Stripes
Stripes
Archiv

Benjamin trifft Senjamin

(sh:z) Wenn die SG Flensburg-Handewitt heute (19 Uhr, Flens-Arena) den HC Zagreb empfängt, geht es nicht nur um Champions-League-Punkte, sondern auch um die Handball-Ehre in der Familie Buric. SG-Keeper Benjamin trifft auf seinen Zwillingsbruder Senjamin, der bei den Kroaten am Kreis spielt. „Das ist schon etwas Besonderes für uns beide, aber vor allem für unsere Eltern, die das Spiel hoffentlich im Fernsehen verfolgen können“, sagt der Flensburger Buric. „Mit meinem Bruder habe ich bislang aber gar nicht groß darüber gesprochen. Er ist vor einem Monat Vater geworden, sein erstes Kind ist nun das Thema Nummer eins.“

Vor rund anderthalb Dekaden fingen die heute 27-Jährigen gemeinsam mit dem Handball an – weil das im bosnischen Heimatstädtchen Maglaj die Top-Sportart war. Das Problem: „Wir waren beide Torhüter und konnten nicht gleichzeitig spielen“, erzählt der formstarke Neu-Flensburger. Also einigten sich die Zwillinge, dass Senjamin an den Kreis wechselt. Gerade volljährig schlossen sich beide dem bosnischen Erstligisten Izvidac Ljubuski an, 2013 ging es gemeinsam zu Gorenje Velenje. 2015 standen beide im bosnischen Nationalteam, das in Katar seine WM-Premiere feierte. Erst 2016 trennten sich die Wege: Benjamin suchte die Bundesliga-Herausforderung in Wetzlar, Senjamin wechselte zuerst nach Nantes und diesen Sommer nach Zagreb.

Nun treffen sich die beiden erstmals als Gegner. „Ich hoffe, dass ich treffe, wenn ich die Chance bekomme, und dass ich am Ende jubeln werde“, sagt Senjamin. Benjamin sieht es gelassen: „Er darf vier bis fünf Tore machen – und ich nehme die beiden Punkte.“

„Auf einmal stand Benjamin bei meiner Zagreb-Analyse auf dem Feld“, wurde auch Maik Machulla vom doppelten Buric getäuscht. Viel mehr als das Zwillingsduell beschäftigen den SG-Coach aber die Qualitäten des Gegners, der am ersten Spieltag beim 23:24 gegen den ungarischen Meister Pick Szeged den Wurf zum Ausgleich hatte. „Eine typische Balkan-Mannschaft – abwehrstark und individuell gut ausgebildet.“ Besonders die robuste 5:1-Abwehr des Teams von Trainer-Legende Lino Cervar hat Eindruck hinterlassen. „Wenn du da die Nase in den Neun-Meter-Raum hältst, dann merkst du das auch.“

Doch der deutsche Meister geht nach dem Traumstart in der Bundesliga und der 34:31-Gala bei HBC Nantes mit großem Selbstvertrauen ins Spiel. „Das war über 60 Minuten fantastisch“, sagte Machulla zu einer der besten Leistungen seiner bisherigen Amtszeit. Aber der Trainer warnt: „Weder die Spieler noch die Zuschauer dürfen jetzt zufrieden sein. Ich hoffe, dass es auf der Tribüne wieder knallt.“ Machulla stehen bis auf Göran Johannessen alle Spieler zur Verfügung, darunter ein ausgeruhter Holger Glandorf – in Nantes brillierte Magnus Röd mit sechs Toren: „Das war toll von ihm. Er war mutig und hat die Entschlossenheit gezeigt, die häufig gefehlt hat. Jetzt muss er Konstanz finden.“