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Der Abend der Bankspieler

(sh:z; Jannik Schappert) Marius Steinhauser hatte keine Wahl. Kurz vor den Feiertagen diktierte der Kalender dem Musikwart der SG Flensburg-Handewitt die Songauswahl in der Kabine. „Ich habe ein paar Weihnachtslieder ausgepackt“, sagte Steinhauser nach dem 35:28-Erfolg des Tabellenführers in der Handball-Bundesliga gegen GWD Minden. Hätte der Rechtsaußen die Wahl gehabt – seine Mitspieler hätten sich statt Wham und Co. wohl in Dauerschleife die Steinhauser-Sprechchöre anhören müssen, mit der die Nordtribüne den 25-Jährigen nach seiner bisher besten Leistung im SG-Trikot gefeiert hatte.

Mit sieben Toren bei acht Versuchen hatte Steinhauser nach seiner Einwechslung in der 23. Minute – zu diesem Zeitpunkt stand es 8:13 – großen Anteil am 18. Flensburger Sieg im 18. Bundesligaspiel. „Ich bin einfach froh, dass wir gewonnen haben und ich meinen Teil dazu beitragen konnte“, sagte der Linkshänder. „Ich habe gemerkt, dass ich gesucht wurde. Das war schön.“ Seit Steinhauser im Sommer 2017 von den Rhein-Neckar Löwen zur SG kam, hatte er es nicht leicht in Flensburg. Der 25-Jährige musste sich als klare Nummer zwei hinter Lasse Svan einordnen, auch als der Däne in den vergangenen Wochen schwächelte.

Doch Steinhauser blieb am Ball, bot sich im Training an und zeigte Maik Machulla schon am Sonntag gegen den Bergischen HC (25:23) mit einer Hundert-Prozent-Quote, dass der SG-Coach auf ihn zählen kann. Auch in der Abwehr stand der Rechtsaußen in beiden Spielen seinen Mann. Vom Trainer gab es dafür ein Sonderlob, in das er den ebenfalls starken Simon Jeppsson einschloss. „Dass die beiden so einen tollen Job gemacht haben, freut mich besonders. Für sie ist es nicht immer einfach“, sagte Machulla. Jeppsson gelang es mit einem couragierten Auftritt, die diesmal schwache Leistung von Jim Gottfridsson zu kompensieren.

Der 2,03 Meter lange Schwede kam wie Steinhauser, als es bei der SG nicht lief, und steuerte fünf Tore sowie mehrere Assists bei. „Es war ein schöner Zeitpunkt, ins Spiel zu kommen, weil ich nicht so viel Druck hatte“, meinte Jeppsson. Die Erwartungen, die seine körperlichen Voraussetzungen bei den Zuschauern wecken, machen ihm manchmal zu schaffen. Er nimmt das Raunen wahr, das die Halle erfüllt, wenn er hoch in der Luft steht und den Ball dann doch abspielt. „Ich treffe diese Entscheidungen in einer halben Sekunde, manchmal passiert ein Fehler“, warb der 23-Jährige um Verständnis. Gegen Minden entschied sich Jeppsson – mit ein paar Ausnahmen Mitte des zweiten Durchgangs – oft richtig, was die SG-Fans kurz vor Schluss mit Simon-Jeppsson-Gesängen honorierten.

Der Sieg gegen Minden war nach dem Titelgewinn im Juni, dem Ausbau des vereinseigenen Startrekords auf nun 36:0 Punkte und dem saisonübergreifend 26. Sieg in Serie der nächste Meilenstein in einem Jahr der Superlative. Die SG hat 2018 in keinem ihrer 17 Bundesliga-Spiele in der Flens-Arena einen Punkt abgegeben. All die positiven Meldungen trübte eine Nachricht von Geschäftsführer Dierk Schmäschke: „Benjamin Buric hat seit zwei Spielen leichte Knieprobleme, die wir im Auge behalten müssen. Er wird das letzte Spiel bei den Eulen Ludwigshafen machen, dann sehen wir weiter.“