Stripes
Stripes
Archiv

Energie und Spielfreude

(sh:z) Einige Zuschauer vor der Arena auf dem Expo-Gelände scherzten: „Habt ihr das Wetter aus Flensburg mitgebracht?“ Natürlich nicht. Der Dauerregen beherrschte auch Hannover die letzten Tage. Es war aber etwas anderes, was die SG Flensburg-Handewitt aus dem Norden importierte: meisterliche Klasse. Der 33:28-Erfolg bei der TSV Hannover-Burgdorf hatte einen so dominierenden Charakter, das er die Hoffnungen auf eine Titelverteidigung verstärkte. „Die Art und Weise, wie wir hier gewonnen haben, macht mich sehr glücklich“, sagte SG-Trainer Maik Machulla. „Die Jungs sprühten nur so vor Energie und Spielfreude, es lag ein große Selbstverständlichkeit in unserem Spiel.“

Beeindruckend war die Vorstellung der Nordlichter. Ein Akteur verdiente sich sogar getrost das Prädikat „Weltklasse“: Rasmus Lauge. Zehn Treffer markierte er selbst, brachte seine Nebenleute, allen voran Kreisläufer Anders Zachariassen, in Position und stand auch in der Abwehr seinen Mann. Seine Vorstellung war eine Metamorphose – vom überspielten und müden WM-Helden zum Leader eines Bundesliga-Spitzenreiters. „Praktisch sieben Monate lang bewegte er sich im roten Bereich, seine Substanz wurde angegriffen“, erklärte Maik Machulla. „In den letzten Tagen haben wir Rasmus sehr individuell unter der Obhut von Michael Döring trainieren lassen.“

Das Ergebnis ließ Recken-Coach Carlos Ortega verzweifeln: „Wir haben alles versucht, um Rasmus Lauge in den Griff zu kriegen, doch egal ob 6:0-, 5:1- oder 5+1-Abwehr – alles war vergebens.“ Der konstante Unruheherd selbst bekannte, dass er „etwas Angst hatte, die zehn Tage könnten etwas zu lang sein.“ Er fegte die Zweifel aber schnell weg und staunte über die Leichtigkeit, die dem Auftritt anhaftete: „Wir spielten uns die Chancen konsequent heraus und mussten gar nicht so viel laufen.“ Rasmus Lauge zeigte keine Müdigkeit, Maik Machulla ließ ihn durchspielen. „Ich wollte den Spielfluss nicht stören und wir mussten ja nicht die Belastungen verteilen, da wir ein freies Wochenende vor uns haben.“

Deshalb waren die Aktivitäten auf der Bank auch relativ überschaubar. Für Benjamin Buric, Göran Johannessen, Simon Jeppsson, Marius Steinhauser und Magnus Jöndal (bis auf einen Siebenmeter) verlängerte sich die Pause. Und Jung-Nationalspieler Johannes Golla hatte nur in der Talk-Runde des Hallen-TV einen Einsatz.

Jim Gottfridsson bekam Entlastung durch ein Angriffsspiel mit zwei Kreisläufern. Im rechten Rückraum signalisierte Magnus Röd gegen Ende beider Halbzeiten Müdigkeit. Der routinierte Holger Glandorf unterstützte ihn. Vor einigen Monaten wäre es noch anders herum gewesen. Wenn im Juni Bilanz gezogen wird, kommt Magnus Röd sicherlich der Titel „Aufsteiger der Saison“ zu.

Die Fans feierten in Hannover neben Rasmus Lauge vor allem Torbjörn Bergerud. Der Keeper hielt 15 Bälle, gewann das Duell gegen die Gastgeber-Schlussleute deutlich. Martin Ziemer etwa glänzte nur mit zwei gehaltenen Siebenmetern – und dann erst wieder weit nach dem Abpfiff, als der TSV-Torwart Maik Machulla ein Bier spendieren wollte und die Flasche mit seinen Zähnen öffnete.

Der SG fehlt nun nur noch ein Sieg gegen Abstiegskandidat SG BBM Bietigheim, dann ist ein schier unglaubliches Jahr ohne Niederlage in der Bundesliga besiegelt.