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Das besondere Kribbeln

(sh:z; Jan Wrege/Joachim Hobke) Marko Vujins Augen glänzen. „THW gegen Flensburg? Da habe ich schon viel drüber gehört. Das ist wohl das bekannteste und geschichtsträchtigste Handballderby in Europa. Aus Erzählungen weiß ich, dass am Mittwoch eine unglaubliche Stimmung sein wird und beide Mannschaften einen unglaublichen Handball spielen werden.“ Dem Neuzugang des THW Kiel ist die Lust auf sein erstes Landesderby anzumerken. Heute stehen sich die „Zebras“ und die SG Flensburg-Handewitt zum 51. Mal in der Handball-Bundesliga gegenüber. Anpfiff in der Kieler Ostseehalle ist um 19.30 Uhr (live auf Sport1).

Nicht nur Vujin spürt das „besondere Kribbeln“ vor dem Nordduell. „Man muss nicht viel zu diesem Spiel sagen. Das wird ein Spitzenspiel. Ich erwarte eine extrem schwere Partie – eben ein klassisches Derby. Zwischen Flensburg und Kiel herrscht eine unglaubliche Rivalität“, fügt Mitspieler Filip Jicha an. Neben dem Prestige geht es auch um zwei wichtige Punkte für beide Teams. Gewinnt das Team von Trainer Alfred Gislason, der auf den verletzten Kreisläufer Rene Toft Hansen verzichten muss, und verlieren parallel die Rhein-Neckar Löwen beim HSV Hamburg, stehen die Kieler erstmals in dieser Saison dort, wo sie nach eigenem Selbstverständnis hingehören: an der Spitze des Klassements. Trotz zuletzt 13 Siegen in Serie in Pflichtspielen gegen die Flensburger geht der Rekordmeister mit Respekt an die Aufgabe gegen den Tabellenfünften. „Das wird eine ganz schwere Aufgabe“, sagt der Kieler Coach. „Ich habe Flensburg schon vor der Saison als Mitfavorit im Titelrennen genannt, und die bisherigen Ergebnisse und die Spielweise der SG haben mich in dieser Meinung bestärkt. Ich erwarte ein schönes Spiel und eine großartige Stimmung.“

Vorfreude auf das Derby herrscht auch im Flensburger Lager. Selbst die aktuellen Verletzungssorgen können Ljubomir Vranjes die Laune nicht verderben. „Ich mag Herausforderungen. In Kiel stehen wir wieder vor einer riesigen Herausforderung“, sagt der SG-Trainer, der auf den möglichen Ausfall von  Lasse Svan Hansen reagieren muss.  Der dänische Rechtsaußen zog sich im Länderspiel gegen Argentinien eine  schwere Muskeldehnung in der linken Wade zu. Sein Einsatz ist höchst fraglich. Um nicht einen Faserriss zu riskieren, der sechs Wochen Pause bedeuten könnte,  soll  Svan nur spielen, wenn er  nahezu schmerzfrei ist.

Vranjes hat sich darauf eingestellt, zur Not ohne gelernten Rechtsaußen  klarzukommen, denn für Svan Hansen gibt es bei der SG keinen Ersatz. „Wir müssen unser Spiel ändern. Das wird schon“, meint der   Schwede zuversichtlich. Im linken Rückraum ist Lars Kaufmann nach wie vor nur begrenzt einsatzfähig. Er setzt wegen seiner Meniskusverletzung derzeit mit dem Training aus und wird nur phasenweise spielen können. Vranjes versucht wie immer, das Positive zu sehen: „Wir können etwas anderes probieren, die Verantwortung wird anders verteilt – das macht Handball so interessant.“

Obwohl die SG sich dem THW wieder sportlich angenähert hat, wie sich auch bei der 26:29-Niederlage im August im Münchner Supercup-Spiel zeigte, bleiben die Kieler für den SG-Trainer der „Riesenfavorit“. Dass Kreisläufer Toft Hansen ausfällt, habe kaum Gewicht. „Ahlm spielt sowieso fast 60 Minuten“, meint Vranjes. Auch der Umbau des Meisterteams mit vier neuen Akteuren  in dieser Saison sollte den THW nicht vor besondere Probleme stellen. „Ich sehe Jicha, Ilic, Palmarsson, Zeitz, Narcisse – der Grund ist da und Zeit genug, Vujin einzuspielen. Und ein Außen wie Sigurdsson hat ohnehin gar kein Problem, gleich loszulegen. Wir werden auf jeden Fall richtig zu tun bekommen in den 60 Minuten“, sagt der Flensburger.