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Junge Garde bereitet Vranjes Freude

(sh:z; Jan Wrege) Es hätte ein Schlachtfest werden können, aber das wollte Ljubomir Vranjes seinem   Freund Manolo nicht antun. Der Trainer der SG  Flensburg-Handewitt war im letzten Heimspiel der Gruppen A in der Handball-Champions-League gegen Ademar Leon mit einem   27:22 (14:10)-Erfolg zufrieden. Ob der deutsche Vizemeister den frisch eroberten Gruppenrang eins behält oder auf zwei oder drei abschließt, entscheidet sich an anderer Stelle. Gegen den Tabellendritten der Liga Asobal auf Torjagd zu gehen, wäre   vergnüglich, aber überflüssig gewesen.

Leons Coach Manolo Cadenas dankte mit einer freundlichen Prognose: "Flensburg hat eine der besten Mannschaften der Welt. Wenn  sie so weiterspielt, wird sie sicher das Final Four der Champions League erreichen." Antwort Vranjes: "Manolo ist sehr nett, man freut sich, so etwas zu hören."

Aber das Final Four beherrscht noch nicht die Gedanken des SG-Trainers. Vielmehr wundert er sich über Funktionäre, die immer neue Absonderlichkeiten kreieren wie die Abrechnung bei Gleichstand nach Punkten und Tordifferenz zwischen zwei Teams in der CL-Gruppenphase. Die SG würde gegen den HSV nach einer 28:31-Niederlage auswärts und einem 29:26-Heimsieg im direkten Vergleich unterliegen, weil die Maximalzahl an erzielten Toren in einem Spiel (HSV 31, SG 29) mehr zählt als wie sonst üblich die Mehrheit der Auswärtstore (SG 28, HSV 26).

Ab der K.o.-Runde ist es kurioserweise wieder umgekehrt. "Ich bin überrascht. Man sollte einheitliche Regeln haben. Wir haben ja auch nicht eine Drei-Schritte-Regel in Spanien und eine Vier-Schritte-Regel in Deutschland", sagte der SG-Trainer. Sollte der HSV morgen in Belgrad oder am 23. Februar gegen Montpellier nicht noch patzen, kann die SG aus eigener Kraft nur Zweiter werden - mit einem Sieg in Tschechow am nächsten Donnerstag.

Die Rechnerei trübte die Laune des SG-Trainers nicht. "Es war der vierte Sieg in neun Tagen. Ich bin unglaublich stolz darüber, wie wir diese harte Zeit überstanden haben", meinte der Schwede und mahnte, den Job des Profis nicht zu unterschätzen: "Handball tut weh, es gibt immer auf die Fresse. Und beim Training stehe ich da und schreie die Spieler an. Es ist nicht einfach, sich jeden Tag wieder zu motivieren."

Überdies freute sich Vranjes, in Cadenas einen Weggefährten aus seiner Zeit in Spanien zu treffen. "Manolo ist ein Fuchs. Er ist einer der Besten der Welt, wenn es darum geht, eine Mannschaft aufzubauen. Ich habe viel von ihm gelernt", sagte Vranjes. Stars wie die Entrerrios-Brüder, Juanin Garcia oder Demetrio Lozano entstammen der Schule des Leon-Trainers, der seit 13 Jahren im Amt ist.

Weil ihm am Mittwoch die verletzten Spielmacher Ruesga und Alvarez fehlten, sah Cadenas in der Flens-Arena bald seine Felle schwimmen und Vranjes die Gelegenheit für ein Schaulaufen der zweiten Reihe gekommen. Zumal Anders Eggert (Grippe) und Michael Knudsen (anhaltende Kniebeschwerden) pausierten. Eine MRT-Untersuchung ergab, dass der Kreisläufer nicht operiert werden muss, die nicht mehr taufrischen Knorpelflächen im Gelenk aber Schonung benötigen.

Morten Dibbert, Florian von Gruchalla, Olafur Gustafsson und Thies-Jakob Volquardsen kamen zum Einsatz und bereiteten Vranjes Freude, Malte Voigt stand sogar in der Startformation. Der 20 Jahre alte Linksaußen ist auch schon eine Weile dabei, scheut sich aber nicht, ein flaues Gefühl zu gestehen. "In Balingen habe ich mal durchgespielt, in der Champions League war ich noch nie von Anfang an dabei. Klar war ich nervös", sagte Voigt, "aber als das erste Ding drin war, war es gut." Die Routiniers hätten ihn aufgemuntert. "Genieße es, sagten sie, mach dir keine Gedanken", berichtet der Nordfriese, der sich auch im TV-Kurzinterview bewährte. "Kam super rüber", lobte der Eurosport-Experte und frühere SG-Spieler Frank von Behren, "aber nächstes Mal darfst du gern zwei Sätze am Stück sagen."