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Großes Spiel, ärgerliches Resultat

(sh:z; Jan Wrege) Nach dem Hinspiel im Achtelfinale der Champions League beim HC Meshkov Brest bleiben den Handballern der SG Flensburg-Handewitt zwiespältige Gefühle: Stolz auf ein  Klasse-Spiel, Ärger über das Ergebnis. Der 30:28 (14:14)-Sieg über  Weißrusslands Meister spiegelt nicht die Überlegenheit des deutschen Titelträgers wider.

„Vor dem Spiel wäre ich mit diesem Ergebnis sehr zufrieden gewesen“, sagte Trainer Maik Machulla. Seine Mannschaft war am Sonnabend aber schon auf dem Weg zu einem Kantersieg in Brest – da fällt das Zwei-Tore-Polster für das Rückspiel am kommenden Sonntag doch ein wenig dürftig aus.

Zum Teil haben sich die Flensburger das selbst zuzuschreiben, zum Teil dürfen sie sich bei den Schiedrichtern „bedanken“. Was sich die Schweden  Kurtagic/Wetterwik am Ende zusammenpfiffen, war nicht nachvollziehbar, ebenso das Verhältnis von 7:2 Zeitstrafen gegen die Gäste in einem nicht übermäßig harten Spiel. „Wir kriegen zwei Zeitstrafen direkt hintereinander, stehen zu viert auf dem Feld. Da ist es schwer, weiter Druck auszuüben“, sagte Machulla, der allerdings auch frei verworfene Bälle gesehen hatte.

Insgesamt war es jedoch eine beeindruckende Leistung  der SG unter denkbar ungünstigen Rahmenbedingungen: Nur 43 Stunden zum Umschalten von Bietigheim auf Brest, die Flugreise, ein ausgeruhter und bestens vorbereiteter Gegner,  eine hektische Atmosphäre  in der Sporthalle Victoria und Schiedsrichter, auf die man sich schwer einstellen konnte. Mit all diesen Widrigkeiten ging der deutsche Meister souverän um. „Es ist auch eine Charakterfrage, nach dem Bundesligaspiel am Donnerstag so ein fantastisches Auswärtsspiel hinzulegen“, fand Machulla.

Schon in der ersten Halbzeit war sichtbar, dass die  SG über die bessere Spielanlage und mehr individuelle Qualität verfügt. Auf der Anzeigetafel schlug sich das nicht nieder, Brest behauptete bis kurz vor der Pause eine knappe Führung. Die Wurfgewalt des früheren Flensburgers Petar Djordjic war zunächst nicht aufzuhalten. Und Trainerfuchs Manuel Cadenas stellte die Gäste mit ständigen Änderungen bei Personal und Taktik vor immer neue Aufgaben.

Die Flensburger bewahrten aber kühlen Kopf und hatten spätestens zu Beginn der zweite Hälfte alles auf der Reihe. Jetzt überraschten sie mit langen, geduldigen Angriffen und Wurfeffizienz in Gestalt von Holger Glandorf, Rasmus Lauge, Simon Hald und Jim Gottfridsson. Hinter der stabilen Abwehr lief Torbjörn Bergerud zu großer Form auf.

Nach 40 Minuten lag die SG mit drei Toren vorn (19:16). Cadenas nahm die Auszeit und warf schon vier Minuten später erneut die grüne Karte auf den Kampfrichtertisch, als Flensburgs Vorsprung auf 23:18 angewachsen war. Brest fand kein Mittel mehr, bei der SG klappte alles. „In dieser Phase hat Flensburg perfekten Handball gespielt“, sagte Cadenas.

Anders Zachariassen traf in der 52. Minute zum 29:21 und in der 55. zum 30:22 – dem Gastgeber drohte ein Desaster. Die chaotischen letzten fünf Minuten gingen dann völlig unerwartet mit 6:0 an Brest, womit für das Rückspiel nun doch etwas Brisanz bleibt. Kapitän Tobias Karlsson zog gelassen Bilanz: „Natürlich hätten wir höher gewinnen können, aber wir haben eine gute Ausgangsposition erspielt. Das war das Ziel.“