Stripes
Stripes
Archiv

THW Kiel

Beim THW Kiel vollzog man vor dieser Saison einen Umbruch, was sich in den Äußerungen der Offiziellen niederschlug. „Wenn ein Titel herausspringt, ist das ein Riesenerfolg, wenn nicht ist es auch kein Beinbruch“, sagte etwa der THW-Aufsichtsratsvorsitzende Klaus-Hinrich Vater. „Wir müssen mehrere Weltklasse-Spieler ersetzen“, ergänzte Geschäftsführer Klaus Elwardt. „Wir sind nicht der Titelaspirant, sondern eher die graue Maus im Schafspelz.“ Worte, die in den letzten Jahren nicht an der Kieler Förde zu hören waren. Für manche waren sie ein Versuch, die Konkurrenz unter Zugzwang zu setzen. Nach einem guten Drittel der Saison scheint sich diese Einschätzung zu bestätigen. Die „Zebras" führen die Tabelle der DKB Handball-Bundesliga mit stolzen 24:2 Zählern an. 

Alfred Gislason strebt immer drei Titeln an.

Natürlich hatte es nach den Abgängen von Handball-Größen wie Thierry Omeyer, Daniel Narcisse, Momir Ilic oder Marcus Ahlm, der nun im ehrenamtlichen THW-Aufsichtsrat eher strategische Ziele verfolgt, etliche Fragezeichen im Kader gegeben. Wie schnell können sich Wael Jallouz, der erste Tunesier bei einem deutschen Spitzenklub, und der Däne Rasmus Lauge im Rückraum akklimatisieren? „Es ist immer eine komplizierte Sache für einen Rückraumspieler, sich in unser System zu integrieren“, meint THW-Trainer Alfred Gislason. „Bei Marko Vujin hatte es im letzten Jahr bis Februar gedauert.“ Erschwerend für das Zusammenwachsen der neuen zweiten Reihe: Spielmacher Aron Palmarsson konnte wegen den Folgen einer Knie-Operation keine normale Vorbereitung absolvieren und musste auch in den letzten Wochen immer wieder pausieren. Zudem erwischte es Rasmus Lauge, der aufgrund eines Kreuzbandanrisses wohl noch bis Weihnachten ausfallen wird.

Aron Palmarsson.

Grundlegend verändert hat sich die Konstellation im Tor. Statt einer Legende wie Thierry Omeyer vertraut der THW nun dem schwedischen National-Duo. Andreas Palicka und Johan Sjöstrand bilden ein Gespann, das keinen Stammkeeper kennt, sondern eher unter den Bezeichnungen „1a“ und „1b“ praktiziert. Spannend entwickelt sich auch das Auftreten der Kreisläufer Rene Toft Hansen und Patrick Wiencek. Sie kommen gut ohne ihren bisherigen Mentor Marcus Ahlm aus. „Die beiden werden nie so sein wie Marcus, sie haben andere Qualitäten – zum Teil auch bessere“, glaubt Alfred Gislason.

Eine weitere Zäsur: Nach 23 Jahren hat der THW Kiel in Filip Jicha erstmals einen Kapitän, der nicht aus Schweden stammt. „In Kiel gibt es keinen Druck von irgendwelchen Gremien, den machen wir uns selbst mit unserer eigenen Erwartungshaltung“, sagte der Tscheche im August. Er wollte den ureigenen Motivationsantrieb schnellstmöglich auf die neuen Akteure übertragen. Auch wenn sich die neue Serie als ein „Übergangsjahr“ entpuppen sollte, bleibt der THW der Branchenprimus. Bei einem Etat von neun Millionen Euro kann nur der HSV mithalten. Mit den rund 10.000 verkauften Dauerkarten nimmt Kiel eine Sonderstellung ein. Die bereits erfolgten Verpflichtungen von HSV-Ass Domagoj Duvnjak und Steffen Weinhold (SG Flensburg-Handewitt), der ab Juli den nach Veszprém abwandernden Christian Zeitz ersetzen soll, unterstreichen deutlich die Zukunftsperspektiven.

Christian Zeitz wird wohl zum letzten Mal in Flensburg vorstellig.