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Unter Torjägern

(Flensborg Avis; Ruwen Möller) In der Champions League Vorrunden-Gruppe A kommt es in den kommenden acht Tagen gleich zwei Mal zum Norddeutschland-Duell: HSV Handball gegen die SG Flensburg-Handewitt. Zunächst gastiert die SG morgen (17.30 Uhr/live Eurosport) in Hamburg und eine Woche später steht in der "Flens Arena" das Rückspiel an. Wer am Ende die Nase vorn hat wird auch in einem ganz besonderen Zweikampf auf den Außenbahnen entschieden. Hier stehen sich die beiden dänischen Nationalspieler Anders Eggert (SG) und Hans Lindberg (HSV) im direkten Duell gegenüber. Beide gehören zu den weltbesten Spielern auf ihrer jeweiligen Position und sind die personifizierte Torgefahr.

Doch wer ist tatsächlich der Beste? Zunächst ein Blick auf die Zahlen: Sowohl in der Bundesliga als auch der Champions League ist Lindberg aktuell der erfolgreichste Torjäger. In beiden Kategorien ist ihm Eggert allerdings dicht auf den Fersen und in Sachen Siebenmeter liegt der Linksaußen der SG sogar vorne. "Wer besser ist? Dafür muss man sich die Trefferquote anschauen", sagt Eggert und grinst. Auch hier das gleiche Bild: Lindberg liegt bei der Gesamtzahl der Tore vorne, Eggert bei den Strafwürfen. Das erklärt möglicherweise, wieso Lindberg im Nationalteam seinem Landsmann an der Strafwurflinie den Vorzug lassen muss.

"Früher hat Lars Christiansen die 7-Meter in der Nationalmannschaft geworfen, als sein Nachfolger auf Linksaußen habe ich das einfach übernommen", so Eggert. "Hans wirft die Siebenmeter eher hart und geradeaus, ich eher trickreich, oft mit viel Schnitt in den Bällen", erklärt er zudem gleich noch die unterschiedliche Vorgehensweise der beiden Strafwurf-Experten. "Beim Konterlaufen ist unser Spiel dagegen sehr ähnlich. Wir kommen da oft von der Halbposition zum Erfolg", sagt Eggert, der mit einem Lächeln auf den Lippen offen lässt, wer von beiden schneller ist.

Zurück zu den Zahlen: In der Saison 2009/10 war der 31-jährige Lindberg mit 257 Treffern Torschützenkönig der Bundesliga. Diesen Titel holte sich in der darauffolgenden Spielzeit sein ein Jahr jüngerer Landsmann mit 248 Volltreffern. "Hans ist ein starker Flügelspieler und profitiert außerdem davon, dass er mit Marcin Lijewski einen Teamkollegen auf Halbrechts hat, der ein gutes Auge für den Außen besitzt. Außerdem ist Hans wohl etwas gefährlicher aus dem Rückraum als ich", gesteht Eggert. Er hat jedoch noch einen Trumf in der Hinterhand, womit wir am Ende wieder bei den Zahlen wären. Am vergangenen Mittwoch erzielte Lindberg satte 17 Tore beim 33:32-Erfolg des HSV in Lübbecke - persönlicher Rekord. Darüber kann Eggert jedoch nur spitzbübisch Lächeln. "Ich habe schon mal 18 Treffer in einem Spiel geworfen", sagt er stolz. Vor genau einem Jahr, als die SG 43:27 gegen Gummersbach gewann, stellte Eggert einen neuen Vereinsrekord auf.

"Ein Tor mehr vom Linksaußen der SG als vom Rechtsaußen des HSV, damit wäre ich auch diesmal wieder zufrieden", schickt Eggert noch eine Kampfansage an seinem Nationalmannschafts-Kumpel. Selbstbewusst schiebt er hinterher: "Wir werden gewinnen, weil wir als Kollektiv besser sind". Zudem hat die SG noch ein Ass im Ärmel. Mit Lasse Svan Hansen ist nämlich der dritte torgefährliche dänische Außenspieler auch in der Fördestadt zu Hause. Und der hat sich rechtzeitig zu den Duellen in der Königsklasse wieder 100 Prozent fit gemeldet. Seine Wadenzerrung hat er überwunden und ist bereit für den Nord-Klassiker. Um ihm dennoch hin und wieder eine Pause gönnen zu können, überlegt SG-Trainer Ljubomir Vranjes Marc Blockus aus der Zweiten mit in den Kader zu nehmen. Neuzugang Florian von Gruchalla ist erst ab dem Achtelfinale spielberechtigt. Thies-Jakob Volquardsen rückt für den verlezten Lars Kaufmann ins Team rückt. Beim HSV fehlen Johannes Bitter, Oscar Carlén und Torsten Jansen. Michael Kraus, Blazenko Lackovic und Igor Vori sind angeschlagen.