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HC Meshkov Brest

Der Kader des HC Meshkov Brest ist groß: Ganze 25 Spieler, darunter immerhin vier Torhüter, sind aufgelistet. Maik Machulla und Mark Bult, die Trainer der SG Flensburg-Handewitt, stellten schnell fest, was hinter diesem enormen Aufgebot steckt. Der weißrussische Klub tanzt auf mehreren Hochzeiten, die je nach Schwierigkeitsgrad personell unterschiedlich besetzt werden. Die Ausbeute kann sich sehen lassen: In der weißrussischen Liga steuert der HC Meshkov auf Titelkurs, in der südosteuropäischen SEHA-League reichte es als Vierter für die erneute Teilnahme am Final Four, und in der VELUX EHF Champions League glückte als Sechster der starken Gruppe A der Sprung ins Achtelfinale.

Torwart Ivan Pesic.

In der europäischen Königsklasse lässt sich das Grundgerüst der Mannschaft so skizzieren. Unter den Torhütern hat der Kroate Ivan Pesic die Nase vorn vor den weißrussischen Nationalkeepern Ivan Matskevich und Vitali Charapenka. In der Offensive hat zumeist der schnelle Spielmacher Artsiom Kulak die Strippen in der Hand. Die gefährlichsten Schützen sind der serbische Rechtsaußen Darko Djukic (53), das russische Rückraumass Alexsander Shkurinskiy (50), das im Hinspiel fehlte, sowie der kroatische Linkshänder Sime Ivic (50).

Immerhin 34 Mal zur Stelle war Petar Djordjic. Der Halblinke spielte zwischen 2010 und 2017 immerhin fünf Jahre für die SG, wechselte 2017 nach  Brest. Zunächst war Sergej Bebeshko sein Trainer. Doch im letzten Sommer setzte der HC Meshkov auf einen ganz erfahrenen Übungsleiter: Manolo Cadenas. Der Spanier führte einst Ademar Leon in die europäische Spitze, trainierte zwei Jahre lang den FC Barcelona, und gewann mit der spanischen Nationalmannschaft zwei Europameisterschaftsmedaillen.

Spielmacher Artsiom Kulak.

Der Altmeister war mit Vorschusslorbeeren bedacht worden und sollte das Spielsystem weiterentwickeln. Einige personelle Veränderungen mussten ebenfalls bearbeitet werden. So schied der Kreisläufer Rastko Stojkovic aus, was noch immer nicht vollständig kompensiert wurde. Wesentlich besser sieht es im rechten Rückraum aus: Dort trat Sime Ivic die Nachfolge des ehemaligen Berliners Konstantin Igropulo an und empfahl sich für Bundesligist HC Erlangen. In Deutschland bestens bekannt ist Pavel Horak. Der inzwischen 36-jährige Tscheche absolvierte in zehn Jahren 225 Bundesliga-Spiele für Göppingen, Berlin und Erlangen.

Der HC Meshkov ist der sportliche Stolz der 300.000-Einwohner-Stadt Brest, die nur einen Steinwurf von Polen entfernt liegt. Der Handball spielte im Westen Weißrusslands schon zu Sowjetzeiten eine Rolle. Treibende Kraft war der Pädagogik-Professor Anatoly Meshkov. Der legendäre Trainer verstarb 1994. Seine Familie übernahm das sportliche Erbe. Die beiden Söhne Aleksandr und Sergey gründeten im April 2002 einen Verein mit professionellen Strukturen, meldeten ihn in der ersten Nationalliga an und benannten ihn nach ihrem Vater: HC Meshkov.

Die Sportstätte „Victoria“.

Auf nationaler Ebene ist der Klub seit dem Scheitern des Projekts „Dinamo Minsk“ unangefochten. Zuletzt wanderten Meisterschaft und Pokal fünf Mal in Serie gleichzeitig in die Vereinsvitrine. Ein Faustpfand ist der Heimvorteil. Die Arena „Victoria“ wurde im August 2004 eingeweiht und kann getrost als Hexenkessel tituliert werden. Der Fan-Block ist lautstark, der Hallensprecher noch lauter. Nun will der HC Meshkov erstmals das Viertelfinale der VELUX EHF Champions League erreichen.