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Meister zaubert Füchse weg

(sh:z; Jan Wrege) Kein Zaudern, kein Wackeln – es flutscht bei der SG Flensburg-Handewitt. Der Verfolger THW Kiel macht Druck? Die Mannschaft von Trainer Maik Machulla genießt es und zaubert gegen die Füchse Berlin eine Handball-Gala auf das Parkett der Flens-Arena. 26:18 (14:8)-Sieg, die Punkte 61 und 62 in dieser Bundesliga-Saison – da bleiben keine Fragen, außer der einen: Wer soll den Titelverteidiger noch aufhalten?

THW-Torwart Andreas Wolff hat dem Bergischen HC die komplette Kieler Mannschaftskasse versprochen, falls am Pfingstsonntag in Düsseldorf die Flensburger geschlagen werden. SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke reagiert amüsiert: „Wenn die Kieler das Geld loswerden wollen, können sie es ja einem guten Zweck spenden – egal, wie es ausgeht. Handballprofis kommen gut zurecht.“

Vor einem Jahr waren den Flensburgern nach der unerwartet offerierten Chance auf die Meisterschaft im Endspurt die Hände zittrig geworden. Trainer Machulla macht sich aber keine Sorgen, dass seine Spieler in der letzten Partie die Nerven verlieren: „Die Mannschaft hat wieder bewiesen, wie stark sie mental und körperlich ist. Wie alles funktioniert, was wir uns vorgenommen haben – das gibt Sicherheit.“ Auch Holger Glandorf hat keine Angst: „Die Meisterschaft hat uns gelassen gemacht. Wir werden jetzt regenerieren, uns seriös vorbereiten und die Schale aus Düsseldorf mitnehmen“, sagt der Linkshänder.

Kapitän Tobias Karlsson stimmt die Mischung des Teams optimistisch. Die Älteren hätten aus dem Vorjahr gelernt, die neuen, jungen Spieler würden den Druck, der aus vielen Jahren des Wartens auf einen Titel entsteht, gar nicht spüren. Und für alle gelte: „Je mehr auf dem Spiel steht, desto leichter fällt uns die Fokussierung auf die Aufgabe“, erklärt Karlsson.

Diese besondere Qualität war am Mittwoch gegen Berlin zu beobachten. Wo gegen vermeintlich leichte Gegner schon mal etwas Aggressivität fehlt, lässt die SG gegen Top-Teams nichts schleifen. Selbst der Ausfall von Abwehrchef Karlsson brachte die Flensburger nicht aus dem Tritt. Der Schwede erlitt bei einem Sturz eine Rippenverletzung. Ob etwas gebrochen ist, muss eine Röntgenuntersuchung zeigen. Karlsson und Teamarzt Dr. Torsten Ahnsel zeigten sich aber zuversichtlich, dass dem 500. Pflichtspiel im SG-Trikot auch das 501. für den dann 38-Jährigen folgen wird.

Karlsson wurde nahtlos durch Johannes Golla ersetzt, die 5:1-Abwehr stand weiter unerschütterlich. Und dahinter lieferte auch noch Benjamin Buric mit 15/1 Paraden eine überragende Leistung, mit der er sein ebenfalls starkes Gegenüber Silvio Heinevetter (14) leicht ausstach. Vorn übte die SG Dauerdruck auf die Füchse-Abwehr aus, der lediglich für ein paar Minuten nach der Pause etwas an Intensität verlor. Nach 41 Minuten waren aber mit sieben Toren Vorsprung (19:12) die Fronten geklärt.

Da konnten sich die 6300 Zuschauer schon mal auf die emotionale Verabschiedung von Tobias Karlsson und Rasmus Lauge einstimmen, die beide ihr letztes Heimspiel für die SG absolviert haben. Auf der Videowand lief eine Revue großer Momente aus den Karrieren der beiden, dann erzählte Lauge, wie er als kleiner Junge Lars Christiansen, Lars Krogh Jeppesen und Joachim Boldsen bewundert hat – und davon träumte, einmal für die SG zu spielen. Karlsson drückte seine Dankbarkeit aus und sparte sich eine größere Rede für den 10. August auf, wenn sein Abschiedsspiel steigt und er in die „Hall of Fame“ der SG-Legenden aufgenommen wird.