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RK Partizan Belgrad

Im Januar 2012 stieg die Europameisterschaft in Serbien, die mit einem großen Erfolg für den Gastgeber endete: Silber! Einen Boom für den serbischen Vereinshandball lösten diese Titelkämpfe allerdings nicht aus. Landesmeister Partizan Belgrad verspürte keine besondere Nachfrage seitens der Wirtschaft. „Das ganze Land befindet sich in einer schwierigen finanziellen Situation, was sich auch auf den Sport auswirkt", erklärt Klub-Manager Aleksandar Blagojevic. „Es ist nicht einfach, Sponsoren zu finden. Deshalb sind wir froh über unsere eigene Handballschule. Wir bauen unsere eigenen jungen Talente auf, anstatt Geld in teure Spieler zu investieren."

Trainer Alexandar Brkovic

Der Haken: Wenn diese Akteure ein gewisses Niveau erreicht haben, werden sie interessant für potentere Vereine im Ausland. Vor Jahresfrist wechselte der Halblinke Ivan Dimitrijevic zum VfL Gummersbach, im Sommer zog es den bulligen Schlussmann Strahinja Milic zu Vardar Skopje. Im November schloss sich Rechtsaußen Milos Kostadinovic dem weißrussischen Klub Meshkov Brest an, und im Januar folgte der Halblinke Petar Zujovic nur einem halben Jahr nach der Rückkehr aus Tunis dem Lockruf der arabischen Wüste und heuerte im Katar an.

Nichtsdestotrotz: Der aktuelle Partizan-Kader hat Qualitäten, die Beobachter schwärmen lassen. Einige sprechen gar von der besten Partizan-Mannschaft aller Zeiten und bezeichnen 2012 als das erfolgreichste Jahr in der Klubgeschichte. Die jüngste Weltmeisterschaft in Spanien unterstrich diesen Eindruck. Mit der aus Nemanja Ilic und Bogdan Radivojevic  bestehenden Flügelzange sowie Kreisläufer Mijajlo Marsenic und Spielmacher Uros Mitrovic, in Serbien zum Spieler des Jahres gekürt, stellte der serbische Meister gleich vier Akteure für die Nationalmannschaft ab.

Nenad Maksic

Kein Neuland ist für den RK Partizan die VELUX EHF Champions League. Zum fünften Mal insgesamt, davon zum zweiten Mal in Folge, mischen die Belgrader im Konzert der Großen mit. „Dass wir nach dem letzten Jahr wieder dabei sind", erklärt Aleksandar Blagojevic mit einem gewissen Stolz, „unterstreicht unsere Qualitäten und unser Konzept." Allerdings musste sein Team beim Qualifikations-Turnier im Halbfinale zittern – und das trotz der Unterstützung von 2000 heimischen Fans. Am Ende reichte es gegen den FC Porto für einen 27:25-Erfolg. Das Endspiel gegen den RK Sloga entpuppte sich dann aber zur Freude des jungen Trainers Alexander Brkovic als Schaulaufen.

Das Ziel für die Hauptrunde war schnell definiert: Ein paar Punkte sollten her, und zwar gegen Leon oder Montpellier. „Über Flensburg und Hamburg müssen wir keine Worte verlieren, die kommen aus der Handball-NBA", sagte der 40-jährige Linkshänder und Kapitän Nenad Maksic. Und tatsächlich: Gegen Leon glückte der erste Königsklassen-Sieg seit November 2003, damals gegen ASKI Ankara.  Fast reibungslos läuft es bislang in der heimischen Liga. Ungeschlagen führt Partizan die Tabelle vor Vojvodina an. Lediglich die Unentschieden im Derby gegen Roter Stern und beim Tabellenzehnten Jugovic waren nicht eingeplant. Allerdings besuchen die Ligaspiele im Schnitt nur etwas mehr als 600 Zuschauer. Da verwundert es nicht, dass der serbische Meister in der Königsklasse das 200 Kilometer entfernte Nis als Heimstätte wählte. Man erinnert sich: Beim 37:31-Hinspielsieg musste die SG Flensburg-Handewitt dort durch eine kleine Hölle.