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Füchse Berlin

Atletico Madrid und MKB Veszprém waren in der letzten Saison in der Max-Schmeling-Halle, der FC Barcelona wird bald in der gigantischen O2 World gastieren. Die Füchse Berlin sind angekommen in der großen Handball-Welt. Seit letztem Herbst sind sie Königsklassen-Teilnehmer und stürmten gleich im ersten Anlauf in das VELUX EHF FINAL 4 in Köln. „Damit ist ein Traum in Erfüllung gegangen", sagt Manager Bob Hanning. „Aber wir arbeiten weiter hart für den Erfolg und wollen in fünf Jahren vier Mal im europäischen Wettbewerb vertreten sein."

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Manchmal werden er und seine Mitstreiter sich kneifen, ob der enormen Entwicklung der letzten Jahre. Erst 2007 waren die Ballwerfer aus der Bundeshauptstadt in die DKB Bundesliga aufgestiegen und beendeten das Handball-Vakuum an der Spree. Für die ersten Schritte hatte zumindest ein Boden zur Verfügung gestanden, der Tradition aufgesogen hatte. Der Berliner SV 1892 zum Beispiel war 1956 und 1964 Deutscher Meister, und in der DDR gehörte Dynamo Berlin zu den großen Namen, die nach der Wiedervereinigung in der Versenkung verschwanden.

Im Westen hatten die Reinickendorfer Füchse schon einmal einen Frühling erlebt, und zwar in der ersten Hälfte der 80er Jahre. Fans der ehemaligen SG Weiche-Handewitt werden sich erinnern: Mit Akteuren wie Zvonimir Serdarusic, Walter Don, Klaus Wöller oder Roberto Pries zitterten sich die Berliner in der Aufstiegsrunde 1981 im Handewitter Sportzentrum ins Handball-Oberhaus. Ein Jahr später waren sie Bundesliga-Dritter und erreichten 1983 gar das Halbfinale im Europapokal. Treibende Kraft war damals der Immobilienmakler und Mäzen Willi Bendzko. 1986 schraubte er sein Engagement merklich zurück und stieg dann aus: Der freie Fall der Füchse begann und führte bis in die Viertklassigkeit.

Kapitän Torsten Laen

Ab 2002 dümpelten die Reinickendorfer zumindest wieder in den tieferen Gefilden der Zweitklassigkeit. Dann der Mai 2005: Gerade war Bob Hanning als Trainer des HSV Hamburg beurlaubt worden, als ihn ein Anruf erreichte. Am anderen Ende der Leitung: Ulli Theis, ein ehemaliger Handball-Torwart, inzwischen aber Berliner Unternehmer. „Bob, wir brauchen deine Hilfe, die Reinickendorfer Füchse bekommen keine Lizenz für die zweite Liga“, sagte dieser. Bob Hanning zeigte sich von den Chancen des Handballs in der Bundeshauptstadt überzeugt und holte die DKB-Bank als wichtigen Partner ins Boot.

Fortan firmierte der Klub als Füchse Berlin und spielte in der Max-Schmeling-Halle. 2006 wurde der Kader deutlich verstärkt. Zu den Neuzugängen zählten damals Torwart Petr Stochl und Rechtsaußen Markus Richwien, die als einzige im aktuellen Aufgebot das „Aufsteiger-Lied" von 2007 beherrschen. In das Abenteuer „Bundesliga" starteten die Füchse bereits mit einem Etat von 2,4 Millionen Euro. Kontinuierlich wurde das Team verstärkt. Zwei dritte Plätze in der DKB Bundesliga und die Teilnahme an der VELUX EHF Champions League krönten bislang den Aufschwung.

Aufsteiger 2007: Markus Richwien

Seit 2009 hat der Isländer Dagur Sigurdsson auf der Bank das Kommando. Der isländische Trainer ist Miteigentümer eines Hostels im Zentrum von Reykjavik und nutzte dieses als Plattform für das sommerliche Trainingslager. Die Mannschaft bezog gemeinsam ein 16er-Zimmer. Team-Building rund um die Uhr hieß die Devise. „Wir dürfen mit dem Erreichten nicht zufrieden sein", erklärte Dagur Sigurdsson. „Wir müssen nochmals eine Schippe drauflegen."

Gegenüber den anderen Spitzenklubs hatten die Berliner einen klaren Vorteil: Mit Linksaußen Ivan Nincevic mussten sie nur einen Akteur für die Olympischen Spiele abstellen und konnten sich sehr gut auf die neue Saison vorbereiten. Entsprechend gut verlief der Start. Nach neun Spielen sind die Füchse in der DKB Bundesliga noch immer ungeschlagen, jagten sogar dem THW Kiel einen Zähler ab. „Mit den Erfolgen ist unser Selbstvertrauen enorm gewachsen", weiß Kapitän Torsten Laen.