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Sirene rettet den Sieg

(sh:z; Jan Wrege) Auch das bislang schwächste Heimspiel der Saison hat die SG Flensburg-Handewitt in der Handball-Bundesliga schadlos überstanden. Beim 30:29 (16:16) gegen die HSG Wetzlar war unverschämtes Glück im Spiel, als der Wurf des Gäste-Linkshänders Stefan Cavor zum vermeintlichen Ausgleich im  SG-Tor einschlug. Sekundenbruchteile vorher war die Schlusssirene ertönt – die Schiedsrichter Geipel/ Helbig entschieden sofort, dass dieser Treffer nicht zählte. So wurde es der 15. Flensburger Sieg in dieser Serie, den  Tabellenführer schmücken nun 30:0 Punkte. 

„Nach so einem Spiel muss man fünf Mal durchatmen“, meinte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke, während die Trainer Maik Machulla und Kay Wandschneider eine ganz und gar gegensätzliche Sicht auf ihre Mannschaften offenbarten. „Sehr enttäuscht über die Art und Weise, wie wir spielen“, zeigte sich der Flensburger. „Stolz und rundum zufrieden mit der Leistung“, blickte der Wetzlarer auf sein Team.

Die Gastgeber legten einen leidlich souveränen Start hin, führten 5:2 und 7:4 (11.), dann luden sie die Hessen durch viele Fehler zum Mitspielen ein. In der Abwehr, in der Tobias Karlsson nach der Zwangspause am Mittwoch beim Sieg gegen Szeged wieder mitwirkte, gingen „Konzentration, Einstellung, Aggressivität und Beweglichkeit“ verloren, wie Machulla bemängelte. „Es war keine Absicht, aber im Unterbewusstsein haben alle wohl gedacht, das kriegen wir schon hin“, sagte der SG-Trainer.

Tatsächlich sah er aber, wie der überragende Wetzlarer Stefan Cavor sein Team quälte. Der erst 24 Jahre alte Ungar traf fast ohne Kontakt mit der SG-Defensive aus dem Rückraum oder setzte clever den Kreisläufer Anton Lindskog ein. Auch Olle Forsell Schefvert und später Torben Waldgenbach trafen weitgehend unbehelligt aus der zweiten Reihe. Weder Benjamin Buric noch ab der 39. Minute Torbjörn Bergerud konnten an zuvor herausragende Leistungen im SG-Tor anknüpfen. Spielmacher Jim Gottfridsson wollte die Keeper nicht kritisieren: „Gegen freie Sprungwürfe aus acht Metern kann ein Torwart nicht viel machen.“

Die stark ersatzgeschwächten Wetzlarer blieben dem haushohen Favoriten so durchgängig auf der Pelle, schafften immer wieder den Ausgleich. Machulla fand es bedenklich, „wie die Abwehr auseinanderfällt, wenn einige Sachen nicht funktionieren. Ich hatte gedacht, wir wären da schon weiter.“ Immerhin reduzierte der Angriff des Spitzenreiters nach der Pause seine Fehlerquote. Rasmus Lauge übernahm Verantwortung, setzte vor allem dank seiner individuellen Fähigkeiten wichtige Treffer und auch Holger Glandorf durfte mit einer guten Quote und sechs Toren in seinem 500. Bundesligaspiel zufrieden sein. 

Auch das Nervenkostüm der Flensburger blieb beim sechsten Sieg mit nur einem Tor Differenz intakt. So hielt Hampus Wanne beim letzten Siebenmeter 45 Sekunden vor Schluss dem Druck stand und traf zum 30:29. Kay Wandschneider sah in der Partie ein Plädoyer gegen die immer wieder diskutierte Reduzierung der deutschen Eliteklasse: „Nicht einmal Flensburg kann sich gegen irgendeine Mannschaft sicher sein. Wir sollten bei 18 Vereinen bleiben. Wir haben eine richtig geile Liga.“