Stripes
Stripes
Archiv

SG will am Thron des THW rütteln

(Flensborg Avis; Volker Metzger) Wenn heute Abend in der Kieler Sparkassen-Arena der Vorhang fällt, steht nicht irgendein x-beliebiges Handball-Spiel auf dem Programm. "Im Norden ist es das Ur-Derby, das immer für Brisanz, Spannung und Vorfreude sorgt", steckt SG-Manager Dierk Schmäschke die Dimensionen für das Aufeinandertreffen des THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt (Anwurf 19.30 Uhr - live auf Sport1) zunächst grob ab.

In der Tat stehen sich die Rivalen heute schon zum 72. Mal in einem Pflichtspiel gegenüber, zum 51. Mal kämpfen die beiden Handball-Schwergewichte heute Abend um Bundesliga-Punkte. "Nach den Vorzeichen zu bewerten, ist der THW Kiel klarer Favorit", urteilt Schmäschke, "zu Mal wir personell gesehen doch recht angeschlagen sind." In der Tat spricht einiges dafür, dass der Rekordmeister und dreifache Champions-League-Sieger aus Kiel seine Erfolgsquote gegen den Nachbarn von der dänischen Grenze um Sieg Nummer 32 erweitert und zugleich den vierzehnte Derbysieg in Folge landen kann.

Allerdings scheint die Dominanz des THW Kiel im Vergleich zum Vorjahr nicht mehr derart ausgeprägt zu sein. Das 26:26-Unentschieden bei den Füchsen in Berlin (Mitte September), der bislang einzige Punktverlust der Kieler, sowie der am Ende recht glückliche 33:30-Auswärtssieg beim HSV Ende Oktober lassen die Konkurrenz darauf hoffen, dem Titelgiganten einen erneuten Durchmarsch vermiesen zu können. "Wir werden natürlich alles versuchen um in Kiel zu bestehen. Dennoch werden wir gerade mit unseren angeschlagenen Spielern kein Riskio eingehen. Wir haben immerhin ein Hammerprogramm bis Weihnachten und wollen dort gut durchkommen", erläutert Schmäschke.

Auch wenn der Manager seinem Team "eine sehr konstante Leistung über einen langen Zeitraum bescheinigt", schmälern die drohenden Ausfälle von Lars Kaufmann (Kniebeschwerden), Lasse Svan Hansen (Wadenmuskel) und Tobias Karlsson (Rücken) die ohnehin überschaubaren Erfolgs-Aussichten. "Da ich nicht weiß, mit welchen Spielern wir in Kiel antreten können, ist eine Prognose sehr schwer. Klar ist nur, dass wir das schwerste Auswärtsspiel der Welt bestreiten werden und wir mit unserem Kader das Beste herausholen wollen", betont Ljubomir Vranjes. Der SG-Coach freut sich trotz der Personalsorgen auf das Gastspiel beim "Riesen-Favoriten" und lässt sich darüberhinaus nicht in die Karten schauen.

Für eine Extra-Portion Zuversicht sorgt hingegen Arnór Atlason. Der versierte Rechtshänder hat sich prima in das Team des Vizemeisters und Europacup-Siegers intergriert und ist durchaus in der Lage, die zu erwartende Lücke im linken Rückraum sowie im ­Deckungszentrum adäquat zu besetzen. Gar angriffslustig zeigt sich Torhüter Mattias Andersson. Der schwedische Nationalkeeper, der seinen Vertrag bei der SG bis 2015 verlängert hat, will bei seinem Ex-Verein alles andere als nur brav die Punkte abliefern. "Man hat ja zuletzt gegen die Füchse gesehen, was wir können. Wenn wir eine vergleichbar disziplinierte Leistung zeigen können, dann wir es ein spannendes Spiel", ist Andersson überzeugt.

Bei der Rückkehr an seine ehemalige Wirkungsstätte, immerhin trug der Schwede von 2001 bis 2008 das Trikot der Zebras, steht die Wiedersehens-Freude klar im Hintergrund. "Natürlich kennt man immer noch viele Leute in Kiel, auch wenn die Spieler aus gemeinsamen Zeiten immer weniger werden", so die Flensburger Nummer eins, "aber wir sind dem THW Kiel mit jedem Spiel näher gekommen. Ich bin sehr zuversichtlich." Als großes Plus bescheinigt man im Hause der SG dem Rivalen "über eine enorm stark besetzte Bank" zu verfügen, die viele Wechselmöglichkeiten ermöglicht.