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Das Final4 ist offen wie nie

(sh:z; Jan Wrege) Nur eines ist vor der 22. Auflage des Final4 um den deutschen Handball-Pokal sicher: Der Sieger wird nicht THW Kiel heißen. Der insgesamt neunmalige Gewinner, der in den vergangenen drei Jahren jeweils im Finale gegen die SG Flensburg-Handewitt triumphierte, kam diesmal auf dem Weg in die Hamburger O2-World abhanden. Da reibt sich SG-Linksaußen Anders Eggert vor seiner fünften Final4-Teilnahme seit 2007 schon die Hände: „Bisher habe ich in Hamburg nur gegen Kiel verloren – das kann ruhig so bleiben.“ 

Allerdings fällt den Flensburgern die Favoritenrolle nicht automatisch zu. An diesem Wochenende darf man es allen vier Teams zutrauen, das Finale morgen um 15 Uhr zu erreichen. Die SG muss heute (15 Uhr) im ersten Halbfinale gegen die Rhein-Neckar Löwen antreten, die nicht nur eine beeindruckende Siegesserie in der Bundesliga hinter sich haben, sondern mit dem Achtelfinalsieg in Kiel (32:30) nachdrücklich den Anspruch auf den Pott untermauerten. Ebenso offen ist der Ausgang des zweiten Vorschlussrundenspiels (17.45 Uhr) zwischen den Berliner Füchsen und der MT Melsungen – auch ein THW-Bezinger in dieser Saison.

SG-Trainer Ljubomir Vranjes warnt davor, das Spiel gegen die Löwen als vorweggenommenes Finale zu betrachten: „Man muss vor allen Respekt haben. Berlin und Melsungen sind starke Mannschaften. Im Pokal zählen Bundesligaplätze nicht.“ Vielleicht aber die Erfahrung. „Wir haben in den letzten drei Jahren jedesmal einen Schritt nach vorn gemacht“, sagt Vranjes.

Überdies könnte dem Vizemeister als einzigem Vertreter des Nordens ein leichter Heimvorteil zufallen. Rund 1300 Tickets hat die SG mühelos aus dem eigenen Kontingent abgesetzt und Geschäftsführer Dierk Schmäschke ist zuversichtlich, dass viele weitere Flensburger Fans sich im freien Verkauf versorgt haben: „Ich schätze, dass wir 2000 Anhänger in der Halle haben. Und es wird auch wieder eine schöne Choreographie geben.“ Im Vorjahr hatte der SG-Block sein Team mit großen Spieler-Porträts begrüßt.

Die Löwen wird das kaum beeindrucken. In Mannheim platzt man beinahe vor Selbstbewusstsein. Nach elf Bundesliga-Siegen in Folge ist sogar die Meisterschaft wieder ein Thema und der Pokal sowieso. „Wir sind jetzt mal dran“, stellte Geschäftsführer Thorsten Storm klar. Die beiden Punktspiele gegen Flensburg haben die Löwen gewonnen, der SG gar die erste Heimniederlage nach mehr als zwei Jahren verpasst.

Den dienstältesten Flensburger Michael Knudsen schreckt diese Bilanz überhaupt nicht: „Das ist sogar eher ein Vorteil. Ich bin überzeugt, dass wir nicht dreimal gegen diese Mannschaft verlieren.“ Auch Anders Eggert sieht die SG auf Augenhöhe mit den Löwen: „Es ist ein 50:50-Spiel. In Mannheim war es eine Katastrophe, aber zu Hause hätten wir gewinnen müssen, da hatten wir nur ein paar schwache Minuten.“ Vranjes hat zwei Wochen lang alle Konzentration auf das Halbfinale gerichtet, um die Fehler der Punktspiele zu vermeiden. Um die Mannheimer wie 2011 im Halbfinale zu schlagen, müsse die SG auf ihre typischen Stärken setzen: „Eine gute Abwehr, gute Torhüter, gute Gegenstöße und gutes Zurücklaufen“, lautet die Maßgabe von Vranjes, dem bis auf die Langzeitverletzten Lars Kaufmann und Hampus Wanne das komplette Aufgebot zur Verfügung steht.