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Die nächste Herausforderung

(sh:z; Jan Wrege) Um ein Uhr am Ostermontag lagen die Sieger von Mannheim wieder in ihren Betten in Flensburg, Handewitt oder Timmersiek. „Das war gut für die Regeneration“, meinte Trainer Maik Machulla nach der reibungslosen Rückreise, die von „schönen Emotionen“ geprägt war. Die mit dem 26:23-Sieg über die Rhein-Neckar Löwen bestandene Bewährungsprobe im Titelkampf der Handball-Bundesliga macht der SG Flensburg-Handwitt Mut für die noch größere Herausforderung, die heute (19 Uhr) in der Champions League mit Telekom Veszprem in der Flens-Arena wartet.

„Schade, dass man gleich die nächste Aufgabe im Kopf hat“, sagte Machulla, „aber das sind wir gewohnt.“ Noch am Montag Abend hatte er seine Spieler wieder zum Training gebeten, eine leichte Einheit mit Laufen, Physiotherapie und individuellen Übungen. „Ich wollte, dass wir uns treffen und  ein paar Dinge bereden“, erklärte der Trainer. Torhüter Benjamin Buric bekam einen Text zum Spruch vom „80-Prozent-Meister“, allzu übel wurde es ihm aber nicht genommen. „Hätte er gesagt, er will hier Fünfter werden, wäre er auch nicht richtig“, so Machulla. Vor allem ging es ihm um die Einstimmung auf das erste Viertelfinalspiel in der Champions League. „Selbstvertrauen ist gut, das heißt aber nicht, dass alles von allein geht“, warnte der Trainer. Schon gar nicht gegen das routinierte Team des ungarischen Vizemeisters, der auf allen Positionen zwei- oder  dreifach mit Spitzenkräften besetzt ist. „Die Breite des Kaders ist schon beeindruckend“, stellt der SG-Trainer fest.

Er hat aber auch gesehen, dass sich Veszprem-Coach David Davis inzwischen auf einen Kern von 16 Spielern festgelegt hat. Nach dem Rauswurf von Ljubomir Vranjes habe Davis den Stil komplett auf spanisch gedreht, so Machulla. Das   bedeutet eine Beschleunigung des Spiels und viel Einsatz der massigen Kreisläufer Andreas Nilsson und Blaz Blagotinsek. Das Rückraumspiel wird derzeit vor allem von Mate Lekai und Petar Nenadic gesteuert, eine wichtige Rolle spielt neuerdings auch wieder Oldie Lazlo Nagy. Viel Geduld und Raffinesse wird der SG-Angriff brauchen. „Veszprem stellt eine kompakte und aggressive 6:0-Abwehr, der Kleinste ist da schon zwei Meter groß. Und dahinter Arpad Sterbik, der schon das eine oder andere Mal gezeigt hat, dass er okay ist“, beschrieb Machulla die ungarische Defensive.

Beim deutschen Meister stehen alle Spieler zur Verfügung. Mannheim-Joker Rasmus Lauge signalisierte, dass er sich nach überstandener Ellenbogen-Verletzung und einem auskurierten Infekt  voll wiederhergestellt fühlt. Sehr zur Erleichterung von Machulla, der hofft, dass Lauge seinem künftigem Verein ebensolche Probleme bereiten wird wie den Löwen: „Da hat er all seine Qualität und Klasse gezeigt.“

Der Gegner
Die Kaderliste von Telekom Veszprem liest sich wie ein Ausschnitt aus dem Who-is-who des Welthandballs. Dort tummeln sich Legenden wie der Linkshänder Laszlo Nagy (38) , wie die Halblinken Momir Ilic (37) und  Mirsad Terzic (35) oder die Torhüter Arpad Sterbik (39) und Roland Mikler (34), außerdem Top-Kräfte, die in vollem Saft stehen, wie die Spielmacher Mate Lekai (30), Kentin Mahé (27) und Petar Nenadic (32). Dass auch auf den Außen (Dragan Gajic, Dejan Manaskov, Manuel Strlek) und am Kreis (Andreas Nilsson, Blaz Blagotinsek) fast nur internationale Spitzenklasse spielt, ist fast selbstverständlich. Nichts weniger, als nach drei Finalniederlagen (2002, 2015, 2016) endlich die Champions League zu gewinnen, ist der Auftrag von Trainer David Davis, der Ljubomir Vranjes abgelöst hat, weil der Ex-Flensburger nicht im Express-Tempo geliefert hatte. Besonders schmerzlich: National wurde Veszprem inzwischen von Pick Szeged abgehängt.