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Rhein-Neckar Löwen

In den letzten Wochen war in der DKB Handball-Bundesliga viel von Überraschungen die Rede, von Mannschaften, die die Erwartungen bislang übertroffen haben. Zu diesen zählen ohne Frage die Rhein-Neckar Löwen. Sie schrumpften sich nach dem Ausstieg des einst mächtigen Mäzens Jesper Nielsen gesund – und fanden dabei offensichtlich eine so gesunde Struktur, dass sie zur Halbzeit der Saison mehr denn je von ihrem ersten Titel in der Vereinsgeschichte träumen dürfen. Die Badener tanzen noch auf allen drei Hochzeiten, führen derzeit sogar die DKB Handball-Bundesliga an – vor dem einst übermächtig erscheinendem THW Kiel. „Da wächst ein verschworener Haufen zusammen", strahlte Manager Thorsten Storm. „Das Team hat großen Ehrgeiz und Hunger."

Alexander Petersson gehörte drei Jahre zum SG-Aufgebot.

Viele namhafte Profis hatten in den letzten Monaten den Mannheimer Raum verlassen. Jeder Abgang drosselte die Erwartungen. Doch bei genauerem Hinsehen ließ sich frühzeitig vieles relativieren: Viele der Abgewanderten hatten enttäuscht, während im Gegenzug drei Transfers die Experten frühzeitig aufhorchen ließen. Mit dem erfahrenen Linkshänder Alexander Petersson, der von 2007 bis 2010 für die SG Flensburg-Handewitt im Einsatz war, verpflichteten die Rhein-Neckar Löwen einen mannschaftsdienlichen Spieler mit äußerst leidenschaftlicher Moral. Der Schwede Kim Ekdahl du Rietz funkelte bereits im Sommer als Rohdiamant, gewann dann schnell etliche Bundesliga-Karat dazu. Zusammen mit dem Schweizer Andy Schmidt oder dem Serben Zarko Sesum verfügen die Süddeutschen über eine hervorragende zweite Reihe.

Eine Verstärkung verzeichneten die Badener auch im Tor. Als noch Jesper Nielsen das Sagen hatte, ließ der dänische Weltklasse-Keeper Niklas Landin die Angebote aller anderen Top-Klubs links liegen und heuerte bei den Löwen an. „Ich werde in der Bundesliga gegen die besten Mannschaften Europas spielen – das ist eine weitere Stufe in meiner Karriere“, sagte der 24-Jährige zu seinem Wechsel. Zusammen mit Routinier Goran Stojanovic bildet der Mann der Zukunft ein exzellentes Gespann für das Gehäuse.

Uwe Gensheimer ist derzeit verletzt.

Eine Konstellation, die im Löwen-Rudel nicht selbstverständlich ist. Auf einigen Positionen steht nur ein renommierter Mann, was den Verantwortlichen gerade nach dem Achillessehnenriss von Star Uwe Gensheimer beunruhigte. Sie suchten händeringend nach Ersatz. Thorsten Storm klopfte sogar bei einem alten Bekannten aus Flensburger Zeiten an: bei SG-Legende Lars Christiansen. Der 40-Jährige ließ sich aber nicht zu einem überraschenden Comeback überreden. Fündig wurde man schließlich im isländischen National-Linksaußen Stefan Sigurmannsson.

Der Aufschwung der Löwen sorgt in der Mannheimer Metropolregion für eine Menge Euphorie. 8200 Zuschauer pilgerten im Schnitt in die SAP-Arena, in der letzten Serie waren es noch gut 1500 Fans weniger. Trainer Gudmundur Gudmundsson und seine Mitstreiter wissen aber nur zu gut, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Die 17:28-Niederlage im November im Spitzenspiel gegen den THW Kiel zeigten ganz klar die Grenzen auf. Auch das Remis gegen Göppingen kurz vor Weihnachten war ein Schuss vor den Bug. Zudem wird die Belastung für die Spieler in den nächsten Wochen deutlich ansteigen. Im reformierten EHF-Cup beginnt die neue Gruppenphase. Die Rhein-Neckar Löwen müssen ins slowakische Presov, ins dänische Kolding und ins ukrainische Zaporozhye reisen.