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Auf den SG-Angriff wartet viel Arbeit

(sh:z; Jan Wrege) Nach diesem Bundesliga-Sieg jubelten die Handballer der SG Flensburg-Handewitt ausgelassener als eine Woche zuvor beim Supercup-Triumph über den THW Kiel. 25:24 (12:13) gegen Frisch Auf Göppingen - um Haaresbreite waren die Gastgeber vor 4981 Zuschauern in der Flens-Arena einem Rückschlag entgangen. Die Fans feierten ihr Team für die Aufholjagd nach dem Sechs-Tore-Rückstand in der 40. Minute. "Es ist wichtig, dass man zum Anfang der Saison auch die schlechten Spiele gewinnt", sagte SG-Linkshänder Holger Glandorf.

Wenig später war die Hochstimmung verflogen. In der Kabine wartete Trainer Ljubomir Vranjes, und der war nicht in Feierlaune. Minutenlang schrie er seine Spieler an, dass ihnen die Ohren rauschten. "Wir sind ja daran gewöhnt, aber das war lauter als sonst", berichtete Linksaußen Anders Eggert, "Ljubo brennt für den Erfolg und wir hätten beinahe wichtige Punkte weggeworfen." Es gab eine Menge, was den Trainer in Rage brachte. Der SG-Angriff produzierte viele technische Fehler, verzettelte sich in Kombinationen, warf überhastet und schlug aus Überzahl kaum Kapital. Die Abwehr   ließ den quirligen Göppinger Tim Kneule zu oft laufen und hatte den Kreis nicht immer unter Kontrolle.

"Die ersten 15 Minuten nach der Pause waren hammerschlecht, das hat man lange nicht von der SG gesehen. Wir denken zu viel. Wir müssen mehr Handball spielen und Spaß haben", sagte Vranjes. Der Spaß begann erst, nachdem die SG von 14:14 (33.) auf 14:20 abgestürzt war und die erste Heimniederlage seit Dezember 2011 (27:32 gegen    Kiel) drohte. Das Zittern um die nun 28 Heimspiele währende Erfolgsserie endete erst sieben Sekunden vor Schluss, als Steffen Weinhold sich zum 25. Treffer durchgewühlt hatte.

Dass dies reichte, war einem Mann zuzuschreiben. Sören Rasmussen erschien als Retter in der 43. Minute im SG-Tor. Mattias Andersson hatte eine starke erste Halbzeit, aber dann registrierte Vranjes: "Es gab einige Bälle, die Mattias  hätte halten müssen. Das hatte er nicht getan, und dann wechsele ich." Rasmussen kassierte nur noch drei Treffer, hielt aber acht Würfe - grandiose Quote. "Ich wusste: Wenn ich einen Fehler mache, kann das die Punkte kosten. Mir half, dass die Abwehr richtig aggressiv war. Das war wie Krieg", schilderte der 37 Jahre alte Däne seinen Einsatz, der ihm ein gutes Gefühl gab, das aber nicht ungetrübt blieb: "Es sind auch zu viele schlechte Dinge passiert."

Die SG hat ein Problem im linken Rückraum. Olafur Gustafssons Vorstellung war nicht bundesligareif. Drasko Nenadic könnte hier auf Sicht die bessere Lösung sein. Auch der Serbe machte Fehler, er kam allerdings in einer schon wesentlichen  schwierigeren Situation ins Spiel. Und Nenadic ist der extrem wichtige Ausgleich zum 23:23 anzurechnen.

Noch genervter als Vranjes war der Kollege Velimir Petkovic, der sich nicht nur darüber grämte, dass ihm nach Michael Thiede auch der zweite Linkshänder abhanden kam. Der starke Felix Lobedank erlitt bei einem unglücklichen Zusammenprall mit Tobias Karlsson (27.) eine Gehirnerschütterung und kam ins Krankenhaus. "Das waren unsere beiden Punkte", beharrte der FAG-Coach bockig, und man ahnte, dass er die  Schiedsrichter meinte. Vranjes widersprach entschieden. "Die Göppinger haben uns ja mit ihren vielen einfachen Fehlern in der letzten Viertelstunde eingeladen. Deshalb haben wir verdient gewonnen", befand der Schwede, der noch einen weiteren positiven Aspekt fand: "Das war ein guter Dämpfer für alle, die immer von Meisterschaft reden. Wenn wir so spielen, sind wir kein Kandidat für den Titel."