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Die SG schreibt Geschichte

(sh:z; Jannik Schappert) Ein Raunen geht durch die Flens-Arena – immer und immer wieder. Der Grund: Christopher Rudeck. Mit 16 Paraden alleine im ersten Durchgang brachte der Torwart des Bergischen HC die SG Flensburg-Handewitt gestern Nachmittag in der Handball-Bundesliga 30 Minuten lang zur Verzweiflung. Am Ende gewann der Tabellenführer trotzdem mit 25:23 (9:11), weil er nach dem Seitenwechsel den längeren Atem hatte und seine Chancen besser nutzte. Der Erfolg gegen den BHC war der 17. Flensburger Sieg im 17. Bundesligaspiel – eine perfekte Hinrundenbilanz. Das schafften vorher nur der TBV Lemgo (2002/03) und der THW Kiel (2011/12).

„Das ist ein großer Moment in meiner Karriere. Wir gehören zu den wenigen Spielern, die das geschafft haben“, sagte Magnus Röd. Der 21-jährige Norweger  zählte mit vier Toren – darunter ein ganz wichtiges zum 20:19 in der 49. Minute – zu den besten SG-Spielern. Er musste am Anfang von der Bank mit ansehen, wie seine Teamkollegen an Rudeck verzweifelten. „Bis zum Torwurf haben wir tollen Handball gespielt“, meinte SG-Trainer Maik Machulla. In der Tat erspielte sich der deutsche Meister fast in jedem Angriff eine hochkarätige Chance, scheiterte aber reihenweise völlig frei am Ex-Flensburger im BHC-Tor. „Irgendwann fängst du an zu überlegen und verlierst den Mut“, so Machulla.

Als Rudeck in der 18. Minute gegen Rasmus Lauge den elften (!) Ball parierte und auf der Gegenseite der wurfgewaltige Bogdan Criciotoiu zum 2:7 traf, machte sich in der Halle Nervosität breit. „Das habe ich noch nicht erlebt“, sagte Tobias Karlsson zu der mauen Torausbeute. Doch der SG-Kapitän wusste: „So bleibt es nicht 60 Minuten.“ Noch vor der Pause fassten die Flensburger neuen Mut, auch weil die Zuschauer den Ernst der Lage erkannt hatten und ihre Mannschaft im Stehen nach vorne peitschten. Mit der Halbzeitsirene gab Holger Glandorf mit seinem beherzten Treffer zum 9:11 die Richtung für die zweiten 30 Minuten vor.

Diese hatten es in sich, weil beide Mannschaften leidenschaftlich um die zwei Punkte kämpften. Die SG nutzte ihre Chancen nun deutlich besser, Jim Gottfridsson überwand Rudeck zum 15:14 (40. Minute). Auf der Gegenseite drängte die SG die starken Gäste immer wieder ins Zeitspiel – kassierte aber auch immer wieder Nackenschläge, weil der raffinierte BHC-Spielmacher Linus Arnesson  viele Probleme im letzten Moment mit einem erfolgreichen Wurf oder einem Kreisanspiel auf Leos Petrovsky löste. So blieb es bis zum 19:19 (48.) ausgeglichen.

„Dann sind wir in eine Phase geraten, in die man in Flensburg immer schnell reingeraten kann“, sagte BHC-Coach Sebastian Hinze. Angeführt von Röd und dem eingewechselten Benjamin Buric im Tor zog die SG innerhalb von 180 Sekunden auf 23:19 davon und legte den Grundstein für den 17. Sieg. „Schade, dass das Spiel eine zweite Halbzeit hatte“, meinte Rudeck, der nach der Pause abkühlte und bei 19 Paraden stehen blieb. 34:0 Punkte – „auf diese Hinrunde können wir stolz sein“, betonte Machulla. Marius Steinhauser, der nach schweren Wochen viel Spielzeit bekam und diese nutzte, meinte: „Das ist etwas, das bestehen bleibt.“