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„Viele, viele tolle Sachen“

(sh:z; Jan Wrege) „Wunderschön“ – das kam gleich mehrmals vor im Resümee von Maik Machulla nach dem unerwartet glatten Saisonstart in der Handball-Bundesliga gegen Frischauf Göppingen. Beim 26:15 (15:5)-Sieg der SG Flensburg-Handewitt gegen die hoch eingeschätzen Schwaben hatte der Meistertrainer „viele, viele tolle“ Sachen gesehen. Besonders beeindruckend war die Formation, die er in den letzten zehn Minuten aufs Parkett schickte. Glandorf, Lauge, Karlsson, Gottfridsson, Wanne, Svan? Alle auf der Bank. Im Feld spielten Jöndal, Steinhauser, Baijens, Jeppsson, Röd, Golla und im Abwehrzentrum Hald. Und es funktionierte. „Es ist schön, da als Trainer zu stehen und das zu genießen“, sagte Machulla. Dabei hatte er natürlich die bis zu 60 Spiele im Blick, die in dieser Saison auf die SG zukommen, wenn alles gut läuft.

Es war vielversprechend, was da am Donnerstag in der Flens-Arena zu sehen war. Benjamin Buric machte sich auf, in die Fußstapfen der großen SG-Torhüter zu treten. 20/1 Paraden glückten dem 27-Jährigen Bosnier, der das Dauergrinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht bekam. Das war natürlich auch einer Abwehr geschuldet, die zum Teil schon wieder meisterlich stand, sicher auch etlichen schwachen Würfen der Göppinger, aber ebenso spektakulären Reflexen von Buric, der mit der Traumquote von 57 Prozent von der Platte ging.

Eine traumhafte Heimpremiere in SG-Trikot feierte auch Kreisläufer Johannes Golla, der nach 13 Minuten ins Abwehrzentrum neben Tobias Karlsson rückte und im Angriff vier Tore erzielte. „Das hatte ich mir vielleicht gewünscht, dass es so läuft, aber nicht erwartet. Es hat einfach Spaß gemacht“, sagte der 20-Jährige. Am Ende bildete er erstmals mit Simon Hald den Mittelblock der Abwehr, was auch schon recht harmonisch wirkte, obwohl der dänische Neuzugang noch dabei ist, Deutsch zu lernen. Dennoch klappen die Absprachen immer besser, sagte Golla: „Alles was wichtig ist, wird verstanden.“

Machulla freute sich, dass hier Alternativen heranwachsen: „Früher war es ja undenkbar, dass man Karlsson auf die Bank setzt. Wenn Golla so abliefert, ist das wunderschön.“

Auch Dani Baijens bot sich am Donnerstag als Reserve für die Spielmacherposition an. Der 20 Jahre alte Niederländer, der für die Zeit der Rekonvaleszenz von Göran Johannessen aus dem Juniorteam zu den Profis aufgerückt ist, hatte einen starken Kurzauftritt, gekrönt vom seinem ersten Treffer in der Bundesliga. „Ich hatte ein gutes Gefühl, die Stimmung in der Halle war super, da habe ich keine Nervosität gespürt. Maik hatte gesagt: Gib alles, was du hast“, berichtete Baijens von seinem Ligadebüt in der Flens-Arena. Das habe er sich redlich verdient, betonte der Trainer: „Wir verschenken keine Spielanteile. Dani Baijens ist sehr engagiert, sehr loyal, er bringt viel Energie und Spaß in die Mannschaft.“ 

Bei aller Freude übersah Machulla gewisse Defizite nicht: „Ich bin jemand, der das richtig einordnet und auf die Bremse tritt. Man muss die erste Viertelstunde besprechen, in der wir aus unseren Möglichkeiten zu wenig gemacht haben, die Gegenstöße sehr schlecht und unstrukturiert gelaufen sind.“ Auch Holger Glandorf warnte vor zu früher Euphorie: „Wir müssen noch ein paar Spiele abwarten, um zu wissen wo wir stehen. Berlin wird eine Riesen-Reifeprüfung für uns, dann kommt Kiel – und das sind beides Gegner, die wissen, wie der Hase läuft.“