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Vranjes-Lob für Abwehr und Torhüter

(sh:z) „Da habt ihr eine schöne Halle bekommen", sagte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke zu den oberbergischen Gastgebern. Die Schwalbe-Arena mit ihrer Glas-Fassade ist seit August fertiggestellt. Viele Jahre hatte der VfL Gummersbach auf diese überlebensnotwendige Infrastruktur gewartet, dann zwei Monate auf die erste Live-Übertragung im Fernsehen. Doch das Motto „Einen der Großen ärgern" floppte. Die SG Flensburg-Handewitt, die nur zwei Kilometer von der Halle entfernt genächtigt hatte, machte einen ausgeruhten Eindruck und beim 24:32 (11:16) kurzen Prozess. „Ich verteile heute nur Lobs", freute sich Ljubomir Vranjes. „Vor allem mit unserer Abwehr- und Torhüter-Leistung bin ich sehr zufrieden."

Der SG-Trainer zeigte auch in Gummersbach ein Herz für junge Spieler. Drasko Nenadic und Jim Gottfridsson standen zusammen mit dem erfahrenen Linkshänder Holger Glandorf in der Rückraum-Startformation. Erstmals arbeitete Ljubomir Vranjes in den Auszeiten mit einer Taktik-Tafel. „Ich habe keine Zeit, in allen Sprachen zu reden", erklärte der Schwede. „So ist es am einfachsten für die Spieler, die noch nicht so viel Deutsch verstehen."

Über weite Strecken bestätigten die jungen Neuzugänge die an sie übertragene Verantwortung. Nur unmittelbar vor der Pause häuften sich die technischen Fehler im 30-Sekunden-Takt, Gummersbach konterte sich mit vier Treffern auf 11:15 heran. Vor allem Jim Gottfridsson brachte mit einigen Patzern die routinierten Kräfte etwas in Aufregung. „Wenn wir nicht einige blöde Gegenstöße zugelassen hätten, hätten wir noch besser abgeschnitten", gab das spätere Fazit von Keeper Mattias Andersson Einblicke in sein Innenleben beim Kabinengang.

Danach erhielt Jim Gottfridsson eine Pause, Steffen Weinhold besetzte die Spielmacher-Position – und die SG kontrollierte wieder das Geschehen. In der letzten Viertelstunde erhielt der erst 21-jährige Schwede eine neue Chance und erzielte auch ein Tor. „Ich werde darauf achten, dass Jim nicht zu viel Druck bekommt", verriet Ljubomir Vranjes. „Er soll weiterhin Handball mit Freude spielen." Der Blackout vor der Halbzeit war vergessen: Mit Mattias Andersson klatschte sich Jim Gottfridsson ab, mit Steffen Weinhold scherzte er – und Tobias Karlsson umarmte das Talent.

Der Kapitän stand wieder im Zentrum der Deckung. Die Leisten-Beschwerden scheinen der Vergangenheit anzugehören. „Der Test ist bestanden", atmete SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke durch. Die 6:0-Defensive agierte souverän, Mattias Andersson fischte 20 Bälle weg. Die Gummersbacher vermissten ihren starken Linkshänder Mark Bult mehr als die SG ihren Antreiber Thomas Mogensen. Duplizität der Ereignisse: Beide Akteure laborieren an einem Muskelfaserriss im Oberschenkel.

Bereits nach einer Viertelstunde erlitten die Gastgeber eine weitere Schwächung. Jacob Heinl marschierte an den VfL-Kreis, als er plötzlich spürte, dass „mir die Beine wegfliegen". In den Fernseh-Bildern war es nur zu erahnen: Der slowakische Abwehr-Stratege Michal Kopco hatte seinen Fuß ausgefahren. Die Schiedsrichter ahndeten dieses Vergehen mit einer frühen Disqualifikation.

Die Stimmung im SG-Lager schwankte nach dem Abpfiff zwischen Freude, Erleichterung und Aufbruch. „In der Bundesliga haben wir jetzt etwas Luft bis zum nächsten Auswärtsspiel beim Bergischen HC", meinte Dierk Schmäschke. Eine ruhige Kugel schieben können die Nordlichter aber nicht. „Nach Hause, etwas regenerieren, einmal trainieren und Abfahrt", ratterte Ljubomir Vranjes wie ein kleiner Roboter. Bereits heute in aller Früh ist der SG-Tross zur Champions-League-Partie ins spanische Logroño gestartet.