Stripes
Stripes
Archiv

Die neuen Spieler machen Freude

(sh:z; Jan Wrege) Ljubomir Vranjes war besser gelaunt als eine Woche zuvor. Nach dem 27:22 (16:12)-Erfolg in der Handball-Bundesliga über die TSV Hannover-Burgdorf erlebten die Spieler der SG Flensburg-Handewitt einen entspannten Trainer. Dass ein Vorsprung von neun Toren kurz vor Schluss auf drei (25:22) geschrumpft war, nahm Vranjes auf seine Kappe, statt seine Mannschaft wie nach dem Glückssieg über Göppingen zu schelten. "Es war auch meine Schuld. Ich habe sehr viel gewechselt. Dadurch sind wir aus dem Rhythmus gekommen", sagte der Schwede.

Das hinderte Jacob Heinl nicht daran, Selbstkritik zu üben. "Wir haben ein paar Bälle verloren, einige frei verworfen und das Heft aus der Hand gegeben, das darf nicht passieren", sagte der Kreisläufer. Torhüter Mattias Andersson sah einen Schritt nach vorn: "Wir haben im Angriff mit viel mehr Druck und Tempo gespielt als in der vergangenen Woche. Nachdem wir mit neun vorn lagen, haben wir etwas Kraft und Tempo verloren, aber das Spiel zum Schluss wieder in den Griff bekommen." Der Lohn ist die Tabellenführung mindestens bis morgen. Dann steht das Spiel in Magdeburg an, das die Flensburger noch mehr fordern wird als Göppingen und Hannover-Burgdorf.

Alles ist in Bewegung in diesen Wochen. Kaum Fixpunkte, an denen sich Prognosen für den Saisonverlauf festmachen lassen. Die Niedersachsen deuteten am Dienstag in der Flens-Arena ihr großes Potenzial an, aber: "Wir sind noch in der Findungsphase. Dieses Spiel kam für uns zu früh. Aber mit fünf Toren in Flensburg zu verlieren, ist auch nicht so schlecht", resümierte TSV-Trainer Christopher Nordmeyer. Da klingt durch, wie hoch der Vizemeister und Supercup-Sieger in der Branche eingeschätzt wird, obwohl die Konkurrenz prominenter eingekauft hatte. Hannover hatte der SG  zum Beispiel Borut Mackovsek weggeschnappt. Der baumlange Slowene ließ die Flens-Arena raunen, als er einen gewaltigen Wurf an die Latte krachen ließ, sechs weitere Versuche brachten aber nur zwei Tore. Das war auch Mattias Andersson geschuldet, der sich in der zweiten Halbzeit in die gewohnte Form steigerte.

Der Respekt der Liga vor der SG dürfte wachsen, wenn sich die jungen Neulinge weiter so entwickeln wie bisher. Jim Gottfridsson kam nach 14 Minuten beim Stand von 8:8 und trug mit vielen gelungenen Aktionen dazu bei, dass die Gastgeber zur Halbzeit mit 16:12 führten. Nach der Pause hatte er ein wenig Pech im Abschluss. "Ich muss zwei, drei Tore mehr machen. Aber ich bin neu in dieser Liga, ich bin zufrieden", meinte der Schwede, der am Montag 21 Jahre alt geworden ist.

Ausgiebig Einsatzzeit in Abwehr und Angriff erhielt auch  Drasko Nenadic, der  mit mutigem Spiel und Übersicht gefiel. "Der versteht Handball", lobte Routinier Lasse Svan, "er klaut Bälle und blockt gut. Er hat einen guten Wurf, wir müssen ihm im  Angriff nur noch mehr helfen." Es mache "Spaß mit Jim und Nenad", sagte der Däne. "Sie sind noch ein bisschen nervös, aber das war ich auch, als ich hier in den ersten Spielen eingelaufen bin." Gottfridsson habe im Supercup und im Auswärtsspiel in Minden noch cooler gespielt, an die Flens-Arena müsse er sich noch etwas gewöhnen.

Was fiel noch auf? Ein toller Thomas Mogensen und der fehlende Olafur Gustafsson. Vranjes strich den Isländer nach der schwachen Leistung gegen Göppingen aus dem 14er-Kader: "Er braucht Zeit für sich, um sich einige Sachen zu überlegen", sagte der Trainer. Da brodelt wohl etwas.