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Schongang reicht gegen alten Rivalen

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Der Arbeitstag war für Thomas Mogensen schon nach knapp 20 Minuten beendet. Der Spielmacher der SG Flensburg-Handewitt nahm auf der Auswechselbank Platz und verfolgte das Treiben auf dem Spielfeld aus für ihn ungewohnter Perspektive. Er konnte sich dabei entspannt zurücklehnen, denn der Gegner an diesem Abend war im Gegensatz zu vergangenen Zeiten kein Prüfstein für den deutschen Vizemeister. 33:22 (16:10) hieß es nach 60 einseitigen Minuten gegen eine Rumpfmannschaft des TBV Lemgo. Dieser Erfolg bescherte den Flensburgern den Sprung von Platz neun auf Rang fünf in der Handball-Bundesliga.

"Das hat doch Spaß gemacht heute", meinte ein ebenfalls entspannter SG-Trainer Ljubomir Vranjes. 48 Stunden nach dem Glanzauftritt in der Champions League gegen Medwedi Tschechow war seine Mannschaft zwar schwer in Tritt gekommen und hatte vor allem in der ersten Hälfte im Abschluss einige Male "unkonzentriert" gewirkt, "aber ein Sieg mit elf Toren ist okay", konstatierte der Flensburger Coach.

Die Flensburger hatten sich eigentlich auf ein schwereres Spiel gegen den alten Rivalen aus Ostwestfalen eingestellt, der den letzten Vergleich im Februar mit 31:29 für sich entschieden hatte. Doch ohne Fünf war der TBV bis auf die ersten zehn Minuten nicht in der Lage, die Flensburger vor ernsthafte Probleme zu stellen. "Die SG hat es gegen uns heute relativ einfach gehabt", musste denn auch Lemgos Trainer Dirk Beuchler eingestehen.

Seine Mannschaft hatte 60 Minuten gekämpft und versucht die SG, mit ständiger Tempoverschleppung aus dem Rhythmus zu bringen. Aber am Ende hatten die "jungen Hüpfer" aus Ostwestfalen doch Lehrgeld zahlen müssen. Mit einer Ausnahme: Dem erst 19-jährige Dennis Doden. Der Keeper aus dem Drittliga-Team des TBV, den Beuchler den Vorzug vor Lichtlein und Dresrüsse nach deren schwachen Leistungen beim 26:28 gegen Magdeburg gegeben hatte, hatte vor der Pause zehn Würfe abgewehrt und die Gäste damit vor einem weit höheren Halbzeitrückstand bewahrt. "Doden hat seine Sache sehr gut gemacht, aber wenn man frei vor dem Tor ist, muss man auch mit Köpfchen werfen", bemängelte Vranjes die schlechte Wurfausbeute in den ersten 30 Minuten.

Ansonsten hatte der 39-jährige Schwede wenig zu mäkeln. Schließlich hatte er sein Team an diesem Abend viel rotieren lassen. Mogensen spielte nur 20, Holger Glandorf und Steffen Weinhold jeweils 30 Minuten, dafür Arnor Atlason und Lars Kaufmann, der zuletzt weniger zum Einsatz gekommen war, umso länger. Kaufmann nutzte seine Chance, war neben Anders Eggert der erfolgreichste SG-Schütze (sieben Tore) und tankte damit Selbstvertrauen für die nächsten Aufgaben in der Champions League und im DHB-Pokal. Vom Trainer erhielt der Nationalspieler deshalb ein Sonderlob: "Lars hat das heute sehr gut gemacht."

Den Sieg mit elf Toren angesichts der Rotation im Angriff fand auch Anders Eggert "okay". Der Linksaußen war aber auch selbstkritisch genug, um zuzugeben, "dass wir heute mehr hätten machen können. Chancen dafür hatten wir genug." Der gleichen Auffassung war Lasse Svan Hansen Der Rechtsaußen warb allerdings bei den Fans auch um Verständnis dafür, dass die SG den Gegner nicht aus der Halle geschossen hatte. "Wenn man schnell klar führt, versucht man einfach Kräfte zu sparen", meinte der dänische Nationalspieler angesichts der noch bevorstehenden zahlreichen "englischen Wochen" beim Tanz auf "drei Hochzeiten" in der Bundesliga, der Königsklasse und im DHB-Pokal. "Da ruhst du dich in Abwehr und Angriff eben ein bisschen aus."

Das nahm der Trainer jedoch mit Gelassenheit zur Kenntnis. Vranjes war froh, das zweite Spiel im 48-Stunden-Rhythmus innerhalb einer Woche unbeschadet überstanden zu haben, und freute sich, "jetzt ein paar Tage zur Vorbereitung auf Ademar Leon zu haben". Am Sonntag bestreitet die SG ihr viertes Gruppenspiel der Champions League im Norden Spaniens.