Stripes
Stripes
Archiv

Schon wieder in Schwung

(sh:z; Jan Wrege) "Es war ein hammerharter Anfang nach sechs Wochen, aber es war vielleicht gar nicht  schlecht, dass wir gleich 110 Prozent geben mussten", meinte Spielmacher Thomas Mogensen, nachdem das Pokal-Viertelfinale unerwartet souverän überstanden war. Mit dem 24:20 (11:12)  gegen die Rhein-Neckar Löwen erreichte die SG Flensburg-Handewitt ein bedeutendes Ziel in dieser Handball-Saison und war fast schon wieder so prächtig in Schwung wie im Dezember. Der Bundesliga-Spitzenreiter zerbröselte geradezu unter dem Druck, den das Team von Trainer Ljubomir Vranjes mit der Flens-Arena im Rücken in der zweiten Halbzeit entfachte.

Sportlich ohnehin zu bejubeln, wirft die neunte Teilnahme am Final Four des DHB-Pokals die Flensburger auch wirtschaftlich nicht zurück. Mit 120000 Euro ist bereits die Anwesenheit am 13./14. April in der Hamburger O2-World dotiert. Kein Wunder, dass SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke erleichtert feststellte: "Ein Wunsch ist in Erfüllung gegangen." Zeit zum Feiern bleibt nicht, schon heute ist die SG in der Champions League beim Heimspiel gegen Partizan Belgrad (19.30 Uhr/Eurosport) wieder gefordert.

Da muss man um die Flensburger kaum fürchten, wenn sie annähernd so aufdrehen wie in der zweiten Halbzeit gegen die Löwen, die Vranjes zum Favoriten  erhoben hatte.  Die Mannheimer konnten aber nur eine Halbzeit lang zeigen, warum sie die Bundesliga  (noch) anführen. Torhüter Niklas Landin, Spielmacher Andy Schmid und Kreisläufer Bjarte Myrhol bereiteten den Gastgebern zunächst erhebliche Probleme.

"Die SG ist etwas schläfrig gestartet, leider haben wir unsere Chancen nicht eiskalt genug genutzt. Das wurde in der zweiten Halbzeit bestraft, so dass die SG uns wieder als klaren Verlierer nach Hause fahren lässt", klagte Löwen-Manager Thorsten Storm, vergaß aber nicht, seinen ehemaligen Verein mit warmen Worten zu bedenken: "Ich wünsche allen hier, dass es mal wieder mit einem deutschen Titel klappt." Sogar mit Blick auf die Bundesliga erwartet Storm nicht, dass seine Löwen der SG im Weg stehen werden, trotz derzeit noch fünf Punkten Vorsprung. "Bei unserem Restprogramm wäre  ich froh, wenn wir im Juni als Dritter ins Ziel kommen. Alles andere als ein Meister THW Kiel ist in diesem Jahr kaum zu erwarten, im nächsten sieht es anders aus."
Die Flensburger demonstrierten, dass sie schon in dieser Saison große Ziele angreifen können. "Wir haben ja gezeigt, dass wir wirklich alle schlagen  können", sagte Mogensen, dem der Verzicht auf die Handball-WM sichtlich gut getan hat. Der Mittelmann sprühte vor Energie, Spiellaune und Lust aufs Torewerfen in einer Partie, die  ganz seinen Geschmack traf: "Ein Riesenfight, viele Emotionen."

Wieder einmal raubte SG-Torhüter Mattias Andersson einem Gegner den letzten Nerv, als er in der zweiten Halbzeit begann, auch recht respektable Würfe zu fangen und unmittelbar den Gegenstoß einzuleiten. Da hielt es nach 37 Minuten niemanden mehr auf den Sitzen.

Welches Potenzial im inzwischen wieder gut gefüllten Kader der SG steckt, deutete das Comeback von Lars Kaufmann an. Es fehlt noch ein wenig Timing und Präzision, doch die Wurfgewalt hat nicht gelitten, wie am Dienstag zu bestaunen war. "Ich bin froh, dass ich die Knieoperation habe machen lassen. Ganz neu wird es ja nie, aber es ist viel besser als vorher. Ich bin auf dem Weg nach oben", sagte der Halblinke gut gelaunt.

Als Dritter der Gruppe A in der europäischen Königsklasse empfängt die SG heute ein Team "mit vielen interessanten jungen Spielern, die Gas geben werden", so Ljubomir Vranjes. Nach dem 37:31 im Hinspiel bei Partizan Belgrad sollten unbedingt wieder zwei Punkte  her. Denn es winkt ja noch ein zweites Final Four, und der Weg dorthin könnte für einen Gruppensieger mit etwas Losglück in der K.o.-Runde weniger steinig beginnen.