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TV Emsdetten

Am 8. Mai 2013 endete im Kreis Steinfurt das Dinosaurier-Zeitalter. Seit 1991 hatte der heimische Handball-Klub TV Emsdetten ununterbrochen in der Zweitklassigkeit – so lange wie kein anderer Klub in Deutschland – gehaust. Dann bescherte ein dramatisches Happyend den ersten Bundesliga-Aufstieg in der Vereinsgeschichte. 29:28 hieß es Sekunden vor Schluss für die Westdeutschen beim Vierten Bietigheim. Torhüter Vitali Feschenka hielt den finalen Siebenmeter – und die Emotionen schwappten über. Vitali Feshchanka, der 1,98 Meter große Hüne, wurde unter einer Spielertraube begraben. Zwei Tage später Tag war der zentrale Platz am Brink prall gefüllt. Die gesamte Mannschaft kreuzte auf, 4000 Fans wollten ihre Handballer feiern.

Neuzugang aus Dänemark: Johan Koch.

Der Klub versprach, der Stadt treu zu bleiben. Alle Bundesliga-Heimspiele sollen in der nur 2200 Zuschauer fassenden Ems-Halle absolviert werden. Daran hielt man sich; doch es ist nicht zu übersehen, dass die „Emshölle" in die Jahre gekommen ist und trotz der Einführung eines elektronischen Ticket-Systems kaum den Bundesliga-Ansprüchen genügt. Überhaupt müssen im Umfeld enorme Anstrengungen unternommen werden, um sich der großen Handball-Welt anzupassen. Das Team um den im letzten Herbst verpflichteten hauptamtlichen Manager Stefan Bögel schaffte es, den Etat von 720.000 Euro auf 1,5 Millionen Euro aufzustocken. Dennoch bleibt im Handball-Oberhaus nur die Rolle des finanziellen Außenseiters.

Nummer eins im Tor: Nils Babin.


Überraschend ging im Sommer der Aufstiegstrainer von Bord. Der TVE und Patrik Liljestrand konnten sich auf keine weitere Zusammenarbeit einigen. Dafür konnte Gennadij Chalepo überzeugt werden. „Es hat sich viel bewegt beim TVE. Es ist reizvoll, hier als Trainer zu arbeiten“, sagte er zu seinem Amtsantritt. „Ich bin auf ihn zugegangen, weil ich einen Coach suchte, der über Bundesliga-Erfahrung verfügt und unserer jungen Mannschaft Sicherheit geben kann“, erklärte der TVE-Sportleiter Frank Thünemann die Trainerwahl.

Insgesamt gab es zu Saisonbeginn mit den Torhütern Nils Babin und Vitali Feshanka, dem Rechtsaußen Mike Schulz sowie den Linkshändern Janko Bozovic und Andrej Kurchev nur ein Quintett, das überhaupt schon mal Bundesliga-Luft geschnuppert hatte. Die Westfalen versuchen, diese mangelnde Erfahrung mit der Verpflichtung von ausländischen Profis aus dem nord- und südosteuropäischen Raum wettzumachen. Was allerdings nicht geplant war: etliche Verletzungssorgen. Mike Schulz (Fußbruch), Jeffrey Boomhouwer (Sehnenanriss im Arm) und Andrej Kurchev (Knorpelschaden im Knie) fallen langfristig aus. Auf Linksaußen wurde mit dem Not-Transfer des dänischen Linksaußen Morten Skou reagiert.

Gefährlicher Linkshänder: Janko Bozovic.

Zu allem Überfluss laboriert auch Spielmacher Olafur Bjarki Ragnarsson an einer Verletzung, stellte sich in den letzten Wochen aber zumeist in den Dienst der Mannschaft. Der Fluss fehlt aber, teilweise müssen bis zu drei Spieler beim Umschalten von Abwehr auf Angriff gewechselt werden. Schon jetzt ist klar: Es wird schwer, es sind große Anstrengungen nötig, damit Emsdetten nicht wieder in die normale Zweitliga-Umgebung zurück muss. Nach sieben Spieltagen rangiert der TVE mit 2:12 Punkten am Tabellenende. Das Motto „Herzblut zeigt Wirkung" soll dabei helfen, dass im sonst eher beschaulich 30.000-Einwohner-Städtchen einige Handball-Feuerwerke abgebrannt werden. Wie in der letzten Saison.