Stripes
Stripes
Archiv

Schnell den Schalter umlegen

(sh:z; Holger Petersen) Angenehme Nachtruhe! Auch wenn es schwer fiel. Als die Handballer der SG Flensburg-Handewitt die Heimreise vom Auswärtsspiel beim SC Magdeburg antreten wollten, wartete draußen vor der Getec-Arena ein Luxus-Gefährt auf sie. Ein extra angemieteter, doppelstöckiger Schlafbus, ausgestattet mit Betten  für die Spieler. Dieser sollte ihnen im Hinblick auf das wichtige Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Meshkov Brest (So. 19 Uhr) eine optimale Regeneration ermöglichen.

Trotz dieses  Komforts dürfte das Einschlafen auf der 450 km langen Rückfahrt aus Sachsen-Anhalt nicht problemlos verlaufen sein. Zu groß war zu diesem Zeitpunkt noch der Ärger – über die bittere 23:24-Niederlage, über manch eine Schiedsrichterentscheidung, über den vergebenen Meisterschafts-Matchball, über die gerissene Superserie (32 Bundesligasiege in Folge). Doch beim Aufwachen in Handewitt dürfte die Welt schon wieder anders ausgesehen und sich Zuversicht  breitgemacht haben. Aufgrund der Gewissheit, wieder eine starke Leistung abgeliefert zu haben und der Tatsache, beim Tanz auf zwei Hochzeiten immer noch alles in der eigenen Hand  zu haben.

„Diese Niederlage wirft uns nicht um. Wir wollen jetzt gegen Brest versuchen, schnell wieder ein positives Gefühl zu bekommen“, verkündete Maik Machulla.  Äußerlich wirkte der SG-Trainer gefasst und so cool, wie seine Spieler sich zuvor größtenteils im Magdeburger Hexenkessel präsentiert hatten. Innerlich jedoch brodelte es  beim  42-Jährigen. Der zum Greifen nahe „Big Point“ war dem Meister in der hektischen Crunchtime entglitten, nun spürt er wieder den heißen Atem des Verfolgers und Erzrivalen THW Kiel.

„Ich habe in Magdeburg“, so Machulla, „wieder viel Positives von meiner Mannschaft gesehen.“ Und meinte damit Mentalität, Einsatzwillen und Moral. Alles top. Das galt auch für die Stabilität der Abwehr, die Leistung von Torhüter Benjamin Buric und die Treffsicherheit der Außen Lasse Svan und Magnus Jöndal. „Leider haben wir nach dem 21:20 nicht das Momentum, das dann auf unserer Seite lag, genutzt“, trauerte der SG-Trainer dieser Phase nach.

Denn: Um in Magdeburg, eine der schwersten Auswärtsaufgaben überhaupt, zu bestehen, muss fast alles passen. Und da fehlte bei den Gästen an diesem Abend der entscheidende Punch im Angriff, die nötigen Tore in den letzten sieben Minuten – und ganz einfach auch das Quäntchen Glück, das die SG in dieser Saison bei einigen Ein-Tore-Siegen schon häufiger auf ihrer Seite hatte.

Egal! Mund abputzen, kurz schütteln, und dann den Schalter auf Brest umlegen. Das verlangt Machulla nun: „Bei den Jungs und bei mir ist die Energie wieder zu spüren – für neue Taten.“ Morgen geht’s gegen einen Gegner, der trotz des 28:30 im Hinspiel (Machulla: „ein gefährliches Ergebnis“) noch alle Möglichkeiten aufs Viertelfinale besitzt und der sehr über seine starke Physis kommt. Jeder müsse noch mal alle Kräfte mobilisieren – sowohl die Spieler, das Umfeld und auch die Fans –, um das nächsten Etappenziel zu erreichen. „Wir brauchen am Sonntag die Unterstützung unserer Zuschauer“, sagte der SG-Trainer eindringlich. „In Magdeburg hat man gerade erlebt, wie sehr die Atmosphäre ein Team beflügeln kann.“