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Supercup als Signal für die Handball-Bundesliga

(sh:z; Jan Wrege) Wenn sich alle Prognosen so erfüllen wie im Duell um den Supercup, könnte sich  eine neue Hierarchie im deutschen Handball formen. Lange hatte die SG Flensburg-Handewitt auf diesen Moment gewartet, vier Anläufe in zwei Jahren (dreimal DHB-Pokal, einmal Supercup) waren gescheitert. Am Dienstag Abend stand endlich das Team von Trainer Ljubomir Vranjes im Rampenlicht der Bremer ÖVB-Arena, die Spieler des THW Kiel mit hängenden Köpfen im  Abseits. Ein Sinnbild für die  gebrochene Dominanz des Rekordmeisters? "Das ist ein sehr gutes Signal für die Bundesliga", jubelte jedenfalls der SG-Beiratsvorsitzende Boy Meesenburg.

Es ist keine gute Idee, Alfred Gislason auf eine mögliche Wachablösung anzusprechen - außer, man will mal einen richtig grimmigen Isländer erleben. "Die Sch... habe ich oft genug gehört", echauffierte er sich in schönster Rudi-Völler-Manier, "ihr könnt gern über Wachablösung schreiben. Dazu gibt es keinen Satz von mir", beschied der Kieler Trainer Kiel die freche Frage. Der 53-Jährige war nach der 26:29-Niederlage des Double-Siegers gegen den Doppel-Vize angefressen. "Es war unser bestes Spiel der Vorbereitung, aber es hat nicht gereicht. Wir haben noch viele Baustellen", stellte der Meistercoach fest, beschwerte sich aber auch über die Stuttgarter Schiedsrichter Pritschow/Pritschow: "Die merken plötzlich, dass Flensburg viel mehr Zeitstrafen hatte und dann wollen sie in zwei Minuten alles ausgleichen. Das hat uns aus dem Tritt gebracht." Christian Zeitz hingegen fand es lustig, mit Dominik Klein allein gegen sechs Flensburger Feldspieler zu stehen und dass "ich noch dabei bin, wenn so was passiert." Entscheidend war das Kuriosum nicht, die Flensburger gewannen diese Phase nur mit 2:1.

Weit mehr fiel ins Gewicht, was alle Experten und auch die Kieler selbst erwartet hatten. Der THW war zwar nicht die "graue Maus im Schafpelz", wie von Manager Klaus  Elwardt etwas schräge beschrieben. Aber es war nicht zu übersehen, dass die neu erworbenen Hochkaräter Rasmus Lauge und Wael Jallouz sich mit der THW-Maschinerie noch reiben. Die SG spielte indes wie aus einem Guss, wenn weitgehend die Stammformation der Vorsaison auf der Platte war. "Die Abwehr mit Mattias Andersson stand super. Und in der Vorbereitung hatten wir viel Zeit, im Angriff einige neue Dinge zu üben, mit denen Kiel Schwierigkeiten hatte", meinte SG-Linksaußen Anders Eggert.
Kreisläufer Michael Knudsen, neben Torwart Andersson und Thomas Mogensen überragender Flensburger, fand die Erkenntnis "wichtig, dass wir Kiel jetzt in Pokalspielen schlagen können". Der Däne ist allerdings noch skeptisch, was dies für eine lange Punktspielsaison bedeutet: "Das ist eine supergute Mannschaft, die nur schlecht über sich redet. Für mich bleibt der THW ein Favorit. Wir müssen angreifen."

Andersson, einmal mehr Spieler des Spiels, erlaubte sich keine Euphorie: "Es gibt Wichtigeres als den Supercup." Der Perfektionist war nur froh darüber, dass seine Mannschaft sich diesmal nicht durch eigene Fehler selbst geschlagen hatte wie in den Finalspielen zuvor: "Wir haben Kiel so oft eingeladen."

Überraschend war in Bremen, wie sich die blutjungen Akteure ins SG-Spiel fügten. Jim Gottfridsson  wurde in die  Partie geworfen, als Kiel gerade drückte und machte seine Sache blendend. Bogdan Radivojevic vertrat Lasse Svan auf Rechtsaußen gleich für 60 Minuten. Die beiden 20-Jährigen hatten großen Anteil daran, dass sich die SG zur Pause schon ein gutes Stück Richtung Supercup gearbeitet hatte.

HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann ging angesichts der neuen Spieler auf beiden Seiten das Herz auf: "Sie bereichern die Liga. Jetzt liegt es an den Trainern, aus den Jungs Weltstars zu formen." Bremen als Supercup-Standort bescheinigte er einen guten Start, was durchaus nicht jeder teilte. Die Halle ist okay, aber das Publikum  in der Hansestadt begleitete das sehenswerte Spiel etwas sehr unterkühlt.