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SG spart nicht mit Selbstkritik

(sh:z; Jan Wrege) "Das war nicht in Ordnung", bekannte der sonst so fröhliche Anders Eggert. "Wir wollten all die schönen Dinge spielen, aber das hat leider nicht geklappt." Zum Glück, so der Linksaußen der SG Flensburg-Handewitt, wurde die magere Vorstellung beim 33:26-Sieg über Schlusslicht TV Emsdetten mit zwei Punkten in der Handball-Bundesliga belohnt: "Wir hätten ja auch was richtig Schlimmes machen können." Schlimm genug, dass es die SG vor der mit 5357 Besuchern zweitbesten Kulisse der Saison verpasste, mehr Eigenwerbung zu betreiben. Denn am Sonntag (17.30 Uhr) gibt es ein Champions-League-Spiel gegen Gorenje Velenje, das die Leute durchaus nicht in Massen anlockt.

Selbst ein Punktverlust drohte am Horizont, als der TV Emsdetten in der 31. Minute in Führung ging und auch nach 49 Minuten mit einem Tor Rückstand (24:25) noch dran war. Dazu genügten dem Aufsteiger limitierte Mittel, die beherzt angewendet wurden. Linkshänder Janko Bozovic nutzte aus, dass er von der Flensburger Deckung kaum angefasst wurde und erzielte acht Tore, der pfiffige Linksaußen Oddur Gretarsson entwischte ständig seinen Widersachern und auch ein leeres SG-Tor entdeckte Steffen Lökkebö sofort und traf mit einem Wurf übers gesamte Feld. Kurz: Die Gäste, denen  sieben verletzte Spieler fehlten, waren konzentriert und engagiert.

Das konnte man vom Vizemeister, der Emsdetten eigentlich in der ersten halben Stunde wegpusten wollte, nicht behaupten. Es kann kaum daran gelegen haben, dass Tobias Karlsson wegen einer Leistenverletzung ausfiel. Im Abwehrzentrum standen schließlich die Routiniers Michael Knudsen und Jacob Heinl. Dennoch bewegte sich die Defensive irgendwo zwischen Lustlosigkeit und Verwirrung.

Und Trainer Ljubomir Vranjes fand, dass Torhüter Andersson Würfe aus 13 Metern eigentlich halten sollte. Doch der Schwede gerät in Schwierigkeiten, wenn die Deckung nicht funktioniert. Geht die Abwehr 'raus auf den Angreifer oder darf er werfen und ist der Ball Sache des Torwarts? Fragen, die nicht immer klar zu beantworten waren. "Man fängt an, zu viel zu denken. Dann kriege ich Bälle, die ich halten müsste", sparte Andersson nicht mit Selbstkritik. Die Mannschaft insgesamt, so der Keeper, habe an diesem Abend "vergessen, was wir können". Immerhin wurde Andersson nach der Pause noch zum Rückhalt: "Da hatte ich gelernt, wie die spielen und werfen."

Trainer Vranjes schaute bei der Forschung nach der Ursache  für den unangemessenen Auftritt auf sich selbst. "Vielleicht habe ich etwas falsch gemacht in der Vorbereitung. Dann muss ich das auf meine Kappe nehmen", sagte der 40-Jährige. Es sei noch okay, mit "nur" sieben Toren gegen Emsdetten zu gewinnen, "aber es darf nicht so aussehen".

Der Coach spricht es selbst nicht aus, doch es wird immer deutlicher, dass der Ausfall von Lars Kaufmann ein viel größeres Problem ist als vor der Saison angenommen. Drasko Nenadic und Olafur Gustafsson fehlt die Erfahrung, um auf dieser Position konstant zu sein, der schon recht verlässliche Jim Gottfridsson ist ein Mittelmann. Thomas Mogensen gibt kämpferisch alles, doch der Spielmacher findet nicht zur überragenden Form der vergangenen Serie. Der Däne fühlt sich unübersehbar nicht wohl mit dem ständigen Wechsel zwischen Mitte und linker Rückraumposition. Doch da müssen jetzt alle durch. Die Saison birgt für die Flensburger noch viele Möglichkeiten, weil sich alle Spitzenteams hier und da Schwächen leisten.