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VfL Gummersbach

Die Dinosaurier sind ausgestorben, auch in großen Teilen des deutschen Sports. Nur in der DKB Handball-Bundesliga lebt noch ein Exemplar: Der VfL Gummersbach gehört seit 1966 ununterbrochen der höchsten Spielklasse an und macht sich erneut Hoffnungen auf eine weitere Spielzeit.

Linkshänder Florian Baumgärtner.

Eine Überraschung könnte sehr hilfreich sein: Der VfL Gummersbach schlug tatsächlich die Rhein-Neckar Löwen mit 28:23, sendete ein Überlebenssignal im Abstiegskampf und vergrößerte den Vorsprung zu den Abstiegsplätzen auf drei Zähler. Dabei waren die Voraussetzungen fast aussichtslos. Fünf Partien hatten die Oberbergischen keinen Punkt geholt, nur 2500 Zuschauer trauten sich noch in die Schwalbe-Arena, und dann führte der Favorit schnell mit 8:4. Doch in den restlichen 45 Minuten verblüfte der VfL mit Leidenschaft und Spielfreude. „Ich habe von meinen Jungs heute zunächst einmal nur erwartet, dass sie 100 Prozent von dem einwerfen, was sie können“, strahlte der VfL-Coach Torge Greve. „Die Erwartungen wurden mehr als erfüllt.“

Für ihn war es der erste Erfolg. Er hatte erst Anfang März seinen im Sommer auslaufenden Vertrag beim Zweitligisten VfL Lübeck-Schwartau auflösen lassen, um die Aufgabe eine Klasse höher anzunehmen und den glücklosen Denis Bahtijarevic zu ersetzen. „Es war immer mein Bestreben, es in die Bundesliga zu schaffen“, sagte Torge Greve. „Die Aufgabe, einen so traditionsreichen Klub wie Gummersbach vor dem Abstieg zu retten, ist natürlich eine große Herausforderung, aber eben auch eine sportliche Chance.“ Trotz des Überraschungscoups sitzt der „Neue“ in Gummersbach auf keinem Ruhekissen. Das Restprogramm ist schwierig. Zudem muss der VfL am letzten Spieltag beim Vorletzten SG BBM Bietigheim antreten.

Eirik Köpp: ein junger Norweger.

Vor der Saison hatte der „Dino“ kräftig an seinem Kader gefeilt. Nicht weniger als acht Abgängen standen immerhin sieben Neuzugänge gegenüber. Als Kopf der Mannschaft war der erfahrene Kroate Drago Vukovic vorgesehen, der allerdings nur einige Spieltage als Dreh- und Angelpunkt der Offensive auftreten konnte. Im November riss beim Spielmacher die Achillessehne des rechten Fußes. Eine Rückkehr noch in dieser Serie ist mehr als ungewiss.

Mehr Glück hatte der VfL mit zwei anderen Rückraumakteuren. Der Iraner Pouya Norouzi gewöhnte sich bei den Kadetten Schaffhausen an den europäischen Handball und zeigte bislang viel Torgefahr aus der zweiten Reihe. Der kroatische Linkshänder Ivan Martinovic kam mit den Vorschusslorbeeren einer österreichischen Meisterschaft nach Gummersbach und bestätigte sein Talent.

Unabhängig vom Ausgang dieser Spielzeit wird es im Sommer wieder einige Veränderungen geben. Der Wechsel von Kreisläufer Moritz Preuss zum SC Magdeburg steht schon lange fest. Auch Carsten Lichtlein wird nach sechs Jahren seine Zelte in Gummersbach abbrechen und sie in Erlangen wieder aufstellen. Vor Kurzem absolvierte der Keeper seinen 600. Einsatz in der DKB Handball-Bundesliga. „Das ist natürlich eine gigantische Zahl, toll, dass der Körper so mitspielt“, sagte Carsten Lichtlein. Und mit einer starken Partie im Spiel Nummer 601 durfte er den Sieg gegen die Rhein-Neckar Löwen feiern.