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Norwegischer Unterschied

(sh:z; Jannik Schappert) Beim Handball reichen hin und wieder zwei Minuten, um dem Spiel eine entscheidende Wendung zu geben. Im Champions-League-Duell zwischen der SG Flensburg-Handewitt und Motor Zaporozhye waren es am Mittwochabend ganz genau 116 Sekunden zwischen der 44. und 46. Minute, in denen zwei imposante norwegische Erscheinungen den deutschen Meister auf die Siegerstraße beförderten.

Tor Magnus Röd, Parade Torbjörn Bergerud, Tor Röd, Tor Bergerud – und es stand 21:16 für das Team von Maik Machulla. Damit waren die Ukrainer geschlagen. Dass ausgerechnet der 2,02 Meter große Röd und der 1,97 Meter große Bergerud diese Sequenz dominierten, war kein Zufall. Die beiden Nationalspieler drückten der Partie mit sieben Toren beziehungsweise 15 Paraden ihren Stempel auf und machten den Unterschied.

„Torbjörn hat uns enorm geholfen“, lobt Machulla seinen Schlussmann, der von den Fans mit Sprechchören gefeiert wurde. „Das ist so schön. Ich weiß jetzt, wie Buric sich dabei gefühlt hat“, sagt der 24-Jährige im Kabinentrakt. Bergerud ist nach schweren ersten Wochen endgültig in Flensburg angekommen. Schon bei der 29:31-Niederlage gegen Zagreb gefiel er mit elf gehaltenen Bällen, dann parierte er beim 29:28-Erfolg gegen Hannover den entscheidenden Wurf und zeigte nun die tolle Vorstellung gegen Zaporozhye, die er mit zwei abgewehrten Siebenmetern und einem Wurf ins leere Tor krönte. „Es ist neu für mich, alle drei Tage ein Spiel zu haben. Wir trainieren dazwischen nicht so hart und da war es für mich als Torwart nicht leicht, den Rhythmus zu finden. Das klappt jetzt immer besser“, erklärt Bergerud.

Noch mehr als der Keeper blüht momentan Magnus Röd auf. In der Meister-Saison war der 21-jährige Linkshänder vor allem in der Defensive eine wertvolle Alternative zu Holger Glandorf, jetzt entlastet Röd den 35-Jährigen auch im Angriff immer häufiger und bekommt von Machulla zuletzt sogar mehr Spielanteile als Glandorf. Das Vertrauen zahlt sich aus: In den letzten sechs Spielen erzielte Röd 24 Treffer. In Nantes, gegen Hannover und gegen Zaporozhye war er bester SG-Werfer. „Ich fühle mich in meinem zweiten Jahr hier viel sicherer. Das macht es einfacher, auch im Angriff mit Selbstvertrauen zu spielen“, meint Röd, der seinen Vertrag im Sommer bis 2022 verlängert hat – um die Zukunft auf der rechten Rückraumposition muss sich die SG keine Sorgen machen, zumal auch Glandorf bis 2020 bleibt. „Bis dahin kann ich jeden Tag viel von Holger lernen“, sagt Röd.

Der Norweger bringt trotz seiner Größe eine ausgeprägte Athletik und Beweglichkeit mit, die er zunehmend einzusetzen weiß. Wenn Röd mit seiner Wucht durch die gegnerische Abwehr pflügt, versetzt das nicht nur die Zuschauer ins Staunen. „Er ist ein richtiges Tier. Wenn er versteht, wie viel Kraft und Schwung er hat, kriegen die anderen Mannschaften ein Problem“, meint Hampus Wanne. Rasmus Lauge findet: „Seine Entwicklung tut uns gerade richtig gut.“

A propos Lauge: Der Däne wechselt bekanntlich im Sommer 2019 zum ungarischen Topklub Telekom Veszprem, der am Montag Ljubomir Vranjes entlassen hat. Der Schwede war ein wichtiger Faktor für Lauges Vertragsunterschrift vor einem halben Jahr. „Ich kriege das mit, aber ich kann es nicht beeinflussen“, sagt Lauge, der hinzufügt: „Ich habe keinen Vertrag mit Ljubo gemacht, sondern mit Veszprem.“