars, die in der slowenischen Steiermark zu begehrten Handballern reiften. Auch Vid Kavticnik, Drago Vukovic oder Ivan Cupic spielten einst im beschaulichen Velenje (34.000 Einwohner), wagten dann aber den Sprung zu einem internationalen Top-Klub. Auch in diesem Frühjahr warf die Talentschmiede wieder ihre Produkte aus: Spielmacher Marko Bezjak wechselte in die Bundesliga zum SC Magdeburg, Kreisläufer Matej Gaber und Linkshänder Jure Dolenec schlossen sich Montpellier an, während Rechtsaußen Fahrudin Melic beim französischen Meister Paris HB anheuerte.

Goalgetter Klemen Cehte

Der Aderlass, der auch routinierte Kräfte wie Torwart Ivan Gajic (Tremblay), Abwehr-Stratege Peter Pucelj (Eisenach) und Kreisläufer Dino Bajram (Winterthur) erfasste, geschah aus ökonomischen Gründen. Trotz der dritten slowenischen Meisterschaft nach 2009 und 2012 mussten 60 Kilometer nordöstlich der Landeshauptstadt Ljubljana die Ausgaben gedrosselt werden. Der europaweit agierende Küchengeräte-Hersteller „Gorenje", der seinen Hauptsitz in Velenje hat, machte 2010 einen Umsatz von fast 1,4 Milliarden Euro, doch als Hauptsponsor und Namenspatron fällt die finanzielle Unterstützung des sportlichen Stolzes der Region eher spärlich aus.

Ein Kahlschlag, der sich schon in der letzten Serie andeutete: Zum Königsklassen-Achtelfinale in Flensburg reisten die „Wespen" – so heißen die Ballwerfer im Volksmund aufgrund ihrer gelb-schwarzen Trikots – mit dem Bus an. Auf Hin- und Rückfahrt saßen sie insgesamt 2800 Kilometer ab. „Der Sport besteht aus Höhen und Tiefen", meint Klubpräsident Uros Marolt auf der Internet-Präsenz des Klubs etwas sarkastisch. „Aber das macht ihn so attraktiv und interessant."

Trainer Ivan Vajdl

In dieser kritischen Phase besinnt sich der RK Gorenje Velenje – wie so oft – auf Talente. Dabei schlägt ein familiärer Charakter durch. So wurden die bosnischen Zwillingsbrüder Senjamin und Benjamin Buric verpflichtet. Der eine ist Kreisläufer, der andere Torwart. Der Stamm-Halblinke und Goalgetter Klemen Cehte – 17 Tore in den ersten beiden Spielen – kann nun gemeinsame Sache mit seinem jüngeren Bruder Nejc machen, der mit links wirft. Im Sommer-Schlussverkauf verpflichteten die Slowenen den hoffnungsvollen Kreisläufer Kristian Beciri. Weitere Leistungsträger sind Linksaußen Niko Medved, der Regisseur Stas Skube, der Halbrechte Jernej Papez und Rechtsaußen Rok Golcar. Als Backup für die Rückraum-Zentrale steht Luka Dobelsek bereit. Der 30-Jährige absolvierte zwischen 2008 und 2010 einige Zweitliga-Spiele für Lübbecke und Emsdetten.

Linksaußen Niko Medved

„Wir haben ein solides Team", glaubt Ivan Vajdl, der im Sommer Branko Tamse ablöste. Der 55-Jährige stammt aus der Region und trainierte die „Wespen" bereits von 2003 bis 2005. „Ich bin ein großer Verfechter einer kompakten Verteidigung", führt Ivan Vajdl aus. „Aber aufgrund der vielen Abgänge wird unsere Defensive vielleicht nicht so undurchdringlich sein wie in den vergangenen Jahren." In der VELUX EHF Champions League ist der RK Gorenje Velenje noch nie über das Achtelfinale hinausgekommen. Diesmal wird es schwer, überhaupt die nächste Runde zu erreichen.

Den Optimismus hat Ivan Vajdl nicht verloren. „Vom europäischen Handball haben meine Jungs bislang kaum gekostet, und wir wissen, dass wir mit zwei Bundesligisten und dem zweitbesten Team aus Spanien eine schwere Gruppe erwischt haben", erklärt er. „Aber wir wollen uns gut präsentieren, zu Hause möglichst alles gewinnen und auch auswärts den einen oder anderen Zähler mitnehmen." So gesehen befinden sich die Slowenen auf Kurs: Zwar hatten sie beim 32:41 in Hamburg keine Chance, doch in der eigenen Spielstätte „Redeca Dvorana" (2500 Zuschauer) verteidigten sie mit einem 35:33-Zittersieg die Punkte.

Marko Dujmovic zieht ab.

In der heimischen Liga fällt das Siegen definitiv leichter. Vor nur 350 Zuschauern überrannte der RK Gorenje zuletzt den RK Jerusalem Ormoz mit 45:24. Der 21-jährige Rechtsaußen Mario Sostaric, der vom RK Maribor gewechselt war, bejubelte gleich zwölf Treffer. Zur Ehrenrettung der slowenischen Spielklasse: Die anderen Begegnungen hatten einen wesentlich knapperen Endstand. So langte es gegen den großen Rivalen, dem RK Celje, nur zu einem 30:28-Heimsieg. Nach fünf Spieltagen hat der RK Gorenje somit wieder die Nase vorn in der kleinen Republik. Nun sind die Mitglieder des Fan-Club „Saleski grascaki", die ihrem Team quer durch Europa folgen, gespannt, wie sich die „Wespen" in Flensburg schlagen werden.