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Tolle Abwehr, phänomenaler Andersson

(sh:z; Jan Wrege) Furiose Flensburger, fassungslose Füchse: Im Spitzenspiel der Handball-Bundesliga überrannte der Vizemeister SG Flensburg-Handewitt die bislang ungeschlagenen Berliner mit 29:18 (13:11). Das packende Duell auf Augenhöhe wandelte sich in der zweiten Halbzeit zum Schaulaufen der Gastgeber, die von 5717 Besuchern in der Campushalle frenetisch gefeiert wurden.

"Das muss man genießen. So ein Spiel erlebt man nicht jeden Tag", sagte SG-Torhüter Mattias Andersson , der aus einer geschlossenen Mannschaft wieder einmal herausragte. Er erfüllte die ihm zugewiesene Schlüsselrolle "vielleicht sogar besser als erwartet", wie er völlig zu Recht feststellte. 25 abgewehrte Bälle bei nur 17 Gegentoren (einen 7m kassierte Rasmussen) - das ist eine beinahe utopisch anmutende  Quote.  Andersson lobte aber auch seine Abwehr ("einfach überragend") und würdigte das Geschick von Trainer Ljubomir Vranjes: "Vor dieser Taktik muss man den Hut ziehen."

Die präzise eingestellte Flensburg Defensive raubte den Füchsen endgültig den Nerv, als nach 37 Minuten gleich drei Berliner Angreifer in Manndeckung genommen wurden: Eggert gegen Jaszka, Svan Hansen gegen Romero und Weinhold gegen Christophersen. Minutenlang fiel den Gästen dazu gar nichts ein, die SG rannte von 16:12 auf 21:12 (41.) davon.

Selbst in zwei Auszeiten binnen vier Minuten konnte Füchse-Coach Dagur Sigurdsson seine Leute nicht wieder in die Spur setzen.  "Wir hatten einen Blackout, haben den Kopf  und den Spielplan verloren", sagte der Isländer. Sein beste Idee bestand noch darin, den Torhüter Silvio Heinvetter, der wie ein Duracell-Hase  mit vollem Akku, aber desolaten Sicherungen auf dem ganzen Feld umherirrte, gegen Petr Stochl zu tauschen. Der verhinderte ein noch größeres Desaster.

Nach einer solchen Entwicklung hatte es zunächst nicht ausgesehen. Die am Dienstag im Pokal gescheiterten Berliner traten ebenso konzentriert auf wie die Gastgeber, ließen sich von einem 3:7-Rückstand (14.) nicht schocken  und lieferten der SG die erwartete,   kämpferisch wie spielerisch auf hohem Niveau stehende Auseinandersetzung. Früh deutete sich aber an, dass Flensburg den Vergleich  der Keeper für sich entscheiden würde. Heinevetter zeigte einige   spektakuläre Paraden, doch Andersson hielt konstanter.

Im Angriff  spielte die SG den entscheidenden Tick präziser und disziplinierter, so dass Berlin  nie zum Kontern kam. "Ich habe kein Tor aus der ersten Welle gekriegt, das ist ein Zeichen für einen sehr guten Angriff", sagte Andersson. Beachtliche Schlagkraft entwickelte die linke Seite der SG. Arnor Atlason  agierte ebenso stark wie Lars Kaufmann, der sich seine Knieprobleme nicht anmerken ließ. Konsequent setzten die Flensburger bis zum Schluss ihr Konzept durch. "Elf Tore gegen so eine Spitzenmannschaft sind schon überraschend, aber es war auch  ein fast perfektes Spiel von uns",  jubelte Kreisläufer Michael Knudsen.