(sh:z; Jannik Schappert) Schon 45 Minuten vor dem Anpfiff brandete in der Flens-Arena Jubel auf. Die Fans der SG Flensburg-Handewitt, die zuvor immer wieder gespannt den Liveticker auf ihren Smartphones aktualisiert hatten, feierten die 25:28-Heimniederlage des THW Kiel gegen den SC Magdeburg. Der Patzer des ersten Verfolgers war die perfekte Vorlage für die SG-Handballer, ihre Tabellenführung in der Bundesliga auf sechs Punkte auszubauen. Und das Team von Maik Machulla erfüllte seine Hausaufgaben mit einem 28:18 (13:9)-Erfolg gegen den HC Erlangen.
Während die SG-Fans nach dem 21. Sieg im 21. Spiel „Die Nummer eins im Land sind wir“ anstimmten, bremsten die Spieler und die Verantwortlichen die Euphorie. „Die Erwartungen werden höher und höher. Aber wir ziehen unser Ding durch und gucken nicht auf die anderen“, sagte Geschäftsführer Dierk Schmäschke. Holger Glandorf betonte – wie immer: „Wir müssen unsere Aufgaben erfüllen.“
Dass der THW-Patzer die Nervosität vor dem Spiel gegen Erlangen gesteigert hatte, konnte aber auch Lasse Svan nicht bestreiten. „Wir haben den Jubel beim Aufwärmen ja gehört. Da wollten wir das Spiel natürlich noch mit ein paar Prozent mehr gewinnen“, sagte der Rechtsaußen. Er musste das Spielfeld schon nach vier Minuten mit Leistenproblemen verlassen. „Ich hoffe, dass ich rechtzeitig rausgegangen bin, und dass es kein Faserriss oder eine Zerrung ist“, so Svan.
Der Däne ist nicht das einzige Flensburger Sorgenkind. In der 16. Minute prallte Rasmus Lauge nach einem harten Einsteigen von Nico Büdel, der dafür die Rote Karte sah, mit voller Wucht auf den Boden. Der 27-Jährige versuchte es danach noch einen Angriff, weiter ging es aber nicht. Nach dem Spiel schmerzte der ganze Körper. „Wenn man mit so viel Wucht aufprallt, zerrt man sich die gesamte Muskulatur“, erklärte SG-Arzt Torsten Ahnsel.
Büdel erwies seiner Mannschaft, die zu diesem Zeitpunkt (6:6) voll im Spiel war, mit der unnötigen Aktion einen Bärendienst. „Die Rote Karte hat uns das Genick gebrochen“, meinte Erlangens Sportlicher Leiter Kevin Schmidt. Flensburg setzte sich auf 11:7 (22. Minute) ab, weil die Franken ohne ihren Kopf das Konzept im Angriff verloren – und weil Torbjörn Bergerud stark hielt.
Maik Machulla schüttelte dennoch den Kopf. Auch Magnus Röd fiel nach einer Abwehraktion aus, betrat in der zweiten Halbzeit aber zumindest noch einige Male das Feld. „Vielleicht ist es nur ein Pferdekuss“, sagte Mark Bult. Der Niederländer vertrat den noch angeschlagenen Machulla auf der Pressekonferenz und lobte die starke Abwehr: „Sehr aggressiv, viel Beinarbeit.“
Nach der Pause (13:9) ließ die SG in 16 Minuten nur zwei Tore zu und Erlangen mit 20:12 hinter sich. Als der auffällige Simon Jeppsson die erste Zehn-Tore-Führung erzielte (23:13, 51.), war der 21. Saisonsieg endgültig im Sack. „Jetzt haben wir eine Woche Pause. Das passt uns sehr gut“, sagte Svan. Die SG spielt am Sonntag (17 Uhr) in Zagreb.