Stripes
Stripes
Archiv

Wetzlar verneigt sich vor Andersson

(sh:z; Jürgen Heide) Nachdem sich Mattias Andersson noch mit drei Teenies hatte ablichten lassen, ging der Torwart der SG Flensburg-Handewitt nach dem 29:25 (15:12)-Sieg in der Handball-Bundesliga  bei der HSG Wetzlar auf das Spielfeld in der Rittal-Arena, um in Ruhe ein Interview zu geben. Als der freundliche Schwede dort einen Stuhl sah, ließ er sich drauf  plumpsen und nuckelte genüsslich an einem Elektrolyt-Getränk. Die Auszeit hatte er sich  verdient: Der 35-Jährige war mit 18 Paraden wieder einmal der Matchwinner der Gäste. "Er hat die entscheidenden Bälle pariert", sagte HSG-Spielmacher Florian Laudt, sein Trainer Kai Wandschneider sprach vom "Weltklassekeeper und besten Torhüter der Liga".

Der Ausnahmekönner hatte sich nach durchwachsenem Beginn immer mehr gesteigert  und vor allem direkt nach der Pause mit seinen Paraden verhindert, dass Wetzlar nach dem 13:15 (32.) noch näher kam. "Am Anfang war die Abwehr nicht gut, aber dann hat die Zusammenarbeit besser geklappt. Vielleicht haben wir wegen der Länderspielpause länger gebraucht", sagte Andersson.

Die Gastgeber waren nach den 14:20-Rückstand (39.) vor allem durch Tore von Nationalspieler Tobias Reichmann beim 19:21 (46.) wieder dran und blieben bis zum 24:26 (55.) auf Tuchfühlung, doch das beunruhigte Andersson nicht. "Wir haben unsere Erfahrung ausgespielt. Wir haben die Ruhe bewahrt und haben keinen Stress bekommen", sagte der Torwart, der "nie das Gefühl hatte", dass die Wetzlarer noch eine Wende schaffen könnten.

Bei ihrem verdienten Sieg profitierten die Gäste allerdings auch davon, dass ihnen die Schiedsrichter Brodbeck/Reich (Metzingen) in einigen Situationen   wohlgesonnen waren. Während die HSG-Fans "Schieber"-Rufe anstimmten, äußerte Wandschneider seine Kritik verklausuliert. "Ich bin stinksauer, aber nicht auf meine Mannschaft", sagte der Coach, der während der Partie gegenüber den schwachen Referees "einmal was gesagt hatte, was überfällig war".  Wandschneider hatte sich aber auch darüber geärgert, "dass Andersson fünf freie Bälle gehalten hat und uns Flensburg gnadenlos ausgekontert hat." So waren die Gäste beim 28:24 (57.) durch auch den beim Gegenstoß starken Rechtsaußen Lasse Svan entscheidend davongezogen.

SG-Trainer Ljubomir Vranjes freute sich besonders, dass der für den angeschlagenen Thomas Mogensen (Magen- und Darmvirus) aufgebotene Spielmacher Jim Gottfridsson und der Halblinke Drasko Nenadic passable Leistungen zeigten. "Ich bin stolz auf die beiden, da sie zusammen gerade mal 20 Bundesligaspiele haben", sagte der SG-Coach. "Auch wenn uns die Tore von Reichmann etwas aus der Balance gebracht hatten und wir beim plötzlichen Zwei-Tore-Abstand etwas nervös wurden, reichte uns eine gute Mannschaftsleistung zum Sieg. Auch seiner Abwehr und Andersson attestierte der Schwede eine gute Leistung, ebenso dem HSG-Keeper Andreas Wolff (14 Paraden), der zwei Siebenmeter von Anders Eggert parierte.

"Die Mannschaft hat den Ausfall von Holger Glandorf gut kompensiert", sagte   Dierk Schmäschke. "So können wir jetzt dem Spiel gegen Hamburg zuversichtlich entgegenblicken", fügte der SG-Manager vor dem Hit Zweiter gegen Dritter am Sonntag (20.15 Uhr) an.