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Starker Auftritt des Pechvogels

(sh:z; Jannik Schappert) „Es ist so gut, zurück auf dem Feld zu sein“, sagt Göran Johannessen mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Sein Debüt für Handball-Bundesligist SG Flensburg-Handewitt liegt erst wenige Minuten zurück, der 24-Jährige steuerte gleich zwei Tore zum 29:21-Erfolg des deutschen Meisters gegen den TVB Stuttgart bei. Sogar als der Norweger an die schwere Anfangszeit in Flensburg zurückdenkt, bleibt das Grinsen – er ist in diesem Moment einfach nur glücklich.

Johannessen war in seinen ersten Wochen beim makellosen Tabellenführer vom Pech verfolgt: Operation am Sprunggelenk, mehrwöchige Reha, zwischendurch ein Autounfall. „Es war hart, verletzt hierher zu kommen und nicht mit den Jungs zusammen sein zu können“, erzählt der Nationalspieler. Etwas überraschend schickte Maik Machulla ihn gegen Stuttgart schon in der ersten Halbzeit  aufs Feld und gewährte ihm fast 25 Minuten Spielzeit. „Das habe ich nicht erwartet“, sagt Johannessen. Auch der SG-Coach hatte nicht geplant, den Neuzugang so lange spielen zu lassen. Doch dieser fügte sich, abgesehen von Problemen im Timing, unerwartet reibungslos ins SG-Spiel ein, strahlte unter den Augen von Nationaltrainer Christian Berge Torgefahr aus, fand seine Mitspieler und stand in der Abwehr seinen Mann.

„Göran ist ein sehr belebender Spieler und unglaublich lernfähig“, meint Machulla. Nur drei Mal hatte Johannessen mit seinen Teamkollegen trainiert und stellte trotzdem unter Beweis, dass er mehr als nur eine Alternative zu den zuletzt so starken – aber auch stark beanspruchten – Jim Gottfridsson und Rasmus Lauge sein kann. „Es gibt viele Dinge, die noch besser werden können“, bleibt Johannessen bescheiden. Er fühlt sich im SG-System noch nicht zu 100 Prozent sicher. Dafür hat Machulla Verständnis: „Unser Spiel ist sehr kompliziert, das kannst du nicht in einer Woche draufhaben.“

Auch dank Johannessen kam es gegen Stuttgart übrigens zu einem Novum: Mit ihm, dem überragenden Torbjörn Bergerud, Magnus Röd und Magnus Jöndal standen erstmals in der SG-Geschichte vier Norweger gleichzeitig auf dem Feld.

Kein Novum, aber ebenfalls ein seltenes Ereignis war das Kontertor von Kapitän Tobias Karlsson. „Ich habe links und rechts nach einer Anspielstation gesucht. Aber es war keiner da.“ Also musste er sich selbst auf den Weg machen, was Lasse Svan so kommentierte: „Ich hatte Angst, dass die Schiedsrichter passives Spiel pfeifen.“

Den vereinseigenen Bundesliga-Startrekord  von 18:0 Punkten haben die SG-Handballer eingestellt, darüber freuen können sie sich aber kaum. Schon morgen (17 Uhr) steht bei Pick Szeged ein wichtiges Champions-League-Spiel auf dem Programm. Drei Tage später geht es gegen den SC Magdeburg um den Einzug ins Pokal-Viertelfinale. Das K.o.-Spiel stellt Maik Machulla vor die Frage: Wie gehe ich mit Szeged um? „Es gibt zwei Möglichkeiten: All in oder Rotation“, sagt der SG-Coach. Er hat sich für Letzteres entschieden und will seinen 16er-Kader ausnutzen. „Alle meine Spieler haben die Qualität, um vor dem frenetischen Publikum in Szeged Verantwortung zu übernehmen“, sagt Machulla.

Sein Team geht durchaus als Außenseiter in das Spiel beim ungarischen Meister, der mit 8:0 Punkten Rang zwei in der Gruppe B belegt. „Szeged und Paris werden den ersten Platz untereinander ausmachen“, glaubt Machulla.