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Untergang direkt nach dem Pausentee

(Flensborg Avis; Ruwen Möller) Zehn Jahre nach dem ersten DHB-Pokalsieg in der Vereinsgeschichte wollte die SG Flensburg-Handewitt endlich den vierten Pokaltitel einfahren und sich für die beiden Endspiel-Niederlagen gegen den THW Kiel von 2011 und 2012 revanchieren. Alleine daraus wurde nichts. Obwohl die SG zur Pause beim 16:12 wie der Sieger aussah, rückte der THW Kiel das Kräfteverhältnis am Ende wieder zurecht und gewann 33:30.

Während es für die SG die dritte Endspiel-Schlappe gegen den Erzrivalen in Folge war, feierten die "Zebras" ihren insgesamt neunten Pokal-Erfolg der Geschichte. Vor 13.052 Zuschauern in der ausverkauften o2 World in Hamburg entwickelte sich von Beginn an ein hochklassiges Finale. Flensburg hatte den besseren Start, da Torhüter Mattias Andersson einmal mehr eine Spitzenleistung zeigte. Zudem funktionierte die Offensive bestens. Hier führte der alles überragende Thomas Mogensen Regie.

Mitte der ersten Hälfte steigerte sich jedoch Kiels Torwart Thierry Omeyer, und nach 22. Spielminuten traf Filip Jicha in Unterzahl zur THW-Führung: 10:9. Die SG legte jedoch ein fantastische Schlussphase hin, in der Steffen Weinhold vorne und immer wieder Andersson hinten die Akzente setzen. Bis zur Pause zog Flensburg auf 16:12 davon. Kleiner Wehrmutstropfen auf Seiten der SG. Der ohnehin am Knie angeschlagene Anders Eggert musste nach einem Foul von Marcus Ahlm zwischenzeitlich behandelt werden. Der Däne kam zwar wieder zurück aufs Feld, er lief im wahrsten Sinne des Wortes aber nicht "rund".

Apropos: Der Start in die zweite Hälfte war für Flensburg zum Vergessen. Innerhalb von vier Minuten stand es 16:16 und eine handvoll Spielminuten später war Kiel wieder vorne: 18:17. Es kam noch schlimmer. Der Rekord-Pokalsieger zog auf 22:18 davon, SG-Kreisläufer Michael V. Knudsen sah nach der dritten Hinausstellung die rote Karte (48.), und beim 27:23 (52.) war der Widerstand der SG endgültig gebrochen.

Auch wenn sich Mogensen, Steffen Weinhold und Petar Djordjic mit ihren Toren wehrten, es sollte nicht reichen. Andersson fand nicht mehr die Form aus dem Halbfinale, Holger Glandorf erzielte gar kein Tor und dass Eggert nur mit halber Kraft spielen konnte, war ebenfalls ein Nachteil. Schwacher, aber immerhin kleiner Trost für die SG: Ihre Fans feierten die Mannschaft dennoch. Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass Flensburg in dieser Saison zwar dichter an Kiel herangerückt ist, der große Angriff auf der Überholspur kann allerdings erst nächste Saison kommen oder in der Chanmpions League.

Eggert-Ausfall spürbar
SG-Linksaußen Anders Eggert war bereits mit Knieproblemen in das Endspiel gegangen und nach einem Foul von Marcus Ahlm wurde es nicht besser. Ganz im Gegenteil: Der Däne musste bereits in der ersten Halbzeit behandelt werden und wurde am Knie bandagiert. Die SG versuchte es teilweise mit Jacob Heinl auf Linksaußen oder mit zwei Kreisläufern. Eggert kam auch wieder zurück ins Spiel, aber der dänische Nationalspieler war deutlich gehandicapt. Seine beiden Siebenmeter verwandelte er sicher und aus spitzem Winkel traf er auch noch einmal, dennoch sagte sein Coach Ljubomir Vranjes hinterher: "Darauf waren wir nicht vorbereitet. Wir hatten die Variante mit zwei Kreisläufern kaum trainiert. Eggert hat uns gefehlt und wir mussten unser Spiel komplett ändern. Auch das war einer der Gründe, weshalb wir am Ende verloren haben."

PROMINENZ. Reichlich prominente fanden am vergangenen Wochenende den Weg zum Final Four nach Hamburg. Da war zum einen SG-Ikone Lars Christiansen, der von 2003 bis 2005 den Pokal mit Flensburg gewonnen hat. Mit den Worten "Hallo Legende" wurde Christiansen von Kiels Gudjon Valur Sigurdsson begrüßt. Ebenfalls zu Gast war Flensburgs Meistertrainer von 2004 Kent-Harry Andersson. Und auch Rainer Cordes, Trainer der Dritten bei der SG, schaute sich das Finale an.

PROMINENZ II. Außerdem waren Handball-Legende Joachim Deckarm, Bundestrainer Martin Heuberger, Junioren-Nationalcoach Markus Baur und auch Heiner Brand (DHB-Manager) in der Halle. Und auch andere Sportarten haben das Final Four für sich entdeckt. Ex Fußball-Profi Frank Rost schaute ebenso vorbei wie die dreifache Olympiasiegerin Kati Wilhelm oder Stabhochspringer Björn Otto (Olympia-Silber 2012).

KREATIV. Für ganz besondere Atmosphäre sorgten die Fans der SG Flensburg-Handewitt beim Final Four. Ausgestattet mit T-Shirts, Tröten und vor allem Plakaten mit dem Konterfei jedes einzelnen ihrer Lieblinge sorgten sie beinahe für südländische Stimmung im hohen Norden. "Die Unterstützung unserer Fans war fantastisch, dafür ein riesen Dank", so SG-Spielmacher Thomas Mogensen. Es blieb jedoch nicht nur bei warmen Worten für den Anhang. Gestern Abend traf die Mannschaft noch in der Club100-Lounge an der Flens-Arena ein, wo die daheimgebliebenen SG-Fans das Pokal-Turnier per Public Viewing verfolgt hatten.

KADERGRÖSSE. SG-Trainer Ljubomir Vranjes hatte in Hamburg ein Luxus-Problem: Alle Spieler waren fit. Sogar Arnór Atlason machte sich an beiden Tagen mit der Mannschaft warm, saß dann aber als Co-Trainer auf der Bank. Für Malte Voigt und Morten Dibbert war dort allerdings kein Platz. Die beiden Youngster waren Nummer 15 und 16 im Kader und mussten auf der Tribüne Platz nehmen.