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Auf der Suche nach Balance

(sh:z; Jan Wrege) Die SG Flensburg-Handewitt bangt um Abwehrchef und Kapitän Tobias Karlsson und sucht eine Einstellung zwischen Gelassenheit und Aggressivität für den anspruchsvollen Endspurt im Titelrennen der Handball-Bundesliga. Das ist die Stimmungslage beim Tabellenführer, dessen Vorsprung auf zwei Punkte geschrumpft ist, vor dem Heimspiel heute (19 Uhr) gegen die MT Melsungen.

Noch hat Trainer Maik Machulla die Hoffnung nicht aufgegeben, dass der alte Schwede in den letzten vier Spielen auf die Platte zurückkehrt. „Die MRT-Bilder zeigen keine neue akute Verletzung. Sein Rücken sieht eben aus wie bei einem 38-Jährigen nach 20 Jahren Profisport“, sagt Machulla. Karlsson brenne darauf zu spielen, weshalb es die medizinische Abteilung mit einem der schlimmsten –  nämlich maximal ungeduldigen – Patienten zu tun habe. „Wir können nur   schauen, wie er sich fühlt“, so der SG-Trainer.   

Allerdings sei der Ausfall von Karlsson auszuhalten. Der Kapitän musste im Derby in Kiel wegen Rückenschmerzen nach einer Viertelstunde passen. „Trotzdem haben wir nur 20 Gegentore bekommen – Anders Zachariassen, Simon Hald und Johannes Golla haben das hervorragend gelöst. Das ist ja auch die Konstellation für nächstes Jahr. Wir haben einen Innenblock, der funktioniert“, sagt Machulla. Hald hat übrigens den Kopfschuss von Domagoj Duvnjak gut verkraftet. Der Däne zeigte keine Ausfallerscheinungen, wurde aber vorsorglich einen Tag vom Training befreit.

Mit Blick auf die Lage vor ziemlich genau einem Jahr befindet sich die SG in einer kuriosen Situation. Damals hatte Melsungen mit einem Auswärtssieg bei den Rhein-Neckar Löwen völlig unerwartet den Flensburgern die Tür zum Titel wieder aufgestoßen. Jetzt könnten die Hessen dem THW Kiel den gleichen Gefallen tun. Maik Machulla interessiert das nicht: „Ich blende alles aus, was uns nicht hilft.“

Überhaupt fühlt sich für ihn alles anders an als im Mai 2018. „Positiv ist, dass wir alles selbst noch bestimmen können. Und wir haben als Mannschaft eine ganz andere Sicherheit als vor einem Jahr“, so Machulla. Das habe  das Derby gezeigt. Die Mannschaft sei unter Stress cool geblieben, habe sich taktisch gut verhalten, sei am Ende nur im Abschluss an einem herausragenden Torhüter gescheitert.
Melsungen und Berlin zu Hause, der Bergische HC auswärts – die SG bekommt es noch mit drei Teams zu tun, die um Europacupplätze kämpfen, dazu die Partie beim Tabellen-14. Stuttgart. Das Restprogramm ist denkbar schwer, aber zu viel Druck will Machulla nicht an die Mannschaft heranlassen. „Ganz wichtig ist, dass wir eine Balance finden“, sagt er. Also locker bleiben, aber auf dem Feld „muss jeder einzelne 60 Minuten brennen“.

Bei Melsungen sieht der SG-Trainer hohe Qualität. Gegenüber dem Hinspiel, das mit 24:18 an die Flensburger ging, sind die Gäste personell inzwischen besser aufgestellt. Damals verletzte Leistungsträger wie Michael Müller und Marino Maric sind diesmal dabei, außerdem habe der Schweizer Spielmacher Roman Sidorowicz eine beeindruckende Entwicklung vollzogen.