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Grandiose SG siegt in Montpellier

(sh:z; Jan Wrege) Alles sprach gegen die SG Flensburg-Handewitt. Doch mit einer unglaublichen Moral trotzte der deutsche Handball-Vizemeister Sonntagabend im Schlagerspiel der Gruppe A in der Champions League beim französischen Titelträger HB Montpellier allen Widrigkeiten und gewann sensationell mit 27:25 (12:14).
 
Vier verletzte Rückraumspieler fehlten den Flensburger in Südfrankreich, wo sie von einem Hexenkessel und wiedererstarkte Gastgeber empfangen wurden. Doch nicht genug damit, dass die Skandal umwitterten Akteure wie Nikola Karabativ, Dragan Gajic und Issam Tej anders als gegen den HSV Hamburg wieder spielen durften - die SG wurde zudem durch eine katastrophale Leistung der Schiedsrichter benachteiligt. Die schrägen Pfiffe der Isländer Eliasson/Gudjonsson kosteten die Gäste nicht nur etliche Bälle im Angriff, auch in der Abwehr wurden viele Aktionen völlig anders und zum Nachteil der SG bewertet.
 
Dennoch behielten die Flensburger kühlen Kopf und blieben jederzeit diszipliniert. Es war ein Triumph des Team- und Kampfgeistes sowie einer großartigen Strategie von Trainer Ljubomir Vranjes. Der war entsprechend glücklich nach dem kaum erwarteten Erfolg: "Wir haben zusammen mit dem Torhüter eine überragende Abwehr gespielt. Es machte Spaß, da zuzusehen", sagte der Schwede. "Ich kann nur die ganze Mannschaft loben. Jeder hat seinen Teil zum Sieg beigetragen."
 
Konsequent brachte Vranjes angesichts der Personalnot früh auch seine Youngster ins Spiel. Morten Dibbert und Malte Voigt machten ihre Sache gut, geradezu sensationell trumpfte aber Thies-Jacob Volquardsen im linken Rückraum auf. Selbstbewusst, als spielte er schon jahrelang international, und ungeheuer dynamisch warf sich der 23-Jährige in die Schlacht. Nicht nur mit seinen zwei Toren empfahl sich Volquardsen für die weitere Vertretung von Petar Djordjic, Lars Kaufmann, Arnor Atlason und Maik Machulla.
 
Die SG kam gut ins Spiel und führte nach neun Minuten mit 5:3. Dann begannen die erste und zweite Welle der Franzosen zu rollen, begünstigt durch Ballverluste der Flensburger im Angriff, zum Teil durch technische Fehler, zum Teil durch haarsträubende Fehlentscheidungen der Isländer.
 
Nach zwölf Minuten hatte Montpellier die Nase vorn. Im Feldangriff konnten die Franzosen gegen die SG-Abwehr und gegen den glänzenden Keeper Mattias Andersson jedoch kaum etwas ausrichten. Die Rückraumstars Karabatic und Petar Metlicic waren weitgehend abgemeldet, Torjäger William Accambray fehlte wegen eines Nasenbeinbruchs. So lebten die Franzosen hauptsächlich von Kontern.
 
Die SG blieb dran, weil sich die Notbesetzung im Rückraum im Laufe des Spiel gegen die extrem offensive Abwehr der Franzosen immer mehr steigerte. "In dieser Konstellation haben wir noch nie gespielt, deswegen hat es teilweise gehakt. So kamen anfangs die technischen Fehler zustande, die wir aber gegen Ende nicht mehr gemacht haben", sagte Linkshänder Steffen Weinhold, der diesmal zu den besten Flensburgern gehörte.
 
Nach der Pause drohte dem Bundesligisten das Spiel kurz zu entgleiten. Montpellier zog auf 16:12 (36.) davon. Doch die Flensburger kämpften sich zurück. "Wir haben immer weiter gemacht. Lange bin ich nicht mehr so stolz auf diese Mannschaft gewesen", sagte Vranjes. Die Führung wechselt noch mehrfach bis zum 25:25 nach 58. Minuten. Dann brachten eine großartige Parade von Andersson sowie die Tore von Lasse Svan Hansen und Tobias Karlsson die Entscheidung.