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Flensburg lässt Kiel keine Chance

(sh:z; Jan Wrege) Die Handball-Bundesliga darf sich auf ein spannendes Titelrennen freuen. Vizemeister SG Flensburg-Handewitt setzte sich gestern auf die Überholspur und zog unwiderstehlich am Rekordchampion THW Kiel vorbei. In einer grandiosen ersten Halbzeit legten die Gastgeber in der ausverkauften Flens-Arena den Grundstein für einen unerwartet souveränen 34:30 (21:14)-Erfolg.

Weniger überraschend war, dass sich erneut SG-Torhüter Mattias Andersson zum Mann des Tages aufschwang, wie schon am 2. Weihnachtstag im Vorjahr, als die SG eine Serie von 14 Derby-Niederlagen mit einem 35:29-Sieg beendete. Kiel hatte gestern stark begonnen und bis zum 6:5 nach zwölf Minuten geführt, doch dann begann die Show des 35 Jahre alten Schweden. Gudjon Valur Sigurdsson und Patrick Wiencek tauchten frei vor ihm auf - Andersson hielt. Filip Jicha trat zum Siebenmeter an - Andersson hielt. Später fing er die Bälle - Höchststrafe für so wurfgewaltige Handballer wie Jicha, Aaron Palmarsson und Marko Vujin. "Da gibt es kein Geheimnis. Das ist nichts, was man plant. Schön, wenn es gelingt, dann kann man den Gegenstoß schneller einleiten", sagte der überragende Keeper, der am Ende auf 21 Paraden kam.

THW-Coach Alfred Gislason machte den früheren Kieler als Matchwinner aus. "Die Torhüterleistung war klar auf der Flensburger Seite. Wir haben zu viele Fehler gemacht", sagte der Isländer. Weder Johan Sjöstrand noch Andreas Palicka kamen annähernd an die Leistung ihres Flensburger Gegenübers heran.

Der Flensburger Angriff erreichte in den ersten 30 Minuten eine selten gesehene Effektivität. Steffen Weinhold bewies, dass der THW mit seiner Verpflichtung für die kommende Saison alles richtig macht. Der Linkshänder brillierte ebenso wie SG-Spielmacher Thomas Mogensen im Kampf Mann gegen Mann. "Durch die Paraden von Mattias Andersson kamen wir sehr schnell in die zweite Welle. Man hat es etwas leichter, wenn der Gegner noch unsortiert ist", sagte Weinhold. Auch das Positionsspiel der SG lief rund. Insgesamt nur drei  Möglichkeiten ließen die Flensburger vor der Pause aus. "Das war eine sehr gute Quote - optimal. Ich bin sehr stolz auf meine Jungs", freute sich SG-Trainer Ljubomir Vranjes. So zog die Heimmannschaft von 5:6 auf 9:6 (15.) davon und hatte nach 19 Minuten den ersten Fünf-Tore-Vorsprung herausgespielt.

Längst hielt es die 6300 Besucher nicht mehr auf ihren Sitzen. Die SG-Fans trieben ihr Team fast durchgehend bis zum Schluss stehend nach vorn. So mobilisierten die Flensburger, denen schon die drei Nordderbys gegen Hamburg in den Knochen steckten, genug Reserven, um die Kieler im zweiten Durchgang sicher auf Distanz zu halten. "Unsere Deckung stand da etwas besser, aber wenn wir etwas herangekommen waren, gab es wieder technische Fehler im Angriff und dadurch einfache Gegentore. Das hat uns das Genick gebrochen", stellte THW-Linkshänder Christian Zeitz fest.

Die Flensburger liegen mit 25:5 Punkten jetzt knapp vor dem THW, der bei 24:4 Zählern ein Spiel weniger absolviert hat.