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Auf höchstem Niveau

(sh:z; Jan Wrege) Grandioser Handball, aber keine Punkte: Die SG Flensburg-Handewitt war im  Hinspiel der Gruppe B in der Champions League beim Favoriten Paris Saint-Germain HB lange die bessere Mannschaft, musste sich dann doch mit 28:29 (15:12) geschlagen geben. „Wir haben 55 Minuten fantastisch gespielt. Ich bin stolz auf jeden Einzelnen. Wir hätten viel mehr verdient“, sagte Trainer Maik Machulla.

Dennoch brachte die Reise Gewinn. Die Flensburger haben nun die Gewissheit, dass sie auch nach dem Umbau der Mannschaft auf höchstem Niveau konkurrieren können und dies nicht nur mit einer „ersten Sieben“, sondern in unterschiedlichsten Aufstellungen. Und Sorgenkind Simon Jeppsson schaffte in Paris die wundersame Wandlung zum Leistungsträger. „Ich brauche ihn jetzt“, hatte  Machulla vorher gesagt. In Einzelgesprächen hatte er Jeppsson mental aufgebaut, nachdem der 23-Jährige in dieser Saison schon einige unglückliche Auftritte hatte. Nun lieferte der Schwede, stellte mit seinen neun Toren und präzisen Anspielen sogar die Pariser Topstars in den Schatten. „Er hat   praktisch immer die richtige Entscheidung getroffen“, lobte Machulla den Halblinken.

Dennoch wogen am Ende die Ausfälle von Tobias Karlsson, Jim Gottfridsson, Magnus Röd und Marius Steinhauser zu schwer. In der letzten Viertelstunde kamen der SG Wucht und Genauigkeit etwas abhanden. Ein Vier-Tore-Vorsprung (24:20) schrumpfte zusammen. 

PSG-Trainer Raul Gonzales hatte mit sieben Feldspielern die Wende erzwungen. Die Franzosen schafften es so, die individuellen Fähigkeiten ihrer Stars besser zu nutzen. Spielmacher Sandor Sagosen, Rechtsaußen Benoit Konkoud, der zuvor weitgehend abgemeldete Torjäger Mikkel Hansen, Linkshänder Nedim Remili und schließlich Uwe Gensheimer mit dem finalen Wurf entrissen den Gästen den Erfolg, der im vierten Anlauf im Stade Pierre de Coubertin möglich schien. 

„Wir wissen auch nicht, wie wir das geschafft haben, sind aber froh, dass wir gewonnen haben. Beide Teams hätten den Sieg verdient“, sagte Raul Gonzales. Die 3300 Zuschauer hatten viel Grund zum Staunen. Eine perfekt eingestellte Flensburger Abwehr, in der Simon Hald und Anders Zachariassen den Mittelblock bildeten, ließ die Franzosen oft abprallen. Die PSG-Offensive agierte   einfallslos und statisch, schaffte vor der Pause nur sieben Tore aus dem Feld, dazu kamen die Siebenmeter von Uwe Gensheimer.

Nach zehn Minuten führte die SG mit 6:3 und Jeppsson hatte der Partie da bereits seinen Stempel aufgedrückt – drei Tore und für Linksaußen Magnus  Jöndal ein toller Assist, dem noch weitere folgen sollten. Den Angriff steuerte Göran Johannessen, weil Rasmus Lauge nicht zu stark belastet werden sollte und Jim Gottfridsson bereits am Freitag wegen Wadenbeschwerden die Heimreise angetreten hatte. „Das wollte ich aber vorher nicht verraten“, sagte Machulla. Tatsächlich war PSG wohl überrascht von diesem Angriff, in dem Johannessen mit beeindruckendem Selbstbewusstsein spielte und  der ganz ungewohnt auf Jeppesson als Shooter zugeschnitten war. „Mit Jim und Rasmus spielen wir natürlich anders“, meinte Machulla. 

Die Alternative funktionierte bis in die Schlussphase, in der man sich Gottfridsson als Lenker und Röd in der Abwehr gewünscht hätte. Dann hätte es wohl klappen können mit der Sensation. Mittwoch ist die nächste Gelegenheit, doch in der Flens-Arena erwartet Machulla ein anderes Spiel: „PSG kann jetzt analysieren, was wir geändert haben und sich darauf einstellen.“ Wer bei der SG von den Verletzten zurückkommt, ist noch offen. Für Gottfridsson sehe es gut aus, bei Karlsson und Röd sei er noch skeptisch, sagte Machulla.